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Potsdams Sozialdezernent Mike Schubert (l.) und Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck.

© A. Fröhlich

Feuerwehr in Potsdam: Schubert stärkt Feuerwehr und Rettungsdienst

Potsdams Ordnungsdezernent Mike Schubert will die Feuerwehr und den Rettungsdienst stärken. Es gibt mehr Personal, neue Technik und einen neuen Gefahrenabwehrplan.

Potsdam - Erstmals seit rund einem Jahr hat Potsdam wieder ein aktuelles Konzept für den Notfall: Es soll mehr Personal und mehr Technik für Feuerwehr und Rettungsdienst geben. Das geht aus dem am Freitag von dem Ordnungsbeigeordneten Mike Schubert (SPD) vorgestellten, neuen Gefahrenabwehrbedarfsplan für die Jahre 2017 bis 2021 hervor. Schubert, seit September im Amt, zuvor Referatsleiter im brandenburgischen Innenministerium für Brand- und Katastrophenschutz, will mit dem 67 Seiten starken Papier die Bedeutung von Feuerwehr und Rettungskräften für Potsdam stärker hervorheben. Kultur, Sport, alles schön, aber ohne Sicherheit und Schutz sei alles nichts. Es gehe um ein elementares Grundbedürfnis der Bevölkerung, so Schubert. Deshalb soll der Bedarfsplan erstmals von den Stadtverordneten nicht nur zu Kenntnis genommen, sondern aktiv beschlossen werden. „Die Verbindlichkeit erhöhen“, nennt Schubert das.

Der neue Plan ist so etwas wie eine Arbeitsgrundlage für Feuerwehr und Rettungsdienst, also für Pflichtaufgaben der Stadt: Anhand vieler Faktoren – wie Einwohnerzahl, Verkehrsströme, Pendlerzahlen oder Gewerbestandorte – werden Risiken bestimmt, nach denen sich Personalstärke und der Bedarf an Technik richten. Dazu zählt auch der besondere Schutz der Schlösser und Gärten oder des Museums Barberini, aber auch die Verdichtung in der Innenstadt oder neue Seniorenheime. Das Ergebnis: Die in der Mitte und nach Norden wachsende Stadt braucht mehr Personal bei Feuerwehr und Rettungsdiensten, aber auch neue Technik und möglicherweise sogar neue Standorte.

Zusätzliche Wache für Potsdamer Norden?

Für die nördlichen Ortsteile mit dem künftigen Wohngebiet in Krampnitz soll ein Gutachter prüfen, ob die Berufsfeuerwehr eine zusätzliche Wache erhält. Das muss laut Schubert kein Neubau sein, auch ein Anbau bei einer freiwilligen Feuerwehr sei denkbar. Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck sagte bei der Vorstellung des neuen Plans am Freitag, die Potsdamer Feuerwehr sei gut aufgestellt, die Vorgaben für Einsatzzeiten würden erfüllt. „Wir sind einsatzfähig und können die Lagen bewältigen“, sagte Hülsebeck. Zuletzt hatte es wie berichtet Kritik an der Personalnot bei der Feuerwehr gegeben. So seien viele Stellen unbesetzt, es gebe zu viele Krankmeldungen und Urlaubsfälle.

Die verschiedenen Standorte der Freiwilligen Feuerwehren sollen zu mehreren Alarmeinheiten zusammengefasst werden, da in den Ortsteilen viele Aktive tagsüber anderswo arbeiten. Damit könne laut Hülsebeck die Einsatzbereitschaft sichergestellt werden. Die Ortswehren sollen zudem mit zehn neuen, mittelgroßen Löschfahrzeugen ausgestattet werden. Damit könnten etwa bei einem Brandeinsatz alle wichtigen Schritte erfolgen, um Menschenleben zu retten, bevor die Berufsfeuerwehr nachrückt. Die vier Stützpunktwehren in Drewitz, Bornstedt, Fahrland und Groß Glienicke sollen neue Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuge bekommen.

Babelsberger Wache soll 2018 fertig werden

Auch bei der Berufsfeuerwehr wird aufgestockt. Mit der neuen Babelsberger Wache für Feuerwehr und Rettungsdienst an der Fritz-Zubeil-Straße neben dem Betriebshof des Verkehrsbetriebs geht es nach Startschwierigkeiten wegen des unsicheren Baugrundes nun voran. Laut Schubert haben die Arbeiten am Rohbau begonnen. Die Stadtwerke rechnen mit der Inbetriebnahme im ersten Halbjahr 2018.

Zudem wird das Personal von derzeit 170 Kameraden aufgestockt. Für die Berufsfeuerwehr gibt es zehn neue Stellen. Beim Rettungsdienst soll wegen steigender Einsatzzahlen tagsüber ein weiterer Rettungswagen in Dienst gehen, dafür werden fünf Stellen nötig.

Nachwuchsprobleme bei der Feuerwehr

Nur ist es schwer, geeigneten Nachwuchs zu finden. Das fängt bei der Jugendfeuerwehr an. Von zehn Mitgliedern geht nur einer später zur freiwilligen Wehr. Bei der Berufsfeuerwehr ist es noch enger. Laut Schubert gab es vor Jahren pro Stelle 100 Bewerber, heute sind es 30. Bundesweit wächst die Konkurrenz. „Wir sind bei der Personalgewinnung an Grenzen geraten“, so Schubert. In Berlin würden in den nächsten Jahren 500 neue Feuerwehrleute gesucht, dort gibt es für die Beamten tariflich 160 Euro mehr als in Potsdam. Rettungssanitäter bekommen 300 Euro als Zulage obendrauf.

In Potsdam versucht man nun gegenzuhalten, Mitsprache haben dabei der landesweite Kommunale Arbeitgeberverband und das Land. Auch bei der Ausbildung reichen die Kapazitäten für den Potsdamer Bedarf in der Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt nicht aus, weshalb die Stadt wohl selbst ausbilden muss. Bis Anfang 2017 soll nun ein Konzept erarbeitet werden, wie Potsdam künftig neues Personal gewinnen kann.

Schubert: "Wir brauchen eine Debatte über die Wertschätzung der Feuerwehr“

Übrigens stellte Schubert den neuen Gefahrenabwehrbedarfsplan in der Zentralwache in der Holzmarktstraße vor – ganz bewusst. Unter seiner Vorgängerin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) fühlten sich die Wehren als fünftes Rad am Wagen. Schubert dagegen sucht mit Personalrat und Belegschaft gezielt das Gespräch, sie und die Ortsbürgermeister wurden beim neuen Gefahrenabwehrplan beteiligt. Gegenüber der Feuerwehr verfolgt Schubert eine Politik der „ausgestreckten Hand“ und des „offenen Gesprächs“. Es gehe darum, die Sicherheit zu gewährleisten, „wir brauchen eine Debatte über die Wertschätzung der Feuerwehr“, sagte er.

Dabei könnte auch der Kurznachrichtendienst Twitter helfen. In Cottbus twittert die Leitstelle Lausitz über die Einsätze, aus Potsdam das Polizeipräsidium. Schubert will hier nachziehen. Ende 2016 soll das Konzept stehen, dann könnten die Potsdamer bei Twitter verfolgen, was die Feuerwehren täglich so leisten.

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