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Regisseur Andreas Dresen erklärte rund 200 Interessenten am Beispiel seines neuen Films "Timm Thaler" wie ein Film gemacht wird - im Dialog.

© J. Bergmann

Kinderfilmuni in der Filmuniversität: Regisseur Dresen zeigt Kindern, was man für einen Film braucht

Bei der Kinderfilmuni in der Filmuniversität Babelsberg gewährte Regisseur Andreas Dresen 200 Zuhörern einen ganz besonderen Einblick in seine Arbeit - auch mithilfe eines Films.

In der Schule mochte Julia die Geschichte von „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ nicht so gerne. „Wir haben das Buch gelesen, das fand ich aber nicht so interessant“, sagt sie. Zur Kinderfilmuni in der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ ist die Zwölfjährige am Samstag mit ihrer Mutter jedoch trotzdem gekommen. Denn wenn es um die Verfilmung des Kinderbuchs von James Krüss gehe, dann sei es ja doch etwas ganz anderes als das Lesen in der Schule, sagt das Mädchen.

Auch weil „ein Prominenter“ dabei gewesen ist: Regisseur Andreas Dresen. Dieser hat nicht nur in diesem Jahr anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Kinderfilmuni deren Schirmherrschaft übernommen; er gewährte auch der Schülerin und weiteren rund 200 Interessierten im großen Kinosaal einen ganz besonderen Einblick in seine Arbeit.

Ganz so, wie es zu seinem Handwerk passt, zeigte Dresen dann auch mithilfe eines Filmes, wie wiederum ein anderer Film entsteht: das Making-of von „Timm Thaler“, kindgerecht aus der Sicht von Hauptdarsteller Arved Friese erzählt. Rund um diese Filmdoku erklärte Dresen Fachliches und beantwortete die Fragen der Kinder.

Vier Jahre Arbeit für "Timm Thaler"

So beginne etwa alles mit einem Drehbuch, sagte der Regisseur. Um aus einem dicken Roman einen spannenden Film zu machen, seien viele Schritte nötig. „Wenn man so einen Roman liest, dann hat man viele Stunden Zeit, man kann auch noch mal zurückblättern. Im Kino, da ist das nicht so, da muss alles in eineinhalb Stunden spannend erzählt sein.“ Somit schrieben Drehbuchautoren quasi noch einmal ein ganz neues Buch. Sei das dann fertig – für „Timm Thaler“ habe die Arbeit daran vier Jahre gedauert –, kämen die nächsten Aufgaben. „Was meint ihr, was man noch alles außer einem Drehbuch braucht?“, fragte Dresen die Kinder. Die Antworten folgten prompt: Natürlich Kameras, Schauspieler, Kostüme, Ton, Musik, Kulissen, Beleuchtung und nicht zuletzt: viel Geld.

Vor allem das mit dem Geld stimme, so Dresen. Allein Timm Thaler habe über acht Millionen Euro gekostet. „Das ist so viel, dass sich das hier wahrscheinlich keiner so richtig vorstellen kann auf einem Haufen, ich selber auch nicht.“ Doch genau davon müssen ja Kameras, Schauspieler und vieles mehr bezahlt werden. Und es sei nicht einmal so komfortabel, dass der Regisseur einfach irgendwo einkaufen könne, was er braucht. Die Technik werde nur ausgeliehen. Eine neue, noch ohne weiteres Equipment ausgerüstete Kamera würde nämlich mindestens etwa 100 000 Euro kosten.

Eine Dauerwelle für Hauptdarsteller Arved Friese

Habe man jedoch das Geld beisammen, könne man es für das ausgeben, was das Drehbuch verlange. Bei „Timm Thaler“ sei es zum Beispiel besonders wichtig gewesen, die Zeit, in der die Geschichte spielt, authentisch abzubilden. 1920er-Jahre-Kostüme seien dafür aus der ganzen Welt ausgeliehen worden. Erfahrene Maskenbildner mussten sich zudem um Frisuren und Make-up der Darsteller kümmern. Dass diese Arved Friese für seine Rolle eine Dauerwelle verpassten, sorgte im Kinosaal für große Erheiterung bei den Kindern. Und zu Erstaunen führte, dass man eigentlich nach Zwillingen gesucht habe, wie der Regisseur erklärte. „Um zwei Timms für den Dreh zu haben, einen für den Vormittag, einen für den Nachmittag.“ Denn Kinder dürfen nur fünf Stunden am Tag vor der Kamera stehen. Für Arved bekam das Filmteam eine Sondergenehmigung, er durfte schließlich sieben Stunden täglich drehen.

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Dass selbst ein Filmemacher mit viel Erfahrung in der aufregenden Welt des Films Neues dazulernen kann, veranschaulichte Andreas Dresen anhand der vielen notwendigen Arbeitsschritte für die Animationen in „Timm Thaler“. Zum ersten Mal habe er solche für einen Film gebraucht. Diese werden erst nachträglich nach und nach in eine gedrehte Szene eingearbeitet. Er selbst sei es gewesen, der den Zeichnern mit Händen und Füßen vormachen musste, wie sich zum Beispiel zwei sprechende Ratten, die im Film vorkommen, bewegen sollten – was die Kinder natürlich erneut zum Lachen brachte.

Dresen: „Man muss Menschen mögen und darf weder Angst vor ihnen noch vor der Technik haben.“

Aufgeregt plaudernd verließen die Kinder am Ende die Veranstaltung. „Es war total spannend, so viel über die Hintergründe zu erfahren“, findet etwa der zwölfjährige Jeffrey. Er könne sich nun sehr gut vorstellen, Schauspieler zu werden. Und was er für einen Traumberuf in der Filmbranche mitbringen muss, erklärt Dresen beim Autogrammschreiben drei anderen Kindern: „Man muss Menschen mögen und darf weder Angst vor ihnen noch vor der Technik haben.“

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Der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen spricht im PNN-Interview über seinen neuen Film "Timm Thaler", die Lust am Lachen - und die Frage, ob auch in Potsdam das Geld regiert.

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Andrea Lütkewitz

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