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Die Mitbegründer des Begegnungscafés Babelsberg, Martina und Günther Kruse.

© Ottmar Winter PNN

Serie Wahlweise: „Patenschaften mit Geflüchteten für Stadtverordnete“

Ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl geben die PNN Potsdamer Vereinen und Projekten eine Plattform für ihre Anliegen. Heute: Martina und Günther Kruse vom Begegnungscafé Babelsberg.

Was ist das dringlichste Projekt/Anliegen für das Begegnungscafé?
Das Ehrenamtsprojekt ist seit acht Jahren Anlaufpunkt für Geflüchtete. Dafür wurde es mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Ehrenamtspreis und dem Integrationspreis. Vor einem Jahr starteten wir zusätzlich ein Ukrainecafé und integrierten es dann ins Begegnungscafé.

Unser Ziel lautet: Integration durch Normalität. Als Team setzen wir uns für ein gelingendes Miteinander ein. Jeden Sonntag gibt es neben Kaffee und Kuchen ein thematisches Mitmachprogramm als wichtigen Beitrag zur Integration. Wir merken, dass unsere Beratungen, unser Zuspruch nach wie vor wichtig sind, damit sich Neu-Potsdamer besser orientieren können. Unsere Hilfsangebote reichen von Arbeits- und Schulsuche bis hin zu Arztbegleitung und Heirats- und Kinderwunsch. Ganz besonders sind Tages- oder Zweitagesausflüge nachgefragt: in den Harz, an die Ostsee, nach Leipzig und Berlin, ebenso die Nachbarschaftsfeste. Wir wollen, dass niemand zurückgelassen wird. Das trägt uns und stärkt unsere Demokratie.

Große Herausforderung sind für uns jene Menschen, die schwerste Schicksalsschläge erlitten haben: Tod des Partners an der Front, Traumatisierung des Kindes, Verlust der Heimat, Verzweiflung und Ohnmacht. Gemeinsam nach Antworten zu suchen, das wird uns weiter begleiten. Da ist unsere Nächstenliebe gefordert. Wie können wir Menschen, die dem Krieg entkommen sind, dazu bringen, sich gegenseitig zu stärken und zu ermutigen?

Wir wünschen uns mehr soziales Engagement, stärkere gesellschaftliche Verantwortung und mehr praktizierende Demokraten. Da ist noch viel Luft nach oben.

Wie sollte Potsdams Lokalpolitik das unterstützen?
Besuche des Oberbürgermeisters, von Stadtverordneten, Bundestagsabgeordneten, Ministern und Staatssekretären, kooperativen zivilgesellschaftlichen Akteure und Kooperationspartnern waren für uns eine wertvolle Unterstützung, denn daraus erwachsen neue Impulse und neue Motivation für die Integrationsarbeit. Auch die Neu-Potsdamer wissen es sehr zu schätzen: einen OB oder eine Ministerin „zum Anfassen“ zu erleben.

Ebenso sind uns die weniger bekannten Unterstützerinnen aus der Verwaltung wichtig geworden. Sie machen es möglich, dass Förderbescheide schnell verfügbar sind, Probleme konstruktiv bearbeitet werden. Wir merken sofort, wenn sie für das Thema Flüchtlingshilfe brennen. Wir wissen, dass das nicht immer selbstverständlich ist, vor allem, wenn die Arbeitsverdichtung hoch ist.

Wie wäre es, wenn jeder Stadtverordnete eine Patenschaft für eine Flüchtlingsfamilie übernimmt? Das weitet den Blick für die politischen Herausforderungen und Gestaltungsnotwendigkeiten.

Was sollte die nächste Stadtverordnetenversammlung in ihrer fünfjährigen Legislatur mit höchster Priorität für Potsdam umsetzen?
Wir wünschen uns, dass Freiwilligenagenturen finanziell besser ausgestattet werden, die Stelle eines Ehrenamtsbeauftragten eingerichtet wird und Ehrenamtsstammtische zum Fachaustausch in den Stadtteilen organisiert werden. Wünschenswert wäre auch ein Ehrenamtsportal für ehrenamtliches Engagement in Potsdam, wo Initiativen ihre Angebote einstellen, zu Fort- und Weiterbildungen einladen können, Akteure sich vernetzen, Projekte des Monats vorgestellt werden wie hier in den PNN und wo auch Ehrenamtler Einsatzstellen finden.

Außerdem sollten regelmäßige Fachtage eingeführt werden, jährlich von einem anderen Wohlfahrtsverband oder Initiative organisiert, und es sollte sich eine verständliche Verwaltungssprache durchsetzen.

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