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Kolumne: Etwas HELLA: Robby ans Steuer

Potsdam fehlen Tramfahrer und Pflegepersonal. Eventuell wäre der Einsatz von künstlichen Intelligenzen eine Lösung, überlegt PNN-Autorin Hella Dittfeld.

Habe ich Angst vor künstlichen Intelligenzen? Also bestimmt nicht vor Clara, meiner Spülmaschine. Die flippt nicht aus, nur weil ich sie manchmal zärtlich beim Namen nenne oder beschimpfe, wenn sie das Geschirr nicht richtig sauber gekriegt hat. Auch Grassi, der kleine Rasenmäher, der unermüdlich am Rasen herumschnippelt, wird nicht plötzlich die Herrschaft über Wäschetrockenplatz und Garten übernehmen. So ist er nicht programmiert. Diese Haushaltshelfer lernen allerdings auch nichts dazu. Sie machen, was sie sollen. Meistens. Und dabei bleibt es. Wie aber steht es mit dem Ersatz von Sachbearbeitern, Busfahrern oder Altenpflegern? Von denen wird erheblich mehr verlangt, und von deren künstlichen Ersatztintelligenzen auch. Andererseits: Geht es überhaupt noch ohne Roboter?

Roboter in Bussen und Tram?

Der Pflegenotstand ist längst ausgerufen. In der Stadtverwaltung sind die Fachleute knapp und der Verkehrsbetrieb in Potsdam fährt nach Urlaubsfahrplan. Nicht, weil die Schüler schon welchen haben, sondern weil es nicht mehr genug einsatzbereite Bus- und Tramfahrer gibt. Die Programmierer von künstlichen Intelligenzen sollten sich deshalb schnell etwas einfallen lassen, damit sie ihre Geräte in den Griff kriegen und ihnen Reaktionsvermögen und Lernfähigkeit beibringen. Bockig werden und mehr Gehalt verlangen oder womöglich sogar wegen schlechter Arbeitsbedingungen streiken, darf Robby natürlich (eigentlich ein blödes Wort in Zusammenhang mit Robotern) nicht. Dass die Robbys in erschreckend hoher Zahl krank werden, ist auch nicht zu befürchten, es fallen höchstens mal Reparaturen an. Damit die schnell erledigt werden und nicht so lange dauern wie die bei den Rolltreppen im Hauptbahnhof, sollten die Eltern von künstlichen Intelligenzen gleich noch die Serviceroboter miterfinden.

Zuwendung und Geduld

Von den Pflegerobbys muss man erwarten, dass sie liebevolle Zuwendung und Geduld mitbringen und ihre Leistungen nicht im Minutentakt abrechnen. Die städtischen Ersatz-Angestellten sind mindestens allwissend und die künstlichen Tram- und Busfahrer beherrschen nicht nur Verkehrsregeln perfekt, sondern auch noch den Paragrafen 1 der Straßenverkehrsordnung, der da Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme fordert. Außerdem könnte man Lenk-Robotern auch noch ein Minimalprogramm an Freundlichkeit und Auskunftsfreude beibringen. Es muss nicht überbordend sein, denn wir sind in dieser Hinsicht nicht verwöhnt.

Bis es jedoch für die Bus- und Tramfahrer des ViP wirklich Verstärkung durch künstliches Fahrpersonal gibt, wird es wohl noch ein paar Jährchen dauern. Daher verlasse ich mich lieber noch eine Weile auf mein tüchtiges Stahlross, das keine eigene Intelligenz, dafür aber zwei Räder hat. Und meinen Kopf zum Denken oben drauf.

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Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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