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Stadtplaner: "Nur Schnellimbisse für Touristen" würden wohl nicht funktionieren.

© Andreas Klaer

Einkaufen in Potsdam: Stadtplaner: Innenstadt hat gute Chancen

Die Brandenburger Straße auf dem Weg zur Schmuddelmeile? Das muss nicht sein, sagt Stadtplaner Michael Ortgiese. Und zeigt langfristige Chancen für die Innenstadt auf.

Potsdam - Die Brandenburger Straße hat nach Überzeugung des Stadtplaners Michael Ortgiese durchaus gute Chancen, auch langfristig attraktiv zu bleiben. „In der Innenstadt gibt es ein hohes Potenzial“, sagte Ortgiese am gestrigen Montag den PNN. Allerdings müsse dazu auch das Angebot anders werden. Der Professor am Institut für Angewandte Forschung „Urbane Zukunft“ der Fachhochschule Potsdam schlug vor, die „Dinge fürs tägliche Leben“ in den Geschäften anzubieten. „Nur Schnellimbisse für Touristen“ würden wohl nicht funktionieren.

Ortgiese betonte, in den vergangenen Jahren sei in Potsdam zusätzlicher Wohnraum erschlossen worden, etwa am Bornstedter Feld. Damit seien potenzielle Kunden für die Brandenburger Straße nach Potsdam gekommen – die Innenstadt sei schließlich gut mit dem Fahrrad erreichbar. „Das muss erschlossen werden. Das ist die Aufgabe des Gewerbes.“ Ziel müsse es sein, einen „soliden Grundumsatz“ zu erwirtschaften. Ein Verbot von höheren Ladenmieten oder bestimmten Geschäftstypen lehnte Ortgiese ab. „Das kann nur der letzte Knüppel sein.“

Stadtforscher: Ausbau des Stern-Centers ist kein Problem

Insgesamt bewertete er den geplanten Ausbau des Stern-Centers nicht als Konkurrenz. Dort seien die großen Ketten angesiedelt, die in der Brandenburger Straße nicht die großen Ladenflächen bekämen. „Die brauchen größere Strukturen“, sagte Ortgiese. Zugleich sei die Potsdamer Stadtverwaltung aus stadtplanerischer Sicht „im Rahmen des Machbaren wohl auf einem guten Weg“. Eine dichtere Besiedlung etwa des Bornstedter Feldes sei zwar wünschenswert. „Mehrfamilienhäuser wären besser. Das wollen die Menschen aber nicht“, sagte Ortgiese.

In der Brandenburger Straße gibt es seit Monaten eine hohe Fluktuation, viele Einzelhändler müssen aufgeben und machen zu. Außerdem setzen der Online-Handel und die in den vergangenen Jahren deutlich angestiegenen Gewerbemieten den Geschäftsinhabern weiter zu. Vor allem die AG Innenstadt befürchtet dadurch einen schleichenden Verfall der Flaniermeile. In der vergangenen Woche war dann bekannt geworden, dass das Stern-Center weiter ausgebaut werden soll. Der Vorsitzende der AG Innenstadt, Wolfgang Cornelius, zeigte dafür kein Verständnis. Wie berichtet ist der diskutierte Ausbau des Stern-Centers nur noch Formsache. Der für die Erweiterung notwendige Bebauungsplan soll jetzt den Stadtverordneten vorgelegt werden.

Facebook-Nutzer sehen Einzelhändler in der Pflicht

Im Internet reagierten viele mit Unverständnis auf die Sorgen der Einzelhändler. Auf der PNN-Facebookseite schrieb etwa User Clen Lippmann, dass die Händler seit Jahren auf höchstem Niveau jammern. „Sollten sie sich doch auch endlich mal Gedanken machen wie die Brandenburger Straße an Attraktivität gewinnt.“ Lutz Siebert betonte, dass in Potsdam der gleiche Mist passiere wie in vielen anderen Städten auch. „Die Innenstadt wird durch Mietwucher geleert. Die letzten engagierten Kleinunternehmer schließen gerade.“

Stefan Engelbrecht

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