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Aus dem GERICHTSSAAL: Spurensicherung gefragt

Prozess um Brandstiftung geht in die zweite Runde

Welchen Wert hat das Geständnis von Juliane J.* (23) nach viereinhalbstündiger Befragung durch die Polizei bis weit nach Mitternacht? Wurden der jungen Frau, die der schweren Brandstiftung und des Diebstahls beschuldigt wurde, entsprechende Pausen gewährt? Hatte sie Gelegenheit zu essen oder zu trinken? Im Protokoll findet sich darüber nichts.

Als Juliane J. laut eigener Aussage von den Beamten in Aussicht gestellt wurde, sie könne nach Hause gehen, falls sie die Tat zugäbe, bezichtigte sie sich selbst. Ihrer Tante, die sie im Präsidium in Empfang nahm, erklärte sie: „Ich war es nicht. Ich habe es nur gesagt, damit ich endlich gehen durfte.“ Die Polizei – froh, ein Schuldanerkenntnis zu haben – verzichtete daraufhin auf die Auswertung eventueller Fingerabdrücke auf Gegenständen, die bei der Hausdurchsuchung der jungen Frau beschlagnahmt wurden. Ein Versäumnis, das den Prozess jetzt nach dreitägiger Dauer platzen ließ. Staatsanwalt Ralf Menger beantragte, „die vom Landeskriminalamt sichergestellten Spurenträger dahingehend zu überprüfen, ob auswertbare Spuren vorliegen und diese der Angeklagten zugeordnet werden können“. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Reinhild Ahle befand: „Daran kommen wir nicht vorbei.“ So wird der Prozess im Herbst neu aufgerollt.

Die Anklage legte Juliane J. zur Last, am 10. Oktober 2008 die Dachgeschosswohnung ihres Ex-Freundes in Babelsberg angesteckt zu haben, da dieser sie schwanger sitzen ließ. (PNN berichteten.) Die damals in Klein Glienicke Lebende soll den Schlüssel zum neuen Domizil ihres ehemaligen Partners Sandro S.* (22) in der Rudolf-Breitscheid-Straße gestohlen haben. Am Tattag – so die Staatsanwaltschaft – öffnete sie die verschlossene Tür, entwendete aus den Räumen eine Reisetasche mit Kleidung, einen Schlüssel für das Gerätehaus der freiwilligen Feuerwehr sowie ein Paar Feuerwehrstiefel und verstaute sie im Kofferraum ihres lilafarbenen VW Golf. Danach soll sie erneut in die Wohnung gegangen sein und eine Couch, ein Bettlaken sowie einen Umzugskarton in Brand gesetzt haben. Juliane J. war damals Mitglied der freiwilligen Wehr Groß Glienicke, ebenso wie ihr Ex-Partner. Die Schreckensmeldung, dass seine Wohnung in Flammen stehe, erreichte den Mitarbeiter eines Ingenieurbüros für Brandschutz auf einem Außentermin. Als er in Babelsberg eintraf, hatten die Feuerwehrleute – darunter auch manche seiner Kameraden – schon ihres Amtes gewaltet. Die Räume waren unbewohnbar, mussten komplett saniert werden.

Juliane J. schwieg während des Prozesses zu den Vorwürfen. Ein als Zeuge geladener Polizeibeamter sagte am zweiten Verhandlungstag aus, die Angeklagte habe von sich aus erzählt, wo sie die Brände legte. Am Schluss der Vernehmung sei ihr das Protokoll zum Lesen gegeben worden. Man habe sie aufgefordert, gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen oder Ergänzungen einzufügen.

Dies habe sie nicht getan, sondern ihr Geständnis unterschrieben. (*Namen geändert.) Hoga

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