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Idyllischer Ort. Die Matrosenstation Kongsnaes soll entwickelt werden, doch Anwohner sind gegen die aktuellen Pläne des Investors Michael Linckersdorff. Nun prüft die Stadt, ob sie einen Beschluss der Stadtverordneten kassiert.

© Andreas Klaer

Streit geht weiter: Stadt prüft Kongsnaes-Beschluss

Trotz Bebauungsplan-Entscheidung hält Investor Michael Linckersdorff an Aufbauplänen fest.

Berliner Vorstadt - Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lässt den Stadtverordnetenbeschlusses zum Aufstellen eines Bebauungsplanes für den Wiederaufbau der Matrosenstation Kongsnaes an der Schwanenallee juristisch prüfen. Wie eine Stadtsprecherin auf Anfrage sagte, laufe die Prüfung, ob der mit einer Stimme Mehrheit gefasste Beschluss von Mittwochabend beanstandet und aufgehoben werden kann. Seit Jahren soll die königliche Matrosenstation Kongsnaes am Ufer des Jungfernsees saniert und die Ventehalle wieder aufgebaut werden. Dafür ist das Grundstück verkauft worden – doch jetzt haben die Stadtverordneten überraschend die Aufstellung eines B-Plans beschlossen. Dazu Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) vor dem B-Plan-Beschluss: „Wo sind denn jetzt noch die Probleme?“ Die Ursprungsbauanträge seien überarbeitet worden. Klipp: „Was soll ein B-Plan noch regeln?“ Der Baubeigeordnete glaubt, „partikuläre Interessen sollen gegen Gemeinwohlinteressen durchgesetzt werden – koste es, was es wolle“.

Damit geht der Zank um die Pläne des Investors Michael Linckersdorff weiter. Er selbst will sich nicht von dem Bauvorhaben abbringen lassen. Linckersdorff sagte gestern auf Anfrage: „Ich habe nach wie vor das Ziel, das Denkmalensemble zu restaurieren und mit der Ventehalle und dem Hafen zur öffentlichen Nutzung zu übergeben." Es gebe "keinerlei Veranlassung, trotz klagender Nachbarn, das Projekt aufzugeben oder das Grundstück zu verkaufen“. Eine Million Euro hat Linckersdorff in dem Ausschreibungsverfahren geboten und den Zuschlag der Stadt erhalten. Auch Springer-Vorstandschef und Wahl-Potsdamer Mathias Döpfner hatte sich damals an dem Verkaufsverfahren beteiligt. Er besitzt bereits die Villa Schöningen und hat sie zu einem privaten Mauermuseum ausgebaut, zudem finden regelmäßig Kunstausstellungen in dem Haus an der Glienicker Brücke statt.

Der Gegenwind für das Aufbauvorhaben Linckersdorffs kommt aus der Nachbarschaft, selbst Anwohner und „Bild“- Chefredakteur Kai Diekmann hatte sich bei einer Veranstaltung in der Villa Schöningen öffentlich gegen das Projekt in dieser Form ausgesprochen. Auch die Potsdamer CDU ist inzwischen gegen den Aufbau der Ventehalle sowie den modernen Anbau in dieser Form, der als Küche für das als Ausflugslokal geplante Ambiente entstehen soll. Der Antrag für die Erarbeitung des B-Plans, der am Mitwochabend beschlossen worden ist, kam von der FDP. Deren Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger hatte sich bei der ersten Ausschreibung von Kongnaes um das Grundstück beworben. Die Stadt hatte die Ausschreibung damals allerdings nach dem Bekanntwerden neuer Interessenten für die Flächen einfach beendet und neu ausgeschrieben. Nun hat der Berliner Kunsthändler Michael Linckersdorff das Gelände und würde es gerne entwickeln. Alle Bauvorhaben in dem Bereich würden in Abstimmung mit dem Denkmalamt erfolgen. „Ich gehe davon aus, die Baugenehmigungen zu bekommen“, sagte er gestern. Fünf an der Zahl liegen derzeit beim Bauamt der Stadt. Sie würden bearbeitet, hieß es noch am Mittwoch. Die Verwaltung gehe weiterhin davon aus, dass der Aufbau keinen Einfluss auf das Welterbe hat.

Anwohner halten die Ausmaße der künftigen Schankwirtschaft hingegen für zu groß und bemängeln, dass es kein Verkehrskonzept für den zu erwartenden Ansturm gibt. Anwohner-Anwalt Reiner Geulen hatte bereits angekündigt, auch gegen die nächsten ohne B-Planverfahren erteilten Baugenehmigungen juristisch vorgehen zu wollen. Befürworter des Vorhabens von Linckersdorff sagen jedoch unter vorgehaltener Hand, die Anwohner würden das Grundstück gerne selbst entwickeln. Die langen Verzögerungen kosten dem Investor jedes Jahr viel Geld. Jan Brunzlow/Guido Berg

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