zum Hauptinhalt
Film ab. Festivalleiterin Kristin Ehlert (2.v.l.) mit dem JIM-Team

© S. Gabsch

Potsdam: Selbstbilder einer Jugendkultur

Beim 6. JIM Filmfestival werden 19 Filme prämiert - einer befasst sich mit Menschen, die ihren Blick nicht von ihren Smartphones abwenden können.

Von Helena Davenport

Potsdam - Vor jungen Menschen, die ihren Blick nicht mehr von ihren Smartphones abwenden können – vor sogenannten Handyzombies – wird gerade während der Nachrichten gewarnt. Aber das bekommt das Pärchen, das vor dem Fernseher sitzt, gar nicht mit, denn beide sind viel zu sehr mit den eigenen Handys beschäftigt. Später sollen sie selbst von Zombies verfolgt werden.

Die Szene stammt aus dem Kurzfilm „Look up!“. Ein pädagogisch-wertvoller Film, gemacht von der Eltern-Generation? Nicht ganz. „Look up!“ ist einer von 60 Filmen, die bis Ende September für das 6. JIM Filmfestival Brandenburg eingereicht wurden. Das Festival, das jungen Filmemachern im Alter von zwölf bis 21 Jahren unter anderem die Möglichkeit gibt, ihre Arbeiten mit professionellen Filmschaffenden zu besprechen, findet am 18. und 19. November im Treffpunkt Freizeit Potsdam statt. Zu Eröffnung, Festivalkino und Preisverleihung mit anschließender Filmvorführung und Konzerteinlage der Band Stadtruhe sind neben den 150 Teilnehmern auch Gäste willkommen.

Themen in den Filmen: Handysucht, Mobbing, Drogen, Krankheit und der Alltag

Ein Thema wurde nicht vorgegeben – unter den eingereichten Filmarbeiten, die sich in Länge, Technik und Thema stark voneinander unterscheiden, spiele Selbstreflexion aber eine sehr große Rolle, erzählt Medienpädagogin und Festivalleiterin Kristin Ehlert. Neben Handysucht werden etwa auch Mobbing, Drogen, Krankheit und der eigene Alltag thematisiert.

Alle Filme können schon jetzt im festivaleigenen YouTube-Kanal geschaut und kommentiert werden. Transparenz werde großgeschrieben, genauso wie die Förderung von Medienkompetenzen, so Matthias Specht, Referent des Landesfachverbandes Medienbildung Brandenburg: „Hier entsteht ein echtes Archiv der Jugendkultur, das für alle frei verfügbar ist.“ Namensgeber des Festivals ist das Netzwerk „17 JIM – Jugendinformations- und Medienzentren “, das durch den Landesfachverband Medienbildung koordiniert wird. Ein Drittel der eingereichten Filme sei in Zentren des JIM-Netzwerkes entstanden und dort entsprechend betreut worden, berichtet Specht.

„Entscheidend bei der Preisvergabe ist, ob jemand kritisch mit dem eigenen Werk umgehen kann“

Am Sonntag werden insgesamt 19 Preise verliehen, die einen Gesamtwert von 4500 Euro haben. Die Kategorien lauten „Spielfilm“, „Dokumentation“, „100 Sekunden“ und „Experimentalfilm“, in denen es jeweils Preise für zwei Altersgruppen gibt. Zusätzlich gibt es einen Publikumspreis und einen Sonderpreis anlässlich des Lutherjahres.

In der vierköpfigen Jury sitzt auch der Filmemacher Christian Schneider, der mit 17 bei der zweiten Ausgabe des Festivals gewann. „Entscheidend bei der Preisvergabe ist die Frage, ob jemand ein Gefühl für Bilder hat und kritisch mit dem eigenen Werk umgehen kann“, so Schneider. Nach Lösungen für aufgetretene Probleme wird während des Filmscreenings am Samstag gesucht – hier werden alle Filme gezeigt. Am Sonntag können Teilnehmer zwischen neun Workshops wählen – „Maske“ ist bisher der beliebteste Kurs. Auch Beate Rabe aus dem Filmmuseum Potsdam ist Jurorin, zum ersten Mal sogar. Sie sei schon jetzt erstaunt über die Expertise der jungen Brandenburger Filmemacher, sagte sie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false