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Landeshauptstadt: Sichtbarer und politischer

Aus „primaDonna“ wird „Frauenzentrum“

Berliner Vorstadt - Die Zeichen stehen auf Abschied – und auf Neuanfang. Das Autonome Frauenzentrum Potsdam e.V. verabschiedet sich von seinem Frauenkulturzentrum „primaDonna“. An dessen Stelle tritt nun das „Frauenzentrum“ – mit einem neuen Konzept. Künftig wolle man neue Akzente setzen und die vorhandenen Ressourcen verstärkt für Bildung und politische Arbeit nutzen. Jenny Pöller und Nouria Asfaha haben die Fäden für alle Aktivitäten rund um das neue Zentrum in der Hand und sind die künftigen Ansprechpartnerinnen, unterstützt von Heiderose Gerber, die Gründungsmitglied und Geschäftsführerin des Autonomen Frauenzentrums Potsdam e.V. ist.

Zum Jahresauftakt am Donnerstagabend stellte Jenny Pöller die neue Ausrichtung des Frauenzentrums vor. Politischer, vernetzter und in der Öffentlichkeit präsenter wolle man auftreten, erklärte Pöller. „Auch weiterhin werden wir Frauen eine kulturelle Bühne geben, aber es gibt gesellschaftliche Veränderungen, auf die wir reagieren müssen.“ Neue Aufgaben sieht die 32-Jährige etwa in der Flüchtlingsarbeit. Die Arbeit von Dolmetscherinnen sei zunehmend wichtig, um von Gewalt betroffene Flüchtlingsfrauen zu erreichen und ihnen helfen zu können. „Frauen sind ein wichtiger Schlüssel für gelingende Integration“, betont sie. Auch wolle man die Stärken und Kompetenzen von Frauen stärker fördern und ein stabiles Netzwerk knüpfen, in dem die Frauen voneinander lernen könnten.

In die Stadtpolitik will sich das Frauenzentrum ebenfalls stärker einmischen, kündigt Pöller an. Zur Oberbürgermeisterwahl im Herbst 2018 wolle man gemeinsam mit anderen Institutionen eine Kandidatin ins Rennen schicken. Ein Ziel, für das man bereits im Gespräch mit drei geeigneten Frauen stünde. Auch in der Potsdamer Verwaltung gebe es Nachholbedarf, wenn es um die Besetzung der Spitzenpositionen geht. Frauen seien noch immer unterrepräsentiert. Speziell in Potsdam beobachtet das Frauenzentrum handfeste Probleme im Alltag der Frauen. Besonders für Alleinerziehende werde es schwieriger, geeigneten Wohnraum zu finden. „Gerade, wenn es viele Kinder gibt.“ Vor einem weiteren Problem stünden Frauen, die neu in der Stadt sind: In einigen Stadtteilen hätten diese Schwierigkeiten, einen Frauenarzt zu finden. „Viele Praxen nehmen keine neuen Patientinnen auf.“

Für mehr Sichtbarkeit des Frauenzentrums soll auch der neu gestaltete Eingangsbereich der Räume in der Schiffbauergasse sorgen. Zum Jahresauftakt weihten die Frauen die von der Künstlerin Patricia Vesper gestalteten Banner ein, die den Eingang umrahmen. „Das sind die neuen Damen, die unser Portal schmücken“, erklärte die Künstlerin. Die etwa vier Meter langen Banner zeigen zwei Frauen, die Ängste, Trauer, Krankheiten, Schwangerschaft, aber auch den Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung symbolisieren sollen. Eine Verletzung an der Brust steht für die Krankheit Brustkrebs – ein Thema, das Vesper besonders berührt.

Im Rückblick zieht Heiderose Gerber eine positive Bilanz: „Mit dem neuen Standort erreichen wir mehr Frauen als in der Innenstadt.“ Rund 4200 Frauen hätten die Räume in der Schiffbauergasse, die der 1990 gegründete Verein 2011 bezogen hatte, im vergangenen Jahr genutzt. Bedarf sieht die Gründerin auch weiterhin: „Es gibt heute viele gut ausgebildete junge Frauen, die für ihre Interessen eintreten.“ Heike Kampe

Heike Kampe

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