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Der Angeklagte Silvio S. schweigt bisher vor dem Landgericht Potsdam.

© R. Hirschberger/dpa

Fälle Elias und Mohamed: Staatsanwalt fordert lebenslänglich Silvio S.

Update: Als extrem schüchtern und konfliktscheu schildert der Gutachter vor dem Gericht den Angeklagten. Der Staatsanwalt Peter Petersen fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Potsdam - Am zehnten Prozesstag um den mutmaßlichen Mörder der beiden Kinder Mohamed und Elias sprach der Gerichtspsychiater Matthias Lammel. Er beurteilte die Schuldfähigkeit des 33-jährigen Angeklagten. Auch das Plädoyer des Staatsanwalt Peter Petersen wurde erwartet.

Lammel schilderte zunächst aus der Biographie des nie vorbestraften und auch nie durch psychische Ernkrankungen auffälligen Wachmanns. Der Psychologe zeichnete das Bild eines Außenseiters, der schon in der Schule ausgegrenzt wurde. Er habe seit Kinderzeiten ein niedriges Selbstwertgefühl, sagte Lammel.

Dies hätten Gespräche mit Silvio S. ergeben. Silvio S. selbst stritt eine pädophile Neigung in den Unterhaltungen ab. "Er hat ein sexuelles Interesse an Kindern negiert". S. Schilderungen zufolge hatte er nie eine Freundin und nie Sex mit Frauen. Er habe gesagt, er hätte gerne eine Freundin gehabt, erinnerte sich der Gutachter.

Lammel kam zu dem Schluss, dass es keine Hinweise auf Pädophilie gebe und das Silvio S. schuldfähig ist. Er habe die beiden Kinder nicht aus pädophilen Neigungen missbraucht und getötet, sondern weil sie als Opfer für seine ungestillten sexuellen Bedürfnisse leichter beherrschbar waren. Zugleich ließ Lammel offen, ob S. nach einer Haftstrafe noch in die Sicherungsverwahrung für besonders gefährliche Gewalttäter müsse. Dazu müsse sich ein Hang zu solchen Straftaten nachweisen lassen - zumindest aus seiner psychiatrischen Sicht könne er das nicht beurteilen. Der 33-Jährige leide zwar unter einer Persönlichkeitsstörung mit stark negativem Selbstbild, allerdings sei diese Störung nicht so stark, dass die Steuerungsfähigkeit vermindert sei.

Als besonders gefährlich eingestuft

Staatsanwalt Peter Petersen beantragte für Silvio S. eine lebenslange Freiheitsstrafe mit Anerkennung der besonderen Schwere der Schuld. Auch forderte er die Unterbringung in der Sicherheitsverwahrung. Wäre Silvio S. nicht gefasst worden, wäre er "ein übler Serientäter" geworden, sagte Petersen. S. wäre auch nach dem Tod von Mohamed und mit dem Wissen, dass die Polizei ihn festnehmen wird, seinen "dunklen Fantasien" nachgehangen. Deshalb müsse S. aus Sicht der Anklage als besonders gefährlich eingestuft und nach Verbüßung einer lebenslangen Haft in der Sicherheitsverwahrung untergebracht werden. Über das, was S. den beiden Jungen angetan hat, sagte der Staatsanwalt: "Das ist vom Übelsten,"

Der 33-Jährige soll die beiden Kinder Elias aus Potsdam und Mohamed aus Berlin im vergangenen Jahr entführt, missbraucht und getötet haben. Ihn belasten zahlreiche DNA-Spuren und Gutachten zu den obduzierten Kinder-Leichnamen.

Mit einem Urteil wird am 26. Juli gerechnet. (mit dpa)

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