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Plattner, Potsdam und SAP. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Europas größtem Softwarehersteller SAP, Hasso Plattner, hat bereits Millionen in Potsdam investiert. Nun siedelt sich auch SAP in der Landeshauptstadt an.

© dpa

Von Guido Berg: SAP-„Lab“ bis 2012

Software-Riese baut Innovationszentrum mit 100 Arbeitsplätzen am Jungfernsee

Nedlitz - Nun ist es offiziell: Potsdam wird Standort einer Niederlassung des weltweit agierenden Software-Unternehmens SAP. Bis 2012 soll auf dem von SAP-Gründer Hasso Plattner erworbenen Areal der ehemaligen Grauen Kasernen am Jungfernsee ein Neubau errichtet werden. Die Investitionssumme bezifferte SAP-Sprecherin Angelika Pfahler mit 14,3 Millionen Euro. Entstehen werde ein Innovationszentrum – ein „Lab“ (Laboratorium) – in dem Software-Lösungen mit Kunden besprochen und neue Anwendungs-Oberflächen getestet werden können.

Wie die Investitions- und Landesbank Brandenburg (ILB) am Freitag auf einer Bilanz-Pressekonferenz bekannt gab, werde die Ansiedlung des SAP-Labs mit 2,7 Millionen Euro gefördert. Der Förderbescheid sei bereits Ende 2010 erteilt worden. SAP-Sprecherin Pfahler zufolge seien 30 der künftig 100 Beschäftigten bereits jetzt in Potsdam tätig – im Hasso-Plattner-Institut (HPI) am Bahnhof Griebnitzsee. Die Mitarbeiterzahl werden noch in diesem Jahr auf 100 aufgestockt. Die Rekrutierung erfolge „zunächst aus den eigenen Reihen“, Neueinstellungen seien jedoch nicht ausgeschlossen.

Als Gründe für die Standortentscheidung Potsdam nannte die Sprecherin des in Walldorf (Baden) ansässigen Software-Riesen die Nähe zu Berlin, zu den Kunden und zu den Universitäten in der Region, insbesondere zum Hasso-Plattner-Institut. Das 1998 gegründete HPI ist das bislang einzige völlig privat finanzierte Universitäts-Institut in Deutschland. Das Land Brandenburg beteiligte sich an dem Lehr- und Forschungsstandort, indem es 30 000 Quadratmeter für die Institutsbauten am Griebnitzsee in Babelsberg zur Verfügung stellte. Gründer und Namensgeber des Instituts ist Hasso Plattner, dessen Gesamtengagement für das HPI in unterschiedlichen Quellen gleichlautend mit etwa 200 Millionen Euro angegeben werden. Angegliedert an das Institut ist die HPI School of Design Thinking, eine „Erfinderschule“, in der Studenten einen interdisziplinären Ansatz bei der Entwicklung neuer Produkte erlernen. Ferner gibt es am Bahnhof Griebnitzsee seit 2005 ein Gründerzentrum unter der Verwendung von „Wagniskapital“, die Hasso Plattner Ventures. Junge IT-Firmen entwickeln unter Anleitung neue softwarebetriebene Produkte bis zur Marktreife.

Hasso Plattner – einer der bedeutendsten Wissenschaftsförderer der Welt, wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ schrieb – wird mit der SAP-Ansiedlung nun auch die Entwicklung der ehemaligen Grauen Kasernen zu verdanken sein. Der Multimilliardär, der privat bei seinen Potsdam-Aufenthalten in einer Mies-van-der-Rohe-Villa am Griebnitzsee wohnt, hat das Militärgelände bereits vor Jahren erworben. Seit 2003 ist das Areal komplett von jeder Kasernenbebauung geräumt. Der Bebauungsplan Nr. 83 „Campus am Jungfernsee“ besitzt seit Februar 2010 Rechtskraft, er umfasst eine 42,6 Hektar große Fläche. Vorgesehen ist eine Wohn- und Gewerbenutzung. Der nun erfolgende Neubau für das SAP-Innovationszentrum gilt als Startschuss für die weitere Entwicklung des Areals. Offen scheint dabei allerdings noch die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln; immer wieder wurde eine Verlängerung der Nord-Tram debattiert. Mit SAP lässt sich bereits der zweite große Software-Hersteller in Potsdam nieder. Seit 2001 ist SAP-Rivale Oracle an der Schiffbauergasse ansässig.

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