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Landeshauptstadt: Tafeln wie die Könige, leben wie der Kaiser

Die Schlösserstiftung plant in diesem Jahr ein umfangreiches Programm mit Ausstellungen, Sanierungen und Schmausen im Welterbe.

Von Peer Straube

Picknicken im Park Sanssouci, wandeln auf des Kaisers Spuren im Neuen Palais und jede Menge Sanierungsprojekte: Die Schlösserstiftung hat 2018 viel vor. Generaldirektor Hartmut Dorgerloh gab am Dienstag einen Überblick über das Programm. Hier sind die wichtigsten Details.

Kaiserdämmerung

So heißt die wichtigste Ausstellung der Stiftung in diesem Jahr. „Das Neue Palais 1918 zwischen Monarchie und Republik“ lautet der Untertitel der Schau, die vom 16. Juni bis 12. November ebendort gezeigt wird. Zum 100. Jahrestag des Endes der Monarchie in Deutschland will die Stiftung in Kooperation mit dem niederländischen Haus Doorn, dem Exilsitz des Kaisers, die letzten Tage Wilhelms II. und seiner Familie in dem Schloss für die Besucher erlebbar machen. Die Ausstellung wird in den normalen Rundgang durchs Neue Palais integriert, in 16 Räumen erfährt das Publikum anhand von Infotafeln und diversen Gegenständen, wie die Hohenzollern dort den Zusammenbruch des Kaiserreichs erlebten. Gezeigt werden unter anderem Wilhelms Schreibtisch, der in seinem damaligen Arbeitszimmer aufgestellt wird, verschiedene Uniformen des Monarchen, Porzellan, Gemälde und Fotografien, die das Neue Palais als Wohnort der kaiserlichen Familie anschaulich machen. Zu diesem Anlass soll auch ein 100 Jahre altes Mysterium gelüftet werden: Man wolle den seit damals ungeöffneten Juwelenschrank von Kaiserin Auguste Viktoria, einen mannshohen Stahltresor, von einem Spezialisten öffnen lassen, kündigte Schlösserdirektor Samuel Wittwer an. Zwar sei der wahrscheinlich leer, aber anhand von alten Listen und Fotografien könne man nachvollziehen, welchen Schmuck die Kaiserin dort aufbewahrt hat. Der Schlüssel sei leider verlorengegangen, daher wolle man einen Experten das Schloss öffnen lassen, um den Tresor nicht zu beschädigen. Die Schau solle aber keine Huldigung werden, sondern mit Not und Elend der Bevölkerung im Hungerwinter 1918 kontrastiert, so Wittwer. Im Mittelpunkt stünden Menschen, nicht zuletzt das Schicksal der kaiserlichen Bediensteten.

Tafeln wie die Könige

Teilen und mitmachen lautet das Motto des diesjährigen Welterbejahrs und das gilt auch in den Anlagen der Schlösserstiftung. „Zu Tisch!“ heißt der Titel des Veranstaltungsprogramms, dessen Höhepunkt zweifellos am 23. Juni ansteht: Unterhalb der Orangerie-Terrassen soll im Park Sanssouci eine 270 Meter lange, weiß gedeckte Picknicktafel aufgebaut werden. Begleitet von „exquisiter Tafelmusik“ von Barock bis Folk können die Besucher an der Tafel Mitgebrachtes verspeisen – wobei Teilen ausdrücklich dazugehört. In den Römischen Bädern heißt es vom 5. Mai bis zum 15. Juli „Tischlein deck dich“. In dieser Ausstellung werden ausgewähltes Porzellan und Besteck verschiedener Epochen zu sehen sein, darunter das Lieblingsgeschirr von Königin Luise und Wilhelm Pieck. Zudem ruft die Stiftung alle Besucher dazu auf, eigene besondere Gedecke oder Dekorationen für die Schau leihweise zur Verfügung zu stellen und die dazugehörigen Geschichten zu erzählen. Ein besonderes Kulturschmankerl erwartet die Besucher des Neuen Palais am 19. Juli. An diesem Tag vor 250 Jahren erklang erstmals Musik in Friedrichs Schloss. Die Stiftung feiert das mit einem von der Kammerakademie ausgerichteten Wandelkonzert unter dem Motto „Gratulation, altes Haus!“.

Das Bauprogramm

In diesem Jahr startet die Stiftung bekanntlich mit dem 400 Millionen Euro schweren und damit größten Sanierungsprogramm aller Zeiten – vorerst allerdings nur auf dem Papier. Für die dringend nötige Generalinstandsetzung der Römischen Bäder etwa sollen 2018 die Planungen beginnen. Gleiches gilt sowohl für die Meierei am Kuhtor, die ebenfalls marode ist und komplett innen und außen saniert werden muss, wie auch die Villa Liegnitz nebst Garten und Stibadium. Etwas weiter ist man mit der geplanten Instandsetzung der Lindstedter und der Posttoravenue, die auf der Gartenseite des Neuen Palais eine Nord-Süd-Verbindung durch den Park Sanssouci bilden. Beide Wege sollen grundhaft saniert werden, die Planung wird 2018 abgeschlossen und die Vergabe vorbereitet. Für die restliche, 22 Millionen Euro teure Hüllensanierung des Orangerieschlosses beginnen in diesem Jahr die Planungen. Ein Jahrzehnt wird es noch dauern, bis der Gebäudekomplex komplett fertig ist. Allerdings können die Besucher ab dem Saisonbeginn im Frühjahr wieder die Sicht von den beiden Mitteltürmen genießen, die vierjährigen Bauarbeiten dort sind dann abgeschlossen. Gearbeitet wird in diesem Jahr am Schlosstheater im Neuen Palais, das 2019 wieder eröffnet werden soll. Zudem trifft die Stiftung die Vorbereitungen für eine Komplettsanierung des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg, in dem ein Restaurant untergebracht ist. Auch für das Babelsberger Schloss sollen erste Konzepte erstellt werden. Dort müssen noch die Innenräume saniert und ein Besucherempfang gebaut werden. 

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