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Bereits seit Wochen protestieren Apotheken bundesweit

© dpa/Marijan Murat

Streik am Mittwoch: Seit 2022 haben vier Apotheken in Potsdam aufgegeben

Immer höhere Kosten, zu niedrige Vergütung: Aus Protest bleibt ein Großteil der Potsdamer Apotheken am Mittwoch geschlossen. Die Warnungen vor Geschäftsaufgaben werden lauter.

Am Mittwoch wird ein Großteil der rund 40 Apotheken in Potsdam geschlossen bleiben: Damit protestieren die Apothekerinnen und Apotheker gegen die wachsende Belastung durch Kostensteigerungen, die durch die bisherigen Honorare nicht mehr aufgefangen werden können. Der Streik umfasst die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Tausende Apotheken werden sich an dem Protest beteiligen, Notdienstapotheken bleiben geöffnet.

„In den letzten zehn Jahren hat es keinerlei Honorarerhöhung für die Apotheken in Deutschland gegeben, gleichzeitig haben wir steigende Betriebskosten und immer neue Auflagen“, sagt Antje Oesberg, die die Plantagen-Apotheke in Babelsberg leitet. Erst zu Beginn des Jahres hatte das Bundesgesundheitsministerium die Apotheken mit einer neuen Serviceabgabe belastet.

„Wir leiden unter Personalmangel, weil der Beruf einfach zu unattraktiv geworden ist“, sagt Oesberg, deren Apotheke am Mittwoch geschlossen bleiben wird. Sie fordert eine Anpassung der Finanzierung durch die Politik und einen Abbau der Bürokratie, die die Apotheken zusätzlich neben ihrer eigentlichen Arbeit bewältigen müssten.

Vier Apotheken geschlossen

Hinzu kommen die seit über einem Jahr bestehenden Lieferengpässe bei vielen Medikamenten, die dazu führen, dass Apothekerinnen und Apotheker täglich viel Zeit investieren müssen, um nach Restposten oder Ausweichpräparaten herumzutelefonieren – Arbeitszeit, die nicht vergütet wird: „Ich weiß nicht, wie ich das alles bezahlen soll“, sagt Inken Jung, Sprecherin der Apothekerkammer Potsdam und Inhaberin der Heinrich-Mann-Apotheke, die am Mittwoch ebenfalls streiken wird. „Wenn wir Apotheken nicht seit Monaten den Karren aus dem Dreck ziehen würde, wäre die Lage noch dramatischer.“

Sie kritisiert, dass das Bundesgesundheitsministerium die Probleme der Apotheken nicht ernst nehmen würde: „Es heißt immer, es wäre nicht so schlimm, und man würde sich ja kümmern“, sagt Jung. Die Auswirkungen sind unübersehbar: Seit 2022 haben in Potsdam vier Apotheken zugemacht, die Apotheke am Stern, die Staudenhof-Apotheke, die Einhorn-Apotheke in der Saarmunder Straße und die Apotheke im Sterncenter. Im Dezember wird auch die Apotheke im Graefe-Haus in der Hans-Thoma-Straße schließen. „Und so wird das weitergehen“, warnt Jung.

Besonders dramatisch sei das für die Versorgung im ländlichen Raum: „Bald könnte es normal sein, dass Kunden 50 bis 60 Kilometer bis zur nächsten Apotheke fahren müssen“, sagt Jung. Laut dem brandenburgischen Gesundheitsministerium hat sich die Zahl der Apotheken in Brandenburg in den letzten zehn Jahren von 580 auf 543 reduziert. „Im Jahr 2022 haben in Brandenburg zwölf Apotheken geschlossen. Bis Ende September 2023 kamen neun weitere hinzu“, sagt Mathias Braband-Trabandt, Pressesprecher des Apothekerverbands Brandenburg.

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