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Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bei der Einwohnerversammlung in Golm am Dienstagabend.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Sonderbauten für Flüchtlinge: Die Stadt Potsdam muss in Golm mehr investieren – und zwar schnell

In dem Potsdamer Ortsteil fehlt Infrastruktur: Schulplätze, Jugendclub, Ärztehaus – Fehlanzeige. Das Konzept des Oberbürgermeisters ist dort bislang nur eine Worthülse.

Ein Kommentar von Henri Kramer

Schulplätze, Jugendtreffs: Die Stadtverwaltung muss im Ortsteil Golm deutlich mehr und schneller Infrastruktur schaffen als bisher geschehen. Das ist eine zentrale Lehre aus der Anwohnerversammlung vom Dienstagabend, bei der die mehr als 400 Golmer jene umstrittenen Pläne für zwei langfristige Wohnbauten vorgestellt bekommen haben, die seit Wochen für Empörung und viele Fragen im Ortsteil sorgten.

Die Verwaltung musste bei der Vorstellung ihres Sonderbauprogramms einräumen, dass gerade in puncto Schulplätze noch nachgesteuert werden muss. Ob dafür einige zusätzliche Unterrichtscontainer in der Ludwig-Renn-Grundschule reichen, scheint allerdings fraglich. Zumal im näheren Umfeld keine einzige weiterführende Schule existiert. Auch Jugendtreffs fehlen, ebenso wie ein Ärztehaus. Zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum ähnelten sich da – und die muss die Stadtverwaltung endlich ernst nehmen.

Gerecht: Flüchtlingsunterkünfte quer über die Stadt verteilt

Allerdings tat die Rathausspitze auch gut daran, von den grundsätzlichen Plänen für die rund 140 Wohnungen im Eichen- und Kossätenweg nicht abzurücken. Denn in der jetzigen Lage muss die Stadtverwaltung die vom Land zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen beziehungsweise sich dafür wappnen – wenn nicht plötzlich Schulsportturnhallen mit Bettenlagern belegt werden sollen.

Und dass diese Unterbringung quer durch das gesamte Stadtgebiet geschieht, auch in der Nähe von Einfamilienhaussiedlungen, ist in der Sache gerecht. Zumal in Gegenden wie Golm die neuen Gebäude später auch finanziell schwächer gestellten Haushalten aus Potsdam dienen sollen.

Die neuen Wohnungen nehmen ohnehin nur die weitere Entwicklung des Stadtteils vorweg. Im Masterplan „Golm 2040“ ist rund um den boomenden Wissenschaftsstandort vorgesehen, dass sich die Einwohnerzahl noch einmal auf bis zu 9000 Menschen verdoppelt.

Allerdings geht diese Entwicklung ausgerechnet in der Nachbarschaft von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bisher damit einher, dass die soziale Infrastruktur vernachlässigt wird. Das von ihm beschworene „behutsame Wachstum“ ist hier bisher Worthülse geblieben. Bis zur Kommunalwahl, wo die SPD in Golm bisher stets starke Ergebnisse einfahren konnte, ist es noch ein Jahr.

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