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Landeshauptstadt: Siemens-Villa unterm Hammer

Zwangsversteigerung für Michael Schönes Anwesen

Jägervorstadt – Die Siemens-Villa in der Gregor-Mendel-Straße 21 kommt unter den Hammer. Ihre Zwangsversteigerung ist für kommenden Montag vor dem Potsdamer Amtsgericht angeordnet. Zusätzlich ist das benachbarte Grundstück Gregor-Mendel-Straße 22 angeboten. Beide Flurstücke samt Gebäude sind mit einem Verkehrswert von insgesamt 2,340 Millionen Euro festgesetzt.

Der Berliner Rechtsanwalt Michael Schöne, in Potsdam als Vorsitzender des Fördervereins zum Wiederaufbau des Stadtschlosses bekannt, erwarb die Liegenschaften Anfang der neunziger Jahre. Das Backsteingebäude hatte 1890 Firmengründer Werner von Siemens für seine Tochter Käthe Pietschker (1861 bis 1949) im „englischen Landhausstil“ erbaut. Es hat eine Nutzfläche von 1120 Quadratmetern. Käthe Pietschker lebte nach dem zweiten Weltkrieg noch in den oberen Räumen des vierstöckigen Hauses, während der untere Teil von den Russen beschlagnahmt war. Käthe Pietschker, Mutter des 1911 verunglückten Flugpioniers Werner Alfred Pietschker, stiftete 1912 im Andenken an ihren Sohn das Werner-Alfred-Bad in der Hegelallee, das bis Anfang der neunziger Jahre noch als städtisches Bad in Betrieb war.

Während der russischen Besetzung brannte die Villa 1987 ab. Wie es heißt, hätten die Russen der angerückten Potsdamer Feuerwehr damals den Löscheinsatz verboten.

Der Nachwende-Eigentümer ließ das Haus 1994 wieder aufbauen, so dass es sich heute äußerlich relativ unbeschädigt darstellt. Zunächst hatte das Forschungszentrum für Europäische Aufklärung, das 2001 zum Neuen Markt zog, hier seinen Sitz. Das Haus steht leer; das fast 5000 Quadratmeter große Gelände ist teilweise ungesichert und macht einen verwahrlosten Eindruck. Im Eingangsbereich sind noch Reste des alten Farbanstrichs aus der Russen-Zeit zu erkennen. In unmittelbarer Nähe zur Siemens-Villa steht als Bauruine der unvollendete Rohbau einer Stadtvilla mit Tiefgarage. Das restaurierte so genannte Kutscherhaus aus dem Jahre 1890 ist bewohnt.

Schöne hatte nach der Wende in Potsdam eine Reihe von Grundstücken erworben, neben der Siemens-Villa, das Gebäude des Cafés Heider am Nauener Tor sowie das Grundstück, auf dem einst das Wohnhaus von Ludwig Persius stand. Letzteres kam wegen der Insolvenz von Schönes Grundstücksgesellschaft bereits zum Verkauf. Gläubigerin im Zwangsversteigerungsverfahren der Grundstücke in der Gregor-Mendel-Straße 21/22 ist die IKB Deutsche Industriebank AG.

Günter Schenke

Günter Schenke

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