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Landeshauptstadt: Studio Babelsberg hat Kaufoption für FX.Center

Land unterstützt Konzept der neuen Chefs / Betriebsrat: „Wir leben und sterben mit der Auslastung“

Land unterstützt Konzept der neuen Chefs / Betriebsrat: „Wir leben und sterben mit der Auslastung“ Babelsberg - Das 1997 mit 46 Millionen Euro Infrastrukturförderung aus der Landeskasse gebaute FX.Center am Eingang der Medienstadt könnte in einigen Jahren Studio Babelsberg gehören. Es gebe eine Kaufoption für das FX.Center, sagte der neue Studio Babelsberg-Geschäftsführer, Carl Woebcken, am Mittwochabend bei der Filmnacht-Reihe im Potsdamer Filmmuseum. Träger des FX.Center ist das Europäisches Filmzentrum Babelsberg e.V. (EFB), Eigentümer des Grundstücks Studio Babelsberg. Die Pachtzahlungen des EFB an das Studio seien jedoch gestundet, erklärte Woebcken. Werde die Kaufoption für das FX.Center wirksam, würde die ausstehende Pacht deshalb vom Kaufpreis abgezogen. Wann die Option genau in Kraft tritt, könne Studio Babelsberg aus gesellschaftsrechtlichen Gründen nicht sagen. Das FX.Center galt in Branchenkreisen lange als „Förderruine“: Zwei seiner Betreibergesellschaften gingen in die Insolvenz, das als High-Tech-Trickfilmzentrum geplante, futuristische Gebäude stand zeitweise leer. Derzeit seien die Büros im FX.Center zu 95 Prozent vermietet, die Technik im Trickfilm-Bereich sei aber veraltet, sagte Woebcken, der gleichzeitig Chef der jetzigen Betreiberfirma „Zentrum für Film- und Fernsehproduzenten Facility Management“ (ZFFM) ist. Vorstellungen für eine künftige Nutzung hat er schon. So soll, bahnt sich ein Auftrag für einen entsprechenden Film an, die Technik für digitale Animation und Bildbearbeitung auf den neuesten Stand gebracht werden. Die alte Technik könne dann als „Ersatzteilträger“ dienen. Dies sei allerdings noch „Zukunftsmusik“, sagte Woebcken. Aktuell arbeitet der neue Eigentümer von Studio Babelsberg – er hatte das Unternehmen mit seinem Partner Christoph Fisser im Sommer 2004 vom französischen Konzern Vivendi gekauft – an der Restrukturierung des Studios. Das Konzept, Babelsberg als reinen Dienstleister nach Vorbild des Londoner Pinewood Shepperton Studios zu etablieren und nicht selbst Filme zu produzieren, sei überzeugend und finde die Unterstützung der Landesregierung, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Wolfgang Krüger. Woebcken und Fisser hätten eine „realistische Markteinschätzung“ vorgenommen. Gleiches meinte Henning Molfenter, Geschäftsführer von Studio Babelsberg Motion Pictures (SBMP). Unter Vivendi habe es einen „Stillhaltekurs“ gegeben, nun sei die Richtung klar, damit falle ihm die Akquise der Hollywood-Produktionen leichter. Krüger kündigte jedoch auch an, dass es zur Restrukturierung des Studios noch „schwierige Gespräche“ geben werde. Dies könnte sich auf die Einhaltung der Förderauflagen beziehen. Danach müssen bis Januar 2007 mindestens 200 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Woebcken hatte bereits angekündigt, in Verwaltung und Tonstudio „weniger als 20“ Mitarbeiter zu entlassen. Beim Betriebsrat des Studios stößt zudem auf Kritik, dass bei großen Filmproduktionen nun mit sehr vielen Freiberuflern gearbeitet wird. „Wenn einer heute Maler, morgen Stukkateur und übermorgen Dekorateur ist, weiß ich, dass er alles nicht richtig ist“, sagte Betriebsratschef Jan-Peter Schmarje. Schon jetzt könne er sich die Personalstruktur „geringer nicht mehr vorstellen“. Bei den jüngsten Hollywood-Produktionen habe es wegen des knappen Personals bereits Schwierigkeiten gegeben, so Schmarje. Zu den unmittelbar nach dem Verkauf an Woebcken und Fisser allseits bezweifelten Zukunftschancen des Studios meinte der Betriebsratschef: „Wir leben und sterben mit der Auslastung.“ Gehe es aber so weiter wie bisher, mache er sich keine Sorgen. Woebcken dagegen sagte, um Ende 2005 eine „schwarze Null“ zu schreiben, brauche das Studio eine noch höhere Auslastung als heute – auch wenn ab November 2004 fast alle Bereiche rentabel gearbeitet hätten. Um diese zu erreichen, will Woebcken eine neue Studiohalle bauen. Für eine zweite langlaufende TV-Serie wie die ZDF-Telenovela „Bianca“, die bereits in Babelsberg gedreht wird, soll zudem das Tonkreuz ausgebaut werden. In das Tonstudio will Woebcken mittelfristig rund drei Millionen Euro investieren. Dann könnten in Babelsberg die Hollywood-Produktionen auch gemischt werden – dies sei bisher in Europa nur in Paris und London möglich. Dass es noch immer keine Zusage für den Drehstart von „Mission Impossible 3“ mit Tom Cruise gibt, sieht Woebcken nicht als „Risikofaktor“ für Babelsberg. SBMP-Chef Molfenter verhandele bereits über weitere Großproduktionen. Zum aktuellen Film „V for Vendetta“, der im Studio gedreht werden und in dem Natalie Portman die Hauptrolle spielen soll (PNN berichteten), äußerte sich Molfenter zurückhaltend. „Wir freuen uns, dass Anschluss da ist.“ Verschwiegenheit sei gegenüber den US-Studios aber oberstes Gebot. „Babelsberg soll ein Refugium sein.“ Könne dort, wie jüngst geschehen, Oscar-Preisträgerin Charlize Theron ungestört in der Sonne sitzen, seien das „ideale Bedingungen“ für Filmemacher. Molfenter hob zudem hervor, dass es in Babelsberg und Berlin „keine Verkrustung“ gebe wie in Süddeutschland: Die Region bis hinter die polnische Grenze sei voller Film-Drehorte – sie zu erschließen, sei eine große Chance für Babelsberg.

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