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Potsdam: Zukunft der defizitären Tropenhalle: Umbau der Biosphäre wird teurer als erwartet

Die defizitäre Biosphäre könnte in eine private Schule umgewandelt werden. Billig wird das für die Stadt Potsdam nicht. Und auch wenn ein privater Träger die Schule betreibt, kämen Millionenkosten auf die Stadt zu.

Potsdam - Der Umbau der defizitären Biosphäre zu einer weiterführenden Schule wird deutlich teurer als ursprünglich gedacht: 34,3 Millionen Euro soll der Umbau der Halle in eine Gesamtschule für etwa 930 Schüler kosten. Im November 2014 war in einem Vergleich möglicher Nutzungen noch von etwa 26,5 Millionen Euro die Rede. Das geht aus einer Mitteilungsvorlage der Stadtverwaltung für die Sitzung des Hauptausschusses in der kommenden Woche hervor.

Biosphäre: Dach muss saniert, Räume müssten umgebaut werden

Die Kostensteigerung ist Resultat einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsuntersuchung eines Ingenieursbüros, eines Wirtschaftsprüfers und eines Architektur- und Planungsbüros. Demnach seien höhere Kosten unter anderem für eine ohnehin nötige Dachsanierung fällig. Außerdem sei man ursprünglich von nur 900 Schulplätzen und einer Kapazität von 100 Plätzen in einer Jugendfreizeitstätte ausgegangen, die ebenfalls in der bisherigen Tropenhalle unterkommen soll. Sie soll nun für 140 Jugendliche ausgelegt werden, erklärte Siegfried Weise, Leiter der Geschäftsstelle Stadtentwicklung am Mittwoch. Kostspielig ist zudem eine Neuanordnung der Räume im Inneren, um ausreichend Licht in die Klassenräume zu lassen.

Um auf den Kosten nicht allein sitzen zu bleiben, plant die Stadtverwaltung wie berichtet, die umgebaute Halle ab 2021 in den Schulentwicklungsplan aufzunehmen, sie aber als Privatschule europaweit auszuschreiben. Auch in diesem Fall müssten erhebliche öffentliche Mittel investiert werden. Aus dem Treuhandvermögen des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld würden insgesamt 12,2 Millionen Euro an Investitionszuschüssen nötig. Damit soll die Fassade saniert, eine Dreifeld-Sporthalle und der Jugendclub eingebaut sowie ein Sportplatz errichtet werden. Die restlichen zwei Drittel der Umbaukosten müsste der Schulträger übernehmen, der dann von den Eltern der Schüler Schulgeld kassieren darf. Zusätzlich würde der Schulträger aus dem Haushalt der Stadt noch 2,3 Millionen Euro Anschubfinanzierung und 1,6 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss in den ersten sechs Jahren erhalten.

Hoher Bedarf an Schulplätzen in Potsdam

Unterstützung für die Privatschulidee kam am Mittwoch von der CDU. Ihr Fraktionschef Matthias Finken sagte auf PNN-Anfrage, derzeit sei keine Hilfe bei der Finanzierung neuer Schulen zu erwarten, weder vom Land noch vom Landkreis – viele Schüler aus Potsdam-Mittelmark werden in Potsdam unterrichtet. Deshalb sei es nur zu begrüßen, wenn städtische Aufwendungen reduziert werden könnten – schon angesichts des hohen Bedarfs an Schulplätzen. Skepsis und offene Fragen zur Privatschule „Biosphäre“ gibt es dagegen nach PNN-Informationen noch bei Grünen und der SPD – gerade weil Millioneninvestitionen einem privaten Bildungsträger zugutekämen, dort aber nicht alle Schüler oder nur gegen Gebühr lernen könnten.

Auch Linke-Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg reagierte auf die Pläne. Scharf kritisierte er, dass bisher nur Pressevertreter und die Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW und Grünen informiert wurden: „Der Oberbürgermeister hat aber eine Informationspflicht gegenüber allen Stadtverordneten.“ Linke-Kreischef Sascha Krämer warf Jakobs und der Kooperation sogar einen „absolutistischen Führungsstil“ und Hinterzimmerpolitik vor. Inhaltlich sei das Schulmodell allerdings ein möglicher Weg, einen Abriss der Tropenhalle zu verhindern, sagte Scharfenberg: „Es kommt auf das Konzept an.“ Fakt sei, dass es angesichts der hohen laufenden Kosten für die Halle so nicht weitergehen könne. Allerdings forderte Scharfenberg auch einen Plan B – nämlich dass die Verwaltung parallel ein Nutzungskonzept zum Weiterbetrieb der Biosphäre „als touristische und bildungspolitische Einrichtung“ prüfen und über mögliche Fördermöglichkeiten mit dem Land beraten soll. Der entsprechende Linke-Antrag wurde von den Stadtverordneten erst nach Redaktionsschluss behandelt.

Riesiger Schulstandort im Bornstedter Feld

Mit dem Umbau würde an der Georg-Hermann-Allee ein riesiger Schulstandort entstehen, denn auf der anderen Straßenseite wächst derzeit der Neubau der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule. Zusammen hätten beide Schulen etwa 1800 Schüler. Entwicklungsträger-Chef Bert Nicke erwartet dennoch keine Verkehrsprobleme. Eventuell müsse der Schulbeginn zeitlich gestaffelt werden. (mit Henri Kramer)

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