zum Hauptinhalt
Manja Schüle und Olaf Scholz vor einem Laser der GFZ-Ausgründung DiGOS. Das Unternehmen baut Satelliten-Laser-Ranging-Stationen. 

© Foto: Sebastian Gabsch

Scholz im GFZ Potsdam: Bohren nach Erdwärme und Fördermitteln

Der Bundeskanzler besuchte das Geoforschungszentrum in Potsdam, um sich über Geothermie und neue Wasserstoffspeicher im Untergrund zu informieren. Konkrete Förder-Zusagen machte er nicht.

Potenzial im Untergrund: Geothermie und unterirdische Wasserstoffspeicherung sind wichtige Bausteine für die Energiewende, doch beide Technologien stehen in Deutschland noch am Anfang. Am Montag informierten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (beide SPD) beim Geoforschungszentrum (GFZ) auf dem Telegrafenberg in Potsdam darüber, welche Chancen die Technologien bieten und was die Politik dafür tun kann, damit es schneller vorangeht.

Ein maßgeblicher Faktor: Geld. GFZ-Leiterin Susanne Buiter stellte Scholz und Schüle das Vorhaben für die Errichtung eines Demonstrator-Speichers in Brandenburg vor, der zeigen soll, ob und wie Wasserstoff in porösem Sandstein gespeichert werden kann. Als möglicher Ort dafür wurde Ketzin genannt, wo in der Vergangenheit bereits erfolgreich CO₂ in Sandsteinschichten gespeichert wurde. „Wir haben eine Finanzierungslücke zwischen zehn und 50 Millionen“, sagte Buiter. Noch habe man keinen Förderer dafür gefunden, sagte sie an Scholz und Schüle gerichtet: „Für das Land zu viel, für den Bund zu wenig.“

Wasserstoffspeicher in Ketzin

Hintergrund des Projektes ist die zentrale Rolle, die Wasserstoff künftig als klimaneutraler Energieträger für die Industrie spielen soll: Um ihn in großem Umfang zu speichern, können zum Beispiel Salzkavernen im Untergrund genutzt werden. Allerdings sind solche Kavernen nicht überall verfügbar und müssen abgeschlossen sein – poröser Sandstein hingegen ist viel leichter im Untergrund zu finden. Könnte man Wasserstoff dort speichern, gäbe es viel mehr verfügbare Orte für solche Speicher. Der Demonstrator-Speicher soll zeigen, dass dies möglich ist.

Wir alle machen uns gerade Sorgen um die Finanzierung vieler Projekte.

GFZ-Leiterin Susanne Buiter über das Haushaltsloch des Bundes

Scholz, der gerade von der UN-Klimakonferenz in Dubai zurückkehrte, machte keine konkreten Zusagen, betonte aber die Wichtigkeit der Forschung des GFZ für Deutschlands Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden. „Ich habe heute viele Fragen beantwortet bekommen, die mich schon lange dazu umtreiben“, sagte der Kanzler nach dem nichtöffentlichen Gespräch mit den Forscherinnen und Forschern.

Scholz erwähnte in diesem Zusammenhang die 20 Milliarden Euro, mit denen die Bundesregierung den privatwirtschaftlichen Ausbau des Wasserstoffnetzes beschleunigen wolle: „Das ist jetzt auf dem Weg und die Betreiber unserer heutigen Gasnetze sind auch gewillt, diese großen Investitionen zu tätigen“, so Scholz.

Bund soll mehr bohren

Zweites großes Thema war die Geothermie: Dabei wird die Energie der Erdwärme genutzt, die durch Bohrungen in Tiefen mehr als 400 Metern gewonnen werden kann. In Potsdam haben die Stadtwerke bereits sehr erfolgreich eine solche Bohrung durchgeführt, auch bundesweit hat die Technologie Potenzial: „25 Prozent des Wärmebedarfs in Deutschland könnten dadurch gedeckt werden“, sagte Buiter. Damit sei der Untergrund sowohl als Quelle als auch als Speicher für Energie unverzichtbar: „Ohne die Geologie wird die Energiewende nicht gelingen“, so Buiter.

Um Geothermie machen zu können, müsste es allerdings viel mehr Probebohrungen geben: „Der Boden in Deutschland ist untererkundet“, sagte die GFZ-Leiterin. Sie stellte auch klar, bei wem der Ball gerade liege: „Erkundung ist Bundesaufgabe.“ Auch darüber hatte sich Scholz mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterhalten: Laut Ingo Sass vom GFZ ging es dabei unter anderem darum, wer das finanzielle Risiko für Fehlbohrungen trägt, denn nicht immer sind Probebohrungen erfolgreich. „Wir haben bei Geothermie-Probebohrungen in Deutschland eine Fündigkeit von 60 Prozent“, so Sass.

Um die Kosten von nicht erfolgreichen Bohrungen zu schultern, schlägt das GFZ einen Fond vor, der unter anderem durch Mittel aus erfolgreichen Bohrungen gespeist werden soll. Laut Sass tendiere Scholz jedoch eher zu einem Versicherungsmodell, bei dem sich Kommunen und Bohrunternehmen gegen Fehlbohrungen versichern.

Sowohl die Erforschung von Wasserstoffspeichern als auch Probebohrungen für Geothermie benötigen große Investitionen. Daher blieben aufseiten des GFZ am Montag viele Fragezeichen, wie die für die Energiewende wichtigen Projekte umgesetzt werden können, insbesondere angesichts der aktuellen Haushaltskrise: Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes fehlen der Bundesregierung aktuell 60 Milliarden Euro für den sogenannten Klima- und Transformationsfond.

Dies beschäftige auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im GFZ, sagte Buiter: „Wir alle machen uns gerade Sorgen um die Finanzierung vieler Projekte.“ Von konkreten Kürzungsplänen habe sie aber bislang noch nichts gehört. Das GFZ verfügt über einen Jahresetat von 97 Millionen Euro, davon rund 30 Millionen Euro Drittmittel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false