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Sicher am Ball. Ronny behauptet sich gegen den Kölner Tobias Strobl.

© dapd

Sport: Ronny beißt sich durch

Der Brasilianer wird für Hertha immer wichtiger, sein Einsatz in Cottbus aber ist fraglich

Berlin - Aus medizinischer Sicht wäre es vermutlich ratsam gewesen, den Brasilianer Ronny zeitig auszuwechseln. Schon in der Anfangsphase des Spiels hatte er einen Schlag aufs Knie bekommen, in der zweiten Hälfte wurden die Schmerzen immer größer, „aber er hat sich durchgebissen“, berichtete Jos Luhukay am Tag nach dem 1:1 (1:1) gegen den 1. FC Köln. Der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten hatte nicht eine Sekunde daran gedacht, den Brasilianer von seiner Pein zu befreien. „Ronny vom Feld zu holen ist für uns immer ein Rückschritt“, sagte Luhukay. „Er ist so extrem wichtig für uns: Er kann den entscheidenden Pass spielen, und seine Standardsituationen sind mehr als eine halbe Torchance.“

Umso besorgter sind die Berliner, dass der Mittelfeldspieler im Spiel beim Verfolger Energie Cottbus ausfallen könnte. Ronny fehlte gestern beim Auslaufen wegen seiner Knieprobleme, auch heute wird er nicht mit der Mannschaft trainieren, sondern sich erneut in die Obhut der Physiotherapeuten begeben. „Wir hoffen, dass er am Montag spielen kann, weil er einfach ein sehr wichtiger Spieler für uns ist“, sagte Jos Luhukay.

Vor nicht allzu langer Zeit wäre die Nachricht von Ronnys Verletzung kaum weiter beachtet worden. Zwei Jahre lang hat der Brasilianer bei Hertha überhaupt keine Rolle gespielt. Seine Auftritte bestätigten eher das Vorurteil, dass seine Verpflichtung im Sommer 2010 allein dem Zweck gedient habe, seinen Bruder Raffael zum Verbleib bei Hertha zu bewegen. Inzwischen aber ist Ronny selbst zur prägenden Figur im Spiel der Berliner geworden. Er ist Herthas bester Torschütze (sieben Treffer) und hat ligaweit neben Kaiserslauterns Mohamadou Idrissou und Mario Vrancic vom SC Paderborn die meisten Tore vorbereitet (sechs). Aus einem Mitläufer ist ein Gestalter geworden, von dem Herthas Fortkommen fast schon ein bisschen zu sehr abhängig ist, wie sich am Donnerstag gegen den 1. FC Köln gezeigt hat. Als der 26-Jährige nach der Pause mehr und mehr mit seinem schmerzenden Knie zu kämpfen hatte, erlahmte auch das Spiel der Berliner zusehends.

Gegen den FC erzielte Ronny unmittelbar vor der Pause „ein fantastisches Tor“, wie Trainer Luhukay sagte: Von der rechten Seite zog er parallel zum Strafraum in die Mitte. Dabei war Herthas Darbietung vor der Pause sehr ansehnlich gewesen. Die Gastgeber beherrschten den FC, Köln spielte kaum anders, als es Aalen und Regensburg im Olympiastadion getan hatten. In der zweiten Hälfte aber büßte Luhukays Mannschaft ihre Dominanz weitgehend ein. Es mangelte an Ideen und Zielstrebigkeit, um den extrem defensiven Gegner zu bezwingen. Gerade gegen tief stehende Mannschaften brauche man in der Zentrale Ballsicherheit. Ronny besitzt diese Qualität: Er kann Bälle behaupten und seine Mitspieler in Szene setzen. Doch auch von ihm war nach der Pause immer weniger zu sehen. Zum Ende der Hinrunde lässt bei den Berliner ein wenig die Frische nach. „Ich merke schon ein bisschen, dass die Saison lang ist und dass es bei mir an die Substanz geht", sagt Innenverteidiger Fabian Lustenberger. „Aber es sollte schon möglich sein, sich für drei Spiele noch einmal zusammenzureißen.“ Egal ob mit Ronny oder ohne ihn. Stefan Hermanns

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