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11 000 Insekten in 50 Schaukästen: Prof. Joachim Oehlke überreichte dem Direktor des Naturkundemuseums Detlef Knuth (r.) die Sammlung.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Tausende Heuschrecken, Käfer und auch Spinnen

Naturkundemuseum erhält umfangreiche Insektensammlung von früherem Professor / 40 000 Besucher im vergangenen Jahr

Etwa zehn Schenkungen erhält das Naturkundemuseum pro Jahr, darunter zur Hälfte sehr ansehnliche, die anderen sind kleiner oder Einzelstücke. Gestern übergab das Vorstandsmitglied des Museumsfördervereins, der emeritierte Professor Joachim Oehlke, dem Museum große Teile seiner Insektensammlung, die über 11 000 Schmetterlinge, Ameisen, Heuschrecken, Käfer und auch Spinnen umfasst. Schmetterlinge haben daran den größten Anteil und werden den bereits vorhandenen Bestand des Museums von rund 130 000 Stück vervollständigen. Mit der Neuordnung der Tag- und Nachtfalter (PNN berichteten) beschäftigt sich zurzeit die neueingestellte Diplom-Biologin Birgit Jaenicke. Die Hautflügler, Käfer und Spinnen werden ihren Bereichen in einer Zentralsammlung zugeordnet. Studenten helfen zudem bei der Digitalisierung des Museumsbestandes.

„Ich finde es wichtig, dass Privatsammlungen dem Naturkundemuseum übereignet werden, denn dort sind sie der Wissenschaft und der Allgemeinheit zugänglich“, erklärte Prof. Dr. Oehlke gestern bei der Übergabe. Er wolle auch die Arbeit anderer Freizeitforscher nach Potsdam holen. Was Entomologen in ihrer Freizeit leisteten, sei nur als Hobby möglich und könne mit Geld gar nicht beziffert werden. Wenn man es doch versuche, so sei jedes einzelne Präparat mindestens 50 Euro wert und da sei die eigene Arbeit höchstens mit einem Stundenlohn von fünf Euro angesetzt, betonte Oehlke. Der Professor wird bei seiner Arbeit von Ehefrau Renate unterstützt, die von Beruf Präparatorin ist. Erst habe er sie ausgebildet und dann geheiratet, sagte er schmunzelnd.

Joachim Oehlke war bis 1993 geschäftsführender Direktor des Deutschen Entomologischen Institutes in Eberswalde und danach Professor für Tierökologie an der Fachhochschule Eberswalde. Nun sind die beiden auf eigene Kosten unterwegs, um weltweit die Insektenpopulation zu erforschen und afrikanische und asiatische Länder bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu unterstützen. „Die beginnt mitunter bei den einfachsten Voraussetzungen. So etwas wie Schmetterlingsnetze zum Fang der Arten kannte man in Kamerun zum Beispiel gar nicht“, erzählte er.

Das Naturkundemuseum hat 2011 eine erfolgreiche Arbeit geleistet und über 40 000 Besucher angesprochen: 16 400 kamen in die Breite Straße, 24 000 zu Ausstellungen außerhalb des Hauses. Dazu gehörte auch eine Storchenausstellung, die im zweiten Halbjahr nun auch in Potsdam gezeigt werden soll. Voraussichtlich 16 von 19 Storchenarten weltweit werden zu sehen sein. Präpariert werden grundsätzlich nur Tiere, die in Zoos oder in freier Wildbahn von selbst sterben, erklärte dazu Museumsdirektor Detlef Knuth. Die drei fehlenden Arten aus Asien und Amerika seien bereits so dezimiert, dass man sie nicht zeigen könne.

Die Besucherzahl habe im Vorjahr nicht weiter gesteigert werden können, erklärte Knuth. Das liege vor allem daran, dass die Dauerausstellung seit mehr als einem Jahrzehnt nicht wesentlich erneuert werden konnte. Nur Einzelstücke wie der Vielfraß seien hinzugekommen. Eine Überarbeitung der Ausstellung nach neuestem Standard würde 200 000 bis 300 000 Euro kosten. Knuth hofft, dass nach Eröffnung des Geschichtsmuseums im Alten Rathaus wieder Geld für sein Haus flüssig gemacht werden kann. Vorarbeiten für die Ausstellungserneuerung würden bereits in Angriff genommen.

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