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Landeshauptstadt: Unaufgeklärt: Die Krampnitz-Affäre

Das Kasernengrundstück im Potsdamer Norden löste eine Regierungskrise aus

Es löste in Brandenburgs Politik ein Erdbeben aus, als am 25. August 2010 das Hamburger Magazin „Stern“ in seiner Online-Ausgabe unter der Überschrift „Geschäft unter Sportfreunden“ schwere Vorwürfe erhob: dass unter dem früheren Finanzminister Rainer Speer (SPD) die Krampnitzer Kaserne unter dubiosen Umständen verscherbelt worden sei – und zwar an völlig andere Käufer als an die 2007 dem Landtag vorgestellte dänische Thylander-Gruppe. Es war der Anfang vom Ende Speers, der damals noch Innenminister war. Als einige Wochen später noch private Verfehlungen hinzukamen, blieb nur der Rücktritt.

Knapp zweieinhalb Jahre sind vergangen. Und immer noch versuchen ein Untersuchungsausschuss des Landtages und die Potsdamer Staatsanwaltschaft die Hintergründe dieses Geschäftes aufzuklären, bei dem es auch um Potsdamer Verflechtungen und um die frühere Spitze des SV Babelsberg 03 unter Präsident Speer ging. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Frank Marczinek, den Ex-Geschäftsführer der Brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG), die er 2006 vom Land erworben hatte. 2007 hatte die BBG unter Marczinek als Treuhänder des Landes die Krampnitz-Kaserne an die TG Potsdam des Advokaten Ingolf Böx für knapp vier Millionen Euro verkauft. Dass das der Käufer war – und nicht Thylander – hat Speer, wie er betonte, nicht gewusst.

Freilich, die wahren Krampnitz-Käufer versuchten gleich im Sommer 2007, die gerade von Marczinek erworbene Landesimmobilie an den dänischen Immobilien-Investor Thylander für rund 25 Millionen Euro weiterzuveräußern, Monopoly in Potsdam. An dem – gescheiterten – Versuch waren nach Erkenntnissen des Untersuchungsausschusses der später bei einem Flugzeugabsturz verunglückte Architekt Moritz Kock und der Potsdamer Unternehmensberater Thilo Steinbach – beide damals im Vorstand des SVB 03, beide mit Speer befreundet – am Rande beteiligt. Was genau ablief, blieb im Dunkeln. Die Vernehmungen von Marczinek, Steinbach und Speer durch den Untersuchungsausschuss brachten kaum Erhellendes. Nach einem Gutachten der Staatsanwaltschaft Potsdam war die Landesimmobilie 2007 rund 9,7 Millionen Euro wert. Doch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hatte sich früh festgelegt, dass dem Land „kein Schaden“ entstanden sei. Daran halten die rot-roten Vertreter im Untersuchungsausschuss seitdem fest, egal was bekannt wird. In der jüngeren Geschichte des Landes gab es nie einen Untersuchungsausschuss, in dem Koalitionsvertreter so wenig kritisch-aufklärend nachbohrten wie im Fall Krampnitz. Bei den Untersuchungsausschüssen zur Chipfabrik, der Landesentwicklungsesellschaft und zur Bodenreform-Affäre hatte die damalige Linke-Opposition durchaus Verbündete bei SPD und CDU. T. Metzner

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