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Sport: „Riesenkompliment an die Mannschaft“

Werders Trainer Thomas Leek über sein Team in der ersten Halbserie der Fußball-Brandenburgliga

Herr Leek, wie lebt es sich als langjähriger U23-Coach des SV Babelsberg 03 jetzt als Trainer des Werderaner FC?

Gut. Ich bin in Werder herzlich aufgenommen worden und fühle mich hier sehr wohl. Die Trennung vom SVB im Sommer kam für mich ja nicht überraschend, die hatte sich schon im letzten halben Jahr davor abgezeichnet.

Gibt es Unterschiede in der Trainertätigkeit zwischen beiden Vereinen?

In Babelsberg war die Trainertätigkeit das Wenigste. Dort hatte ich jahrelang auch die Aufgabe, den ganzen Spielbetrieb zu organisieren. Das wurde mir in Werder schon ein großes Stück abgenommen. Man hat hier Ansprechpartner dafür, speziell mit unserem Präsidenten Klaus-Dieter Bartsch. Außerdem haben wir jetzt keine Mannschaft mehr, in der alle Spieler 18, 19 oder 20 Jahre alt sind. Von den fußballerischen Voraussetzungen her hat der eine oder andere Babelsberger sicher ein größeres Potenzial. Von der Einstellung und dem Engagement her stehen Werders Spieler dem aber in nichts nach. Im Gegenteil: Sie gehen noch öfter an ihre Leistungsgrenzen, um den Erfolg einzufahren.

Die Hälfte der Saison in der Brandenburgliga ist gespielt – überrascht es Sie, dass der SV Falkensee-Finkenkrug ganz oben und Ihr Ex-Verein SVB II ganz unten steht?

Unsere Liga ist sehr ausgeglichen, in der darf man niemanden unterschätzen. Es gibt spielstarke Mannschaften wie den MSV Neuruppin, Germania Schöneiche und den 1. FC Frankfurt/Oder, die mit Ausnahme Schöneiches bislang unter den Erwartungen blieben. Falkensee-Finkenkrug zählt eher zu den Überraschungsmannschaften, aber wenn man vernünftig startet und auch eine gewisse Portion Glück hat, steht man in einer ausgeglichenen Liga halt da oben. Zur Babelsberger U23 möchte ich mich nicht äußern. Nur so viel: Es ist schade für die Jungs und nur eine Momentaufnahme. Babelsberg wird sicher alles versuchen, um den Klassenerhalt zu sichern.

Der Werderaner FC überwintert mit 21 Punkten aus erst 14 Spielen auf Tabellenplatz sechs. Zufrieden damit?

Zufrieden bin ich mit der Art, wie die Jungs sich die Punkte erkämpft haben und in fast jedem Spiel konkurrenzfähig waren. Wir hätten sicher gern mehr Punkte auf dem Konto, was auch nicht unmöglich war. Wir nehmen an der Brandenburgliga-Hallenmasters teil, worüber wir uns freuen. Und wir hatten noch nichts mit dem Abstiegskampf zu tun, obwohl wir aufgrund zahlreicher langwieriger Verletzungen größtenteils mit 14 Spielern über die Runden kommen mussten. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft, die Charakterstärke bewiesen hat. Darauf können wir uns aber nicht ausruhen, wenn man die Punktdifferenz nach unten sieht. Ich bin als Trainer schon viel zu lange dabei, um nicht um die Gefahr zu wissen, in die man schnell geraten kann. Wir wollen uns im Winter gut erholen und dann vernünftig in die zweite Halbserie starten, um weiterhin nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.

Wie sieht denn Werders Saisonziel aus?

Wenn wir am Ende auf Tabellenplatz sechs stehen, haben wir alles erreicht, denn unser Saisonziel heißt ganz klar Klassenerhalt, und das so früh wie möglich. Die äußeren Bedingungen in Werder sind brandenburgliga-tauglich, und mit Ivan Assenov habe ich einen Top-Mann an meiner Seite, der auch ein Fußball-Kenner ist und in Babelsberg schon in den unterschiedlichsten Positionen bewiesen hat, was er kann. Es ist für mich unverständlich, dass der SVB ihn ziehen ließ. Er ist aber ein Glücksfall und war einer der wichtigsten Transfers für den Werderaner FC in diesem Sommer. Er gibt der Mannschaft mit seiner Trainingsarbeit sehr viel.

Neben Ivan Assenov sind auch Torwart Sebastian Rauch sowie Lukas Scharfenberg und Christopher Schulze von der Nulldrei-Reserve nach Werder gekommen. Welche Rolle spielen sie in Ihrer Mannschaft?

Vorab: In Werder spielten vorher schon mehrere Ex-Babelsberger, wir haben niemanden vom SVB weggeholt. Es war für mich überraschend, dass Sebastian Rauch im Juni noch keinen Verein hatte, daher habe ich ihn angesprochen. Mit seiner Erfahrung und seiner Art ist er eine Bereicherung für jeden Brandenburgligisten. Mit Lukas Scharfenberg, der in der Nähe wohnt und beruflich zeitlich stärker gefordert wird, und Christopher Schulze, der im Schichtbetrieb arbeitet und in Babelsberg keine Perspektive mehr sah, haben wir zwei junge Leute dazubekommen.

Über welche bisherigen Siege haben Sie sich am meisten gefreut, über welche Niederlagen am meisten geärgert?

Schöne Momente waren sicher die Heimsiege gegen Neuruppin und Schöneiche, wo wir gegen spielerisch bessere Mannschaften unsere Tugenden in die Waagschale geworfen und am Ende verdient gewonnen haben. Am meisten geschmerzt hat mich die 1:2-Niederlage in Laubsdorf, weil wir dort den Sieg viel zu leichtfertig aus der Hand gegeben haben.

Welcher Werderaner Spieler hat sich aus Ihrer Sicht in der ersten Halbserie besonders gut entwickelt?

Einen Riesensprung hat in letzter Zeit Maximilian Leetz gemacht, der lange hintenan war, aber drangeblieben ist, was für seinen Charakter spricht. Er hat in den letzten Partien rechtsaußen auch sehr gut gespielt und aus seinem Potenzial das Maximale herausholt.

Will Werder in der Winterpause personell noch nachlegen?

Ja, wir wollen den Kader schon ein Stück erweitern, denn 14 spielfähige Mann machen ja keinen Sinn. Zwei, drei weitere Spieler wollen sich dem Werderaner FC anschließen. Aber unsere Mittel sind halt auch begrenzt. Außerdem wird Tony Seyfarth nach seiner Knieverletzung jetzt zurückkommen, und mit Alexander Brauner haben wir einen Spieler aus unserem Nachwuchs in der Hinterhand, der in der ersten Halbserie langsam Fuß gefasst hat und von dem ich in der Rückrunde erwarte, dass er anderen gestandenen Spielern deren Stammplatz streitig machen kann.

Wie geht es jetzt bis Weihnachten und danach beim Werderaner FCC weiter?

Wir machen in dieser Woche noch Hallentraining und spielen am 23. Dezember ein Hallenturnier in Ludwigsfelde. Dann machen wir Urlaub, bestreiten aber am 4. Januar in Waltersdorf und am 18. Januar bei Süd 05 Brandenburg weitere Hallenturniere. Ins Training für die Rückrunde werden wir Mitte Januar einsteigen.

Das Interview führte Michael Meyer.

Thomas Leek (43) war Kicker und später U23-Trainer des SV Babelsberg 03. Seit dieser Saison coacht er den Fußball-Brandenburglisten Werderaner FC Viktoria, der derzeit Tabellensechster ist.

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