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An der Friedrich-Engels-Straße: Einer der Eingänge zum Potsdamer Hauptbahnhof.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Umfrage unter Potsdamern: 55 Prozent fühlen sich nachts am Hauptbahnhof nicht sicher

Die Stadt hat erstmals Einwohnerinnen und Einwohner nach ihrem Sicherheitsempfinden gefragt. Die ersten Ergebnisse sind nun vorgestellt worden.

Eine Mehrzahl der Potsdamer hält sich am Hauptbahnhof in den Abend- und Nachtstunden nur mit einem unguten Gefühl auf. Das ist ein Befund einer erstmals durchgeführten Sicherheitsbefragung, an der zwischen August und September rund 1100 Potsdamer teilgenommen haben. Die Ergebnisse wurden am Mittwochabend im Hauptausschuss vorgestellt. Insgesamt hatte die Stadt 3000 Umfragebögen versenden lassen.

Demnach gaben rund 55 Prozent der Befragten an, sich nachts im Bereich des Bahnhofs unsicher oder eher unsicher zu fühlen. Knapp 40 Prozent kreuzten hingegen „sicher“ oder „eher sicher“ an. Vor Corona hatte es bereits mehrfach Debatten zur Sicherheitslage rund um den Bahnhof gegeben, galt dieser doch bereits als Kriminalitätsschwerpunkt.

Auch für Haltestellen in Potsdam gab etwa die Hälfte der Befragten an, sich dort abends unwohl zu fühlen – rund 42 Prozent erklärten das Gegenteil. Hingegen laufen nachts 67 Prozent ohne größere Bedenken durch die Innenstadt – rund 28 Prozent allerdings auch mit Sorge vor Kriminalität.

Tagsüber weniger Unsicherheitsempfinden

Das Sicherheitsempfinden tagsüber ist laut der Umfrage deutlich höher, hier fühlen sich zum Beispiel am Hauptbahnhof circa 19 Prozent der Befragten „eher unsicher“ und sechs Prozent „unsicher“. Die besten Werte erhält hingegen jeweils die eigene Wohngegend tagsüber: 94 Prozent nehmen diese als sehr oder vergleichsweise sicher wahr. Auch nachts bewerten 75 Prozent ihr Umfeld als sicher.

3000
Potsdamer wurden angeschrieben, 1111 Personen antworteten

Hintergrund für die Erhebung solcher Einschätzungen ist die kommunale Kriminalitätsprävention, wie der seit knapp einem Jahr tätige Chef des Fachbereichs Ordnung und Sicherheit, Karsten Lauber, im Ausschuss erklärte. So könne man bei einer geplanten regelmäßigen Durchführung solcher Befragungen zum Beispiel bewerten, ob das Sicherheitsempfinden steige oder abnehme. Die Werte seien aber für eine Großstadt durchaus gut, so Lauber.

So halten es auch nur 9,4 Prozent der Befragten für wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich, dass sie in den kommenden zwölf Monaten Opfer einer Straftat werden. Mehr als 55 Prozent glauben das nicht, der Rest traut sich keine Einschätzung zu. Lauber sagte, je älter die Befragten seien, desto unsicherer würden sie die Lage beurteilen. Jeweils mehr als 30 Prozent der Befragten gab an, im eigenen Wohnumfeld deutlich Ordnungsstörungen wahrzunehmen – etwa Hundekot auf Straßen, aber auch aggressive Rad-, E-Scooter- und Autofahrer oder gewaltbereite Gruppen.

Ähnliche Befragungen sollen folgen

Lauber kündigte an, die Ergebnisse des Sicherheitsempfindens für einzelne Stadtteile würden noch veröffentlicht. Laut Polizei entfielen 2022 rund 20 Prozent aller Straftaten auf die Innenstadt, circa 13 Prozent auf Babelsberg und zum Beispiel auf die Brandenburger Vorstadt rund fünf Prozent. Für den Schlaatz wurden knapp sieben Prozent der Straftaten registriert.

Ein Ergebnis der Befragung steht schon jetzt fest: Die Revierpolizisten für den eigenen Stadtteil sind kaum bekannt. Nur 55 Befragte wussten, wer das jeweils ist. Hier gebe es Wahrnehmungsdefizite, sagte Lauber. Das räumte auch Potsdams Polizeichef Christian Hylla in der Sitzung ein. Man werde zum Beispiel mithilfe von Social Media nachsteuern müssen.

Wer heute noch am Hauptbahnhof ein Fahrrad stiehlt, ist wegen der Videokameras selber Schuld.

Christian Hylla, Potsdams Polizeichef, warnt Diebe.

Zugleich präsentierte er Besonderheiten der aktuellen Kriminalitätsstatistik für Potsdam, in der wie berichtet die Zahl der Fahrraddiebstähle erstmals wieder deutlich gesunken war. Auch die Aufklärungsquote hatte sich erhöht, erste Täter würden schon hinter Gittern sitzen. Hylla warnte potenzielle Diebe, dass sie gefasst würden: „Wer heute noch am Hauptbahnhof ein Fahrrad stiehlt, ist wegen der Videokameras selber Schuld.“ Hingegen gestiegen sei die Zahl der Einbrüche. Hier gebe es das Phänomen, dass Tätergruppen nur für eine bestimmte Zeit in einzelnen Wohngebieten unterwegs seien, was die Ermittlungen erschwere.

Nach dem Ende der Corona-Maßnahmen seien 2022 auch wieder mehr Kinder und Jugendliche als Tatverdächtige ermittelt worden. Gerade Jugendliche und Heranwachsende seien in der Statistik im Vergleich zur Restbevölkerung überrepräsentiert, sagte Hylla. Hier entgegenzuwirken werde in diesem Jahr ein Schwerpunkt der Arbeit.

Kein größeres Problem gebe es hingegen mit nicht-deutschen Tatverdächtigen, meinte Hylla auf Nachfrage des AfD-Fraktionschefs Chaled-Uwe Said. 1369 der 4570 ermittelten Tatverdächtigen waren demnach nicht aus Deutschland, was auf dem Niveau der Vorjahre liegt. Hier müsse man bedenken, dass insgesamt der Anteil der Migranten in Potsdam gestiegen sei, sagte Hylla – die Zahl der Tatverdächtigen aber kaum.

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