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Mit vollem Einsatz. Hans Gruhne kämpft konzentriert für den Erfolg.

© dpa

Sport: Tief verwurzelt

Seinen Trainings-Mittelpunkt hat Hans Gruhne nach Berlin verlegt, Potsdam ist er aber weiterhin treu

Er wohnt in Potsdam, startet für den RC Potsdam – doch auf Gewässern der brandenburgischen Landeshauptstadt rudert Hans Gruhne nur noch sehr selten. „Leider“, sagt er. „Schließlich hängen viele Erinnerungen an diesen Orten. Knapp zwölf Jahre lang war das meine sportliche Heimat.“

Seit etwa zweieinhalb Jahren – also seitdem Potsdam nicht mehr als Bundesstützpunkt, sondern als Bundesnachwuchsleistungszentrum geführt wird – ist dies für ihn nunmehr seine Geburtsstadt Berlin. Von Alexander Schmidt wird er auf dem Hohenzollernkanal gecoacht. „Das Pendeln dorthin ist kein Problem, ich brauche nur 40 Minuten“, erzählt der 27-Jährige, der am heutigen Mittwoch eine deutlich längere Reise auf sich nimmt. Es geht mit der deutschen Nationalmannschaft nach Frankreich, wo ab dem kommenden Sonntag auf einem idyllischen Alpen-See – dem Lac d'Aiguebelette – die Weltmeisterschaft stattfindet.

Hans Gruhne geht im Doppelvierer an den Start, der sich im bisherigen Saisonverlauf als eines der deutschen Paradeboote präsentierte. Zweimal Gold und einmal Silber bei den Weltcups haben Hoffnungen geweckt. „Eine Medaille ist unser Ziel – und wenn alles passt, traue ich uns auch den Titel zu“, sagt der Bundespolizist. Auf dem Wasser gibt er den Rhythmus der Schläge vor, den die hinter ihm sitzenden Lauritz-Johannes Schoof, Philipp Wende und Karl Schulze aufnehmen müssen. Es ist ein hochdekoriertes Trio, mit dem Gruhne an Bord geht. 2012 wurden die drei Olympiasieger. Damals erlebte ihr heutiger Schlagmann hingegen einen „persönlichen Tiefpunkt“, wie er selbst sagt. „2008 war ich in Peking noch dabei und wurde Sechster im Doppelvierer, vier Jahre später hatte es nicht mit der Quali geklappt. Dennoch bin ich nach London gereist, als Tourist, und habe mir die Rennen von der Tribüne aus angesehen. Das war hart“, erinnert sich Gruhne, der 2013 nur Ersatzmann im WM-Team war. Wieder blieb nur die Zuschauerrolle. Vorige Saison, als er im Doppelzweier EM-Bronze holte und WM-Fünfter wurde, begann die Leistungskurve aber wieder zu steigen.

Und nun, ein Jahr vor Olympia in Rio de Janeiro, ist es der mit Medaillenträumen ausgestattete Doppelvierer-Startplatz. Jene Bootsklasse, in der bereits 2007 sein Stern im Erwachsenenbereich aufging. Die Bronzemedaille gewann er da bei der WM, 2011 gab es sogar Silber im mit zwei Passagieren weniger gefüllten Gefährt. Was ihm mehr Spaß mache,  Doppelzweier oder -vierer? „Eigentlich das kleinere Boot, weil es persönlicher ist. Aber ganz ehrlich: Hauptsache, ich bin dabei, egal in welcher Startklasse!“ Auf Zusehen habe er keine Lust mehr.

Die Vereinsverantwortlichen und -mitglieder des RC Potsdam indes schon. Sie treffen sich am 5. September – dem Tag von Gruhnes möglichem WM-Finale – zum öffentlichen Sommerfest auf dem Vereinsgelände, um das Rennen im TV zu verfolgen. „Das ist ein tolles Gefühl, denn ich weiß, dass alle im Verein hinter mit stehen und mir den Rücken stärken“, sagt der derzeitige Top-Sportler des RCP.

Aufgrund der guten Unterstützung, die ihm auch in finanzieller und materieller Hinsicht zuteil wird, habe er auch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, nach dem Trainingsabgang aus Potsdam auch die Klubzugehörigkeit zu wechseln. „Dafür bestand nie die Notwendigkeit.“ Die Wurzeln, die Hans Gruhne in Potsdam geschlagen hat, gehen tief. Daran ändert auch seine Abstinenz auf den Gewässern dieser Stadt nichts. T. Gutsche

T. Gutsche

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