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Christoph Maier will Bundeskanzler werden - zumindest virtuell.

© A. Klaer

Germany's next Bundeskanzler: „Sorgenfreier – nur mit Maier“

Drei Potsdamer nehmen an der Online-Castingshow „Germany’s Next Bundeskanzler“ teil. Was sie verbindet: Eine kleine Partei steht bei ihnen hoch im Kurs.

Potsdam - Mauritia Hagen möchte die Landwirtschaft stärken, Peter Hütte ein starkes Europa und Christoph Maier bessere Bildung für alle. Wenn sie denn Bundeskanzler beziehungsweise -kanzlerin wären. Klingt sehr hypothetisch und ist natürlich nur ein Spiel: Alle drei Potsdamer beteiligen sich aktuell an der Online-Casting-Show „GNBK – Germany’s Next Bundeskanzler“.

Insgesamt machen 135 junge Menschen aus ganz Deutschland mit. Jeder bekommt ein Profil, muss für sich mit mehreren Videos werben und verschiedene Aufgaben erfüllen, damit möglichst viele Zuschauer für ihn stimmen. Die fünf Besten dürfen an einer letzten Challenge, dem sogenannten Kanzlercamp, teilnehmen, anschließend wählt eine Jury am ersten September den neuen Kanzler – oder die neue Kanzlerin. Der Gewinner bekommt 10 000 Euro Preisgeld in Form eines Stipendiums.

Sendung soll die Wahlbeteiligung unter Erst- und Zweiwählern erhöhen

Der Potsdamer Student Peter Hütte hat nach aktuellem Stand gute Chancen, zumindest in die Runde der letzten fünf zu kommen. Auf der Website gnbk.de wird er am Dienstagnachmittag mit 691 Stimmen auf dem zweiten Platz geführt.

Erfunden hat den Wettbewerb der Verband „Die Jungen Unternehmer“ aus Berlin. „Wir wollten mit der Aktion die Wahlbeteiligung der Erst- und Zweitwähler erhöhen“, sagt Renz Peter Ringsleben, Pressereferent der „Jungen Unternehmer“. Die Kampagne soll zudem eine Plattform sein, auf der sich die junge Generation zu ihren Wünschen äußern kann. Und nicht zuletzt solle damit ein wenig der Politikverdrossenheit entgegengesetzt werden. Junge Leute erreiche man heute eben besser über soziale Netzwerke, so Ringsleben. Knapp 10 000 Wähler hätten sich bereits auf www.gnbk.de registriert.

Germany's next Bundeskanzler - "Eiscreme für alle"?

Unterstützung gibt es von der prominenten Jury. Sie besteht aus Ronja Kemmer, jüngste Abgeordnete des Bundestages, Florian Mundt, bekannt als LeFloid, der sich als erfolgreicher YouTuber oft politisch äußert, Nikolaus Blome, stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Politik- und Wirtschaftsressorts der „Bild“-Zeitung und Hubertus Porschen, Bundesvorsitzender des Wirtschaftsverbands „Die Jungen Unternehmer“.

Die Initiatoren freuen sich, dass die meisten Teilnehmer das Spiel vergleichsweise ernst nehmen. „Natürlich wünscht sich auch mal jemand Eiscreme für alle“, sagt Ringsleben. Aber im Grunde seien alle Bewerber politisch sehr interessiert. Aus der Region Potsdam kommen drei Kandidaten – guter Durchschnitt.

FDP bei Potsdamer Kandidaten hoch im Kurs

Mauritia Hagen ist eine von ihnen. Sie ist 22 Jahre alt, stammt aus Potsdam und studiert gerade in England Agrarwissenschaften. Dort hat sie auch, vor romantischer Campuskulisse, ihr Bewerbungsvideo gedreht. Weil sie von England aus in der deutschen Politik gerade nicht mitmischen kann, habe ihr die Gelegenheit sehr gefallen, sich bei GNBK zu äußern. „Politisch möchte ich mich für den ländlichen Raum einsetzen: für einen schnelleren Glasfaserausbau, für mehr unternehmerische Freiheiten in der Land- und Forstwirtschaft und gegen Schulschließungen.“ Zur echten Bundestagswahl sagt sie: „Eine GroKo ist auf Dauer nicht gut fürs Land. Man sollte die FDP nicht unterschätzen.“ Die will den Glasfaserausbau beschleunigen, das werde junge Stimmen und Stimmen aus dem ländlichen Raum sichern können.

Auch Peter Hütte und Christoph Maier beobachten interessiert die FDP. Maier ist 18 Jahre alt, lebt in Sputendorf und hat gerade das zweite Semester Volkswirtschaftslehre an der Potsdamer Uni beendet. Die FDP wird es in den Bundestag schaffen, so seine Einschätzung. „Das wird dem eingefahrenen politischen Betrieb gut tun“, sagt er. Sein Wahlausgang-Tipp: Angela Merkel bleibt mit Hilfe der FDP Kanzlerin. Er selber möchte sich demnächst auch gerne politisch engagieren. „Es ist halt ein Zeitproblem, wenn man studiert“, sagt er. Aber er beobachte die verschiedenen politischen Hochschulgruppen. Zurzeit ist da nichts für ihn dabei, vielleicht werde er deshalb einen eigenen Diskussionskreis gründen.

„Sorgenfreier – nur mit Maier“

Christoph Maier wirkt sprachlich gewandt. Zu Hause und im Freundeskreis, sagt er, wird des Öfteren politisch diskutiert. Die Jugendlichen seien gar nicht so unpolitisch, wie es oft behauptet werde. Für seine Kampagne hat er sich einen Slogan mit Reim ausgedacht: „Sorgenfreier – nur mit Maier“. Was er im September wählen wird, weiß er noch nicht. Statt Wahlprogramme zu lesen nutzt er gerne den Wahlomat. „Der sagt meistens, ich bin liberal eingestellt.“ Also doch die FDP? Dazu grinst er nur.

Peter Hütte, 23 Jahre alt und aus Potsdam, findet die FDP zurzeit zu polemisch. Wenngleich sie vermutlich im September das Zünglein an der Waage sein werde, es sei denn, die CDU hole gleich die Mehrheit. „Angela Merkel ist eine clevere Politikerin, die hat verstanden, wie es funktioniert“, sagt er. Ihm selber liegt das Thema Europa am Herzen. Er hat in Potsdam das Helmholtz-Gymnasium besucht, eine Europaschule, in der die Schüler beispielsweise an Planspielen teilnahmen, Bundesrats- oder Europaratssitzungen nachgespielt haben. „Das fand ich immer sehr spannend.“ Nach dem Abi studierte er Politikwissenschaften, im Januar machte er seinen Bachelor-Abschluss und arbeitet zurzeit im Auswärtigen Amt in einem Organisations-Team.

„Hoffentlich kommt die AfD nicht rein“

Beruflich oder zumindest ehrenamtlich werde er später sicher einmal etwas mit Politik machen. Dabei schaut er über die Landesgrenzen hinweg. Europa ist wichtig, sagt Hütte. Damit es jungen Menschen leichter fällt, das Konstrukt Europa kennenzulernen, würde er als Bundeskanzler einen europäischen Zivildienst einführen, sagt er in seinem ersten Werbevideo. Was die echte Bundestagswahl angeht, hat er vor allem einen Wunsch: „Hoffentlich kommt die AfD nicht rein.“

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