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Die zentrale Notunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine in der Metropolishalle des Filmparks (Symbolbild).

© Andreas Klaer, PNN/Tsp

Steigende Flüchtlingszahlen: Potsdam muss neue Unterkünfte schaffen

In der Landeshauptstadt ist die Auslastung der Asylunterkünfte hoch - wo jetzt zügig neue Plätze eingerichtet werden sollen.

Angesichts der in vielen Bundesländern steigenden Flüchtlingszahlen und des schon jetzt zu knappen Wohnraums müht sich die Stadt Potsdam um weitere Unterbringungsmöglichkeiten. Stadtsprecherin Juliane Güldner sagte den PNN auf Anfrage, noch in diesem Jahr sei geplant, in einer ehemaligen Kita im Ortsteil Marquardt eine Unterkunft mit 27 Plätzen in Betrieb zu nehmen. Zudem soll Anfang November die erweiterte Containerunterkunft an der Pirschheide mit zusätzlich 68 Plätzen starten. „Für 2023 sind weitere Standorte in Prüfung“, sagte die Sprecherin.

Sonderbauprogramm der Pro Potsdam greift ab Ende 2023

Als weitere Maßnahme habe die Stadtverwaltung eine Reihe von Wohnungen von der kommunalen Bauholding Pro Potsdam zwischengemietet, bis diese im Frühsommer 2023 saniert werden sollen. „So können voraussichtlich weitere 100 Menschen untergebracht werden“, sagte Sprecherin Güldner. Auch verwies sie auf das Sonderbauprogramm der Pro Potsdam, mit dem die Stadt ab Ende 2023 an verschiedenen Standorten mehrere neue Einrichtungen in Betrieb nehmen wird, die neben Geflüchteten auch für Wohnungslose zur Verfügung stehen sollen.

All diese Gebäude, die in serieller und damit zeit- und kostensparender Bauweise errichtet werden sollen, befänden sich in der Vorbereitung, sagte Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen auf Anfrage. Die Typenbauten sollen wie berichtet in den Wohngebieten Stern und Schlaatz sowie im Ortsteil Golm errichtet werden. „Wir werden sukzessive die Bauanträge stellen“, so die Sprecherin.

Auslastung schon jetzt „sehr hoch“

Neue Plätze sind dringend nötig. Denn schon jetzt sei die Auslastung aller Asylunterkünfte „sehr hoch“, so Sprecherin Güldner. Zudem fallen Unterkunftsmöglichkeiten absehbar weg, zum Beispiel im kommenden Frühsommer der Staudenhof am Alten Markt, der bekanntlich abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll - was in Potsdam seit Jahren kontrovers diskutiert wird. Der Leerzug dort habe schon begonnen werden müssen, so die Stadtsprecherin. Wegen der hohen Fluktuation und der dynamischen Lage könne man aktuell allerdings keine konkrete Angabe zur Zahl der freien Plätze in den Unterkünften machen.

Die Monate, die vor uns liegen, werden herausfordernd.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD)

Zuletzt war die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge stark gestiegen. Zudem warnen Experten wie der Migrationsforscher Gerald Knaus vor „einem historischen Fluchtwinter“, sollte die Lage in der Ukraine sich weiter zuspitzen und bei Schnee und Kälte die Versorgung mit Wärme und Strom nicht funktionieren. Die Stadtsprecherin sagte, in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes verschärfe sich die Belegungssituation seit einigen Wochen ebenfalls. Auf steigende Flüchtlingszahlen hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) die Stadtverordneten am Mittwoch bereits vorbereitet. Mit Blick auch auf Energiekrise und Inflation sagte er: „Die Monate, die vor uns liegen, werden herausfordernd.“

Stadtsprecherin Güldner sagte den PNN, man könne noch keine valide Aussage dazu treffen, wie viele Flüchtlinge dieses Jahr noch aufgenommen werden müssten. Schon mit laut Rathaus schätzungsweise rund 3000 ukrainischen Kriegsflüchtlingen in Potsdam habe die Stadt das aktuell vom Land vorgegebene Soll bei der Aufnahme übererfüllt. Dennoch nehme man in Einzelfällen weitere Personen auf, im September drei an der Zahl. Aber es stünden nur begrenzte Kapazitäten zur Unterbringung zur Verfügung. Deshalb hatte die Stadt auch den Betrieb der Metropolishalle, die für langfristige Aufenthalte nicht vorgesehen ist, bis nächstes Frühjahr verlängert.

Betrieben werden die Unterkünfte von privaten Sozialträgern. Diese Aufträge werden regelmäßig neu ausgeschrieben. Im Hauptausschuss am nächsten Mittwoch sollen die Stadtverordneten ein europaweites Vergabeverfahren für gleich vier Einrichtungen starten. Die Zustimmung gilt als sicher. Laut Vorlage geht es um die Wohnungsverbünde und Unterkünfte An den Kopfweiden in der Teltower Vorstadt, am Babelsberger Handelshof und in der Peter-Huchel- sowie der David-Gilly-Straße im Bornstedter Feld. Deren Betrieb wird für die Jahre 2023 bis Ende 2026 ausgeschrieben - für diese Zeit rechnet die Stadt für alle vier Einrichtungen mit 12,7 Millionen Euro Kosten. Diese werden vom Land Brandenburg erstattet.

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