zum Hauptinhalt

Glosse "Etwas Hella": Schützt die Tierschützer

Hella Dittfeld will, dass eine Farm der Tiere bedrohte Spezies rettet

Sollte Günther Jauch die Quizfrage stellen, womit sich ein Tierschutzverein beschäftigt, dann könnte das nur eine der ganz leichten Anfangsfragen sein. Mit dem Schutz gequälter und vernachlässigter Tiere natürlich. Damit hätte der Kandidat die ersten Punkte sicher. Was aber geschähe mit einem Potsdamer Quiz-Teilnehmer, der stutzt, zögert und schließlich mit dem Brustton der Überzeugung die Antwort gibt: „Mit sich selbst“ ? Blöde Geschichte. Wie soll der Quizmaster da reagieren? Wahrscheinlich hat auch Jauch längst einiges über den Potsdamer Tierschutzverein gelesen. Zum Beispiel, dass er die Führung des Tierheims verlor, weil sich sein Vorsitzender so lange mit der Stadtverwaltung anlegte bis die entnervt das kritikwürdige, überalterte, am falschen Standort angesiedelte Heim schloss und die Fundtiere auf Reisen schickte. Reisen macht zwar nicht immer Spaß, sagten sich Miez und Bello, aber wenn man in einer guten Pension ankommt, egal.

Der Potsdamer Verein könne sich ja um den Bau eines neuen Tierheims bewerben, erklärte mir ein pfiffiger, aber reisegeplagter Vierbeiner zwischen Wauwau und Zähnefletschen. Doch der umtriebige Verein tut inzwischen etwas viel aufregenderes. Er überwirft sich mit der Leiterin der Tiertafel, vergrault schon seit langem für ihn tätige Mitglieder, findet die von der Stadt angebotenen Tierheim-Standorte unter aller Sau und wählt stramm den alten Vorsitzenden zum neuen, weil der so schön für die tierischen Belange kämpfen kann. Vielleicht liegt der falsche Eindruck, den ich vom Tierschutzverein habe, aber auch an der unzulänglichen Öffentlichkeitsarbeit. Vielleicht leistet er fernab von aller Zeitungserkenntnis wunderbare Arbeit - holt Hunde aus zu kleinen Zwingern und macht mit ihnen lange Spaziertouren in finstere Wälder, wo niemand die Zweisamkeit stört, füttert verwilderte Katzen und lässt sie die Pille schlucken, damit es nicht noch mehr werden oder befreit verängstigte Vögel, die „Tierschutz für Tiere“ piepsen sollen, was ja schon für Menschen ziemlich unsinnig klingt.

Vielleicht machen ja aber auch die Tiere – angelehnt an einen weltberühmten Roman – ihre eigene Farm auf und achten streng darauf, dass sich nicht wie beim literarischen Vorbild Eitelkeiten und Vor- oder auch Hasslieben verselbständigen. Dann könnte sogar eine Unterorganisation „Menschenschutz“ gegründet werden, die sich dem Schutz des Menschen vor sich selber widmet. Vor allem dann, wenn er mal wieder dabei sein sollte, sich selbst und einer guten Sache zu schaden.

An dieser Stelle schreibt alle zwei Wochen Hella Dittfeld über Dinge, die sie erfreuten oder ärgerten und hofft, dass dadurch ihr geliebtes Potsdam etwas heller wird. Man darf aber auch ganz anderer Meinung sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false