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Immer wieder im Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft: die Rockergruppe Hells Angels.

© dpa/Fredrik von Erichsen

Urteile im Potsdamer-Rockerprozess gefallen: Drogenentzug und über acht Jahre Haft

Drei Männer aus dem Umfeld der Hells Angels haben große Mengen an Cannabis, Kokain und Crystal Meth verkauft. Dank Ermittlern aus Frankreich flogen sie auf.

Drei Männer aus dem Umfeld des Rockerclubs Hells Angels sind am Montag vom Landgericht Potsdam zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie in großem Stil mit Drogen gehandelt haben. Michael R. ist zu acht Jahren und zwei Monaten, Sebastian R. zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Gericht sieht die beiden als Anführer der Gruppe an. Manuel H., der dritte im Bunde, ist wegen Beihilfe zu den illegalen Geschäften zu drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.

Damit blieb das Gericht moderat unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Es können noch Rechtsmittel gegen die Entscheidung eingelegt werden. Die Strafe sei „am unteren Rand der Vertretbarkeit“, sagte Richterin Anja Königsmann. Strafmildernd habe sich das umfassende Geständnis der Angeklagten ausgewirkt.

Mit neun Kilo Crystal Meth kann man sehr viel Unheil anrichten. Doch das war Ihnen gleichgültig. Sie wollten Geschäfte machen.

Vorsitzende Richterin Anja Königsmann

In nur drei Monaten soll das Trio über eine Tonne Cannabis, 4,5 Kilogramm Kokain und neun Kilo Crystal Meth verkauft haben. Mit den Drogengeschäften haben sie zwischen Ende März und Anfang Juni 2020 gemeinsam über sechseinhalb Millionen Euro eingenommen. Das seien „schwindelerregende Ausmaße“, sagte Königsmann. Den Handel mit der stark süchtig machenden Droge Crystal Meth legte das Gericht zum Nachteil der Angeklagten aus: „Damit kann man viel Unheil anrichten. Doch das war ihnen gleichgültig. Sie wollten Geschäfte machen.“

„Zukunft ohne Konsum und Kriminalität“

Dabei hat einer der Angeklagten selbst ein Drogenproblem, wie er dem Gericht glaubhaft darstellen konnte. Michael R. hatte im Zuge des Prozesses von Party-Wochenenden berichtet, auf denen er exzessiv Kokain konsumiert habe. Der Drogenkonsum habe seine Ehe belastet und sei auch ein Grund gewesen für seine Straftaten. In seinem Schlusswort sagte R., er wolle in eine „Zukunft ohne Konsum und Kriminalität“ blicken. R.s Verteidigung hat deshalb die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt beantragt.

Die Staatsanwaltschaft lehnte die Maßnahme ab, doch das Gericht entschied anders: Richterin Königsmann sagte, sie habe keine Zweifel an den Drogenproblemen. Sie hoffe, dass R. den Entzug als echte Chance nutze - und nicht als „Vehikel für vorzeitige Haftentlassung“.

Potsdam laut Ermittlern kein Kriminalitätsschwerpunkt

Der Schlag gegen die organisierte Kriminalität ist dank Ermittlern aus Frankreich gelungen: Im Frühjahr 2020 haben diese die Verschlüsselung des bei Kriminellen beliebten Messengers Encrochat geknackt. So kam die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Organisierte Kriminalität in Frankfurt (Oder) den Drogenhändlern auf die Schliche.

Durch die Entschlüsselung sind zahlreiche Verfahren gegen die Organisierte Kriminalität angestoßen worden. Auch kommende Woche wird im Landesgericht wegen eines mutmaßlichen Drogenhändlers verhandelt, der Encrochat genutzt haben soll. Potsdam ist nach Ansicht der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft aber kein Hotspot der organisierten Kriminalität, wie eine Sprecherin auf PNN-Anfrage mitteilte. Auch den Hells Angels komme „keine übergeordnete Rolle bei organisierter Betäubungsmittelkriminalität zu“, so die Sprecherin.

Restlos aufgeklärt worden sind die illegalen Geschäfte allerdings nicht: Nach Ansicht des Gerichts muss mindestens eine weitere Person beteiligt gewesen sein. Hierüber haben sich die Angeklagten allerdings ausgeschwiegen.

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