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Aus dem GERICHTSSAAL: Überfall war nur vorgetäuscht

Potsdamerin wollte offenbar Aufmerksamkeit erregen

Aus dem GERICHTSSAALPotsdamerin wollte offenbar Aufmerksamkeit erregen Ingeborg B. (50, Name geändert) hielt die Polizei im Sommer ganz schön in Atem. Erst beschuldigte sie ihren Neffen, sie bestohlen, sexuell belästigt, gar mehrfach bedroht zu haben, was jeglicher Grundlage entbehrte. Dann täuschte sie einen Einbruch in ihre Wohnung vor. Bei der Sicherung des vermeintlichen Tatorts fanden die Beamten außer absichtlich von der Potsdamerin hervorgerufener Unordnung auch ein großes, mit Lippenstift gemaltes, Hakenkreuz auf dem Badezimmerspiegel. Am 7. Juni zeigte die ehemalige Trinkerin auf der Wache an, zu nachtschlafender Zeit am Magnus-Zeller-Platz von zwei Maskierten aufgefordert worden zu sein, ihnen Geld oder Handy auszuliefern. Als sie erklärt hätte, beides nicht zu besitzen, sollen die verhinderten Räuber ihr freundlich noch einen schönen Tag gewünscht, danach auf ihren Rädern in Richtung Binsenhof davongefahren sein „Das mit dem Überfall stimmt wirklich“, beteuerte die Frau mit den rot geschminkten Wangen gestern. „Aber Sie werden mir ja doch nicht glauben.“ Recht hatte sie. Mit viel Fingerspitzengefühl kitzelte Amtsrichterin Judith Janik aus der Zeitungszustellerin heraus, sich ziemlich einsam zu fühlen. Zur erwachsenen Tochter bestehe schon seit Jahren kein Kontakt. Der Sohn sei als kleines Kind zur Adoption freigegeben worden. Zwischen dem Lebensgefährten – einem vorbestraften Alkoholiker – und ihr stimme die Chemie seit langem nicht mehr. Die Polizisten, die den Plattenbau mit der Wohnung von Ingeborg B. damals wegen vermeintlicher Bedrohungen observierten, folgten ihr in der Nacht des „Raubüberfalls“ heimlich. „Sie kam zum Hintereingang heraus und ging zur Straßenbahnhaltestelle“, berichtete Daniel S. (27) im Zeugenstand. Nur einen kurzen Augenblick sei die Frau durch ein Gebüsch verdeckt gewesen. „Aber die Zeit war einfach zu kurz für den geschilderten Vorfall.“ Hätte es die maskierten Radfahrer gegeben, hätten sie ihm entgegenfahren müssen, erklärte der Beamte. Heiko H. (34) beobachtete Ingeborg B. in jener Nacht vom Auto aus. „Ich sah sie am Magnus-Zeller-Platz ankommen, alleine, von zwei maskierten Räubern keine Spur“, so der Polizeibeamte. Wegen des vorgetäuschten Einbruchs erhielt Ingeborg B. im September eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen. Diese Sanktion wurde in das neue Verfahren einbezogen und eine Gesamtstrafe von 90 Tagessätzen zu je 20 Euro gebildet.HoGa

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