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In die Jahre gekommen. Das früher beliebte Ausflugslokal „Seekrug“ am Templiner See ist seit Langem geschlossen. Auch hinter dem einst erfolgreichen Ruderstandort stehen Fragezeichen.

© Lutz Hannemann

Rudern in Potsdam: Stillstand am Seekrug

Seit Jahren ödet das attraktive Rudergelände am Templiner See vor sich hin. Jetzt soll es Teil des Masterplans „Luftschiffhafen“ werden. Die Zukunft hängt auch am Status als Bundesnachwuchsstützpunkt.

Es waren schon bessere Tage, die der Seekrug und seine Nachbarschaft erlebt haben. Wirtschaftlich, sportlich und auch optisch. Das Areal am Potsdamer Stadtrand, Nahtstelle zwischen Luftschiffhafen und Pirschheide, „liegt im Dornröschenschlaf“, meint der CDU-Stadtverordnete Clemens Viehrig. Das einst beliebte Ausflugslokal ist seit Langem geschlossen. Und die Bootshäuser und Trainingsräume der Potsdamer Ruderer sind in die Jahre gekommen. Während sich nebenan der Luftschiffhafen seit einigen Jahren Sportpark nennt und die Millionen teure MBS-Arena Ausdruck für modernen Trainings- und Wettkampfbetrieb ist, kommt das Seekrug-Gelände nostalgisch daher. Weniger wohlwollend ausgedrückt: Die Goldschmiede des einst weltweit erfolgreichen Potsdamer Rudersports ist marode, unattraktiv. Ein Sanierungsfall.

Neu ist das nicht. Überlegungen, was mit dem reizvollen Areal, das der Stadt gehört, anzufangen ist, gibt es schon seit Jahren. Doch über den Status von Baugutachten für den Komplex sind die Bemühungen nicht hinausgegangen. Auch aus den Überlegungen, ein modernes Ruderleistungszentrum auf dem Gelände des Luftschiffhafens zu bauen, ist nichts geworden. Letzteres war ein Gedankenspiel nach der Gründung des Ruderclubs Potsdams, der nach Querelen aus der traditionsreichen Potsdamer Rudergesellschaft hervorgegangen war. Während der Ruderclub mit der inzwischen nach Frankfurt am Main gezogenen Olympiasiegerin Kathrin Boron an der Spitze vor allem den Leistungssport entwickeln wollte, stand und steht die Rudergesellschaft für eine breitensportliche Ausrichtung. Bei gleichzeitiger Nutzung der Trainingsanlagen führten die unterschiedlichen Ansätze unweigerlich zu Konflikten, die mithilfe eines Mediators geschlichtet werden sollten.

Areal gehört zu den letzten Filetstücken der Stadt

Offenbar mit mäßigem Erfolg. Denn nach Ansicht der großen Fraktionen im Stadtparlament – Grüne, CDU/ANW und SPD – „haben die Auseinandersetzungen in der Rudererszene zwischen Breiten- und Spitzensportlern zu einem faktischen Aus der Nutzung des traditionsreichen Seekrugs geführt“. Aus diesem Grund haben die drei Fraktionen unter Federführung der Grünen in der vergangenen Woche einen Antrag ins Stadtparlament eingebracht: Die Stadtverwaltung möge bis Ende des Jahres den bereits im Jahr 2010 aufgestellten Masterplan „Luftschiffhafen“ um das Seekrug-Gelände ergänzen. Dabei sollen sämtliche Grundstücke des mittel- und unmittelbaren Umfelds einbezogen werden.

Das Ziel: „Wir wollen endlich einen Plan, wie man das Areal am besten nutzt – im Sinne des Sports, des Luftschiffhafens und der Stadt“, sagt der CDU-Stadtverordnete Viehrig. Dabei seien alle Optionen möglich – also auch eine Verwertung jenseits der aktuellen sportlichen Nutzung. Es ist kein Geheimnis, dass das Grundstück mit seiner Wasserlage zu einem der letzten, auch wirtschaftlich verwertbaren Filetstücke der Stadt gehört.

Neues Anerkennungsverfahren für Bundesstützpunkte steht an

„Wir müssen bei den Überlegungen gleich weiterdenken, was im Fall passiert, dass der Status des Bundesnachwuchszentrums wegfällt“, so Viehrig. Noch ist offen, ob der Potsdamer Stützpunkt auch nach den Olympischen Sommerspielen in diesem Jahr weiter als Bundesnachwuchsstützpunkt (BSP) anerkannt wird. Die Anerkennung erfolgt auf Antrag des Deutschen Ruderverbandes (DRV) und nach sportfachlicher Zustimmung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) durch das Bundesministerium des Innern (BMI).

Vor dem Hintergrund der durch DOSB und BMI beabsichtigten Reform der Leistungssportförderung ist das Anerkennungsverfahren für alle Bundesstützpunkte für den neuen Olympiazyklus 2017 bis 2020 ausgesetzt worden. Die Zeitschiene ist unklar. Fakt ist: Die gegenwärtige BSP-Anerkennung läuft Ende 2016 aus. Viel Zeit bleibt also nicht mehr, um sich über die Strukturen eines großen Bundesleistungszentrums Berlin-Brandenburg zu verständigen, von dem der RCP-Vorsitzende Burkhard Jungkamp im vergangenen Jahr in einem PNN-Interview sprach.

Sportpark Luftschiffhafen wurde schlechte Wirtschaftlichkeit attestiert

Einen wichtigen Part bei den vom Bund aufgewandten Geldern stellt bislang die sogenannte Trainingsstättenförderung dar. Dies ist ein finanzieller Zuschuss an die Stützpunkte, damit diese eine gute Trainingsstätteninfrastruktur für Bundeskaderathleten gewährleisten können. Jene vorhandenen Mittel sollen laut Plänen künftig auf immer mehr Standorte in Deutschland verteilt werden – ein Prozess, der schon im Gange ist. Statt der einst 150 Adressen – alle Sportarten hierbei zusammengezählt – werden nunmehr schon über 200 unterstützt. „Es kann daher zu einer stufenweisen Reduzierung der Trainingsstättenförderung für das Ruderzentrum kommen“, schätzt der zuständige Fachbereich der Stadt Potsdam die Lage für den hiesigen Ruderstandort ein.

Bezüglich der Überlegungen, wie das Ufer-Areal künftig genutzt werden soll, wäre eine geringere Förderung der Sportstätte nicht unerheblich. Eine bessere wirtschaftliche Auslastung des Luftschiffhafens hatte vor einiger Zeit schon das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG bei einer Standortanalyse angemahnt. Ohne Bundesförderung wäre das Seekrug-Gelände für die Stadt ein wachsender Kostenfaktor.

Lesen Sie hier einen Artikel zu den Olympia-Hoffnungen des Potsdamer Rudersports.

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