zum Hauptinhalt

Von Michael Meyer: Sieg noch aus der Hand gegeben

Turbine Potsdam bleibt nach einem 2:2 daheim im Spitzenspiel der Frauenfußball-Bundesliga gegen den FFC Frankfurt weiter Spitzenreiter

Am Ende der hochklassigen Partie waren Potsdams Turbine-Fußballerinnen gestern platt – müde, kaputt und auch enttäuscht. Im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den Tabellenvierten FFC Frankfurt führten sie daheim schon mit 2:0, um am Ende durch ein 2:2 doch noch zwei Punkte aus der Hand zu geben. Trotzdem bleiben sie Spitzenreiter vor dem FC Bayern München, der gestern beim Tabellendritten Duisburg 2:1 gewann und nun punktgleich ist, aber das schlechtere Torverhältnis hat.

„Das wir den Sieg noch hergeben darf nicht passieren. Aber durch das hohe Tempo, das wir gegangen sind, hat am Ende vielleicht auch ein bisschen die Konzentration gefehlt“, meinte Potsdams Mannschaftskapitän Jennifer Zietz nach dem Abpfiff. Die 25-Jährige hatte Turbine vor 1823 Zuschauern mit ihrem sechsten Saisontor in Führung geschossen, als sie nach langem Zuspiel Babett Peters rechts im Strafraum noch die Ex-Potsdamerin Nadine Angerer im Gäste-Kasten ausspielte und das Leder über die Torlinie trudeln ließ (23.). In dieser Phase hatten Zietz & Co. nach einer Frankfurter Anfangsoffensive längst das Zepter auf dem Rasen übernommen. Sie agierten über weite Strecken zweikampfstärker, handlungsschneller und ideenreicher als die Hessinnen, waren das klar bessere Team. Bianca Schmidt meldete Frankfurts einstige Weltfußballerin Birgit Prinz völlig ab, die Ex-Potsdamerin Petra Wimbersky war bei Stefanie Draws und Babett Peter in guter Obhut. Allerdings versäumte Turbine ein weiteres Tor vorm Pausenpfiff; Chancen dazu gab es gleich mehrere. Wie Leni Larsen Kaurin nach tollem Zuspiel Anja Mittags von rechts das Leder aus Nahdistanz noch am leeren Kasten vorbeidrücken konnte (37.), vermochten Zuschauer und Mitspielerinnen schwer nachzuvollziehen. Glück hatte Turbine, als sich Frankfurts Kerstin Garefrekes rechts durchgemogelt hatte, aber links vorbeischoss (33.); Pech, als Mittags Drehschuss nur an die Latte ging (45.).

Nach dem Seitenwechsel schien Turbine endgültig auf der Siegerstraße zu sein, nachdem Saskia Bartusiak bei einem Rettungsversuch gegen Kaurin zum 2:0 in die eigenen Maschen traf (57.). Es war jetzt viel Pfeffer im Spiel. Frankfurts Anschlusstor durch die eingewechselte Sarah Schatton von links in die lange rechte Ecke (74.) fiel eher überraschend und machte die Gäste wieder stark, und Sandra Smiseks Kopfballtor am rechten Pfosten (79.) stellte den Spielverlauf fast auf den Kopf. Die Gäste drückten nun weiter - auch zu zehnt, nachdem Sarah Guenther wegen wiederholtem Foulspiel gegen Anja Mittag Gelb-Rot gesehen hatte (81.). Bei Turbine merkte man nun die schwindenden Kräfte nach einer lange Zeit sehr schnellen Partie.

„Am Ende bin ich froh, dass wir das 2:2 noch gehalten haben“, gestand Potsdams Trainer Bernd Schröder. Letztlich habe auch die größere Unerfahrenheit seiner Truppe eine Rolle gespielt. „Unsere Mannschaft war heute im Durchschnitt sechs, sieben Jahre jünger als die Frankfurter“, erklärte Schröder, der konstatierte: „Wir haben den besseren Fußball gespielt, hätten in der ersten Halbzeit aber den Sack zumachen müssen.“ Auch Nadine Angerer räumte ein: „Turbine hätte den Sieg vielleicht einen Tick eher verdient als wir.“ Am Ende sprachen beide Trainer von einem gewonnenen Punkt für ihren Klub. „Der bewahrt uns beiden reelle Chancen auf Platz eins oder zwei“, sagte Frankfurts Coach Günter Wegmann, während sein Manager Siegfried Dietrich meinte: „Der Punkt hilft Turbine mehr als uns.“

Turbine Potsdam: Schumann; Schmidt, Draws, Peter; I. Kerschowski, Zietz, Bagehorn, Odebrecht (81. M. Kerschowski); Kaurin (76. Sainio), Mittag, Kemme.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false