zum Hauptinhalt
Der neue Regioladen in der Gutenbergstraße: Inhaber Henryk Behrendt und seine Mitarbeiterin Katrin Hartmann.

© Andreas Klaer

Regioladen im Holländischen Viertel: Über kurze Wege nach Potsdam

Henryks Regio+ bietet traditionell handwerklich hergestellte Lebensmittel aus der Region.

Potsdamer, die Wert auf Lebensmittel von Erzeugern aus der Region legen, kennen den kleinen Laden in der Gutenbergstraße 83, gegenüber vom Bassinplatz. Bereits seit 2010 findet man hier Käse- und Milchprodukte aus der Uckermark, Säfte aus Werder oder Fleisch und Wurst vom Gut Hirschaue, nahe Beeskow. Auch Mozzarella aus Kremmen, Honig vom Heiligen See oder Quark von der Insel Töplitz kann man hier kaufen.

Fast unbemerkt für die Kunden übernahm im Herbst letzten Jahres Henryk Behrendt das Geschäft von Gründer Jörg Maschner. Aus dem Q-Regio-Laden wurde Henryks Regio. „Ich musste nicht lange überlegen als mein Chef mich fragte, ob ich den Laden übernehmen will“, erzählt Behrendt. Er habe viele Jahre sehr gern hier gearbeitet, sei überzeugt vom Konzept der kurzen Transportwege und der Unterstützung kleinerer Manufakturen in Brandenburg. Zudem habe er sich immer mal wieder mit dem Gedanken getragen, sich selbstständig zu machen. „Also habe ich die Chance genutzt.“

Der Übergang lief ohne Probleme. Alle Partner und Lieferanten kannte der gelernte Koch ohnehin. Die waren erfreut, dass das Geschäft im Sinne seines Gründers weiter geführt werden würde. Und auch die Mitarbeiter wollten gern bleiben.

Enger Kontakt zu den Erzeugern

Das Wort „Lieferanten“ fällt im Gespräch mit Behrendt immer wieder. Sie sind das Besondere, ja das Wichtigste für den Erfolg des kleinen Geschäfts mit dem umfangreichen Sortiment. Nicht nur, dass fast alle aus Brandenburg kommen. Das Regio-Team kennt sie alle persönlich, war fast überall einmal vor Ort auf den Weiden der Tiere, in den kleinen Produktionsstätten. Die Partner liefern ihre Produkte auch persönlich an.

Unseren Kunden ist die Regionalität wichtiger als das Bio-Siegel.

Henryk Behrendt, Betreiber des Regio-Ladens

Durch diesen engen Kontakt wissen die Mitarbeiter auch viel über die Produkte und deren Herstellung und können den Kunden ausführlich Auskunft geben. Die erfahren so zum Beispiel, dass die märkischen Sattelschweine im Gut Hirschaue in der Natur aufwachsen und vor Ort geschlachtet werden oder warum Produkte aus kleinen Manufakturen sehr wohl Bio-Qualität haben, obwohl sie das offizielle Siegel nicht tragen. Den kleinen Handwerksbetrieben ist das oft zu teuer. Auf den Verkauf, berichtet Behrendt, habe das keinen Einfluss. „Unseren Kunden ist die Regionalität wichtiger als das Bio-Siegel.“

Es darf auch Schokolade aus Erfurt sein

Produkte, die nicht aus der Region kommen, sind die Ausnahme. Dazu gehören zum Beispiel Schokolade, Wein und Fischkonserven. Sieht man die Schokolade der Firma Goldhelm aus Erfurt kann man Behrendts Wahl gut verstehen. Jedes der quadratischen Päckchen handgemachter Schokolade der unterschiedlichsten Sorten ist ein kleines Kunstwerk, von Firmengründer Alex Kühn selbst illustriert.

Der Laden in der Gutenbergstraße hat auch exklusives wie Ziegensalami.

© Andreas Klaer

Für manche Produkte, wie die von Hemme Milch aus der Uckermark oder die Joghurts aus Brodowin hat Henryks Regio inzwischen kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Man kann sie auch in Potsdams Supermärkten kaufen. Kunden habe er dadurch nicht verloren, erklärt Behrendt. Im Gegenteil: die Kunden, die wegen den Produkten kämen, die es nur bei ihm gäbe, seien froh darüber, auch die Milch hier kaufen zu können und nicht noch woanders hin zu müssen für ihre Einkäufe.

Heiliger Honig und Olivenölschmalz

Besonders stolz ist auf die exklusiven Angebote in den Regalen, die es in Potsdam nur bei ihm gibt. Da wären die beiden veganen Brotaufstriche Olivenölschmalz und Leinölschmalz, die verschiedenen Pestos aus einem kleinen Betrieb und der Heilige Honig von einem Imker vom Heiligen See.

Besonders nachgefragt bei den Kunden, viele sind Stammkunden, sind nach wie vor Käse und Wurst. Die Auswahl ist groß und zum Teil auch ungewöhnlich. So wie die Ziegensalami, die es sonst nirgendwo in Potsdam gibt. Salami kann man außerdem von Zebu, Hirsch, Büffel, Rind, Wild und Strauß kaufen. Der Käse kommt sowohl von Kuh und Schaf als auch von Ziege und Büffel. Kleine Besonderheit am Rande: der Mozzarella aus Kremmen wird inzwischen auch von den Mitarbeitern der italienischen Botschaft in Berlin gekauft. Die Einfuhr aus Italien ist nicht mehr nötig.

Wenn mir jemand begeistert erzählt, der Quark habe wie früher geschmeckt, freut mich das.

Katrin Hartmann, Verkäuferin

Die Mitarbeiter in Behrendts Geschäft können nicht nur ihre Produkte gut erklären. Sie animieren Kunden auch, Neues oder Vergessenes auszuprobieren. „Wenn mir jemand begeistert erzählt, der Quark habe wie früher geschmeckt, freut mich das“, erzählt Verkäuferin Katrin Hartmann. Alles, was in der Frischetheke ausliegt, kann zudem gekostet werden.

Stammkunden haben zudem Verständnis dafür, wenn etwas mal nicht erhältlich ist, weil es in den Handwerksbetrieben keine Massenproduktion gibt oder eben keine Saison für Lammfleisch ist. Sie warten auch geduldig, wenn es die wunderbaren Senfgurken mehrere Monate nicht gibt, weil deren 70-jährige Produzentin sich ein Bein gebrochen hat.

Zum Konzept der kurzen Wege für die Produkte passt auch, dass Behrendt in seinem Laden Verpackungsmüll vermeidet. Honig und Joghurt gibt es in Gläsern, die genau wie Eierpackungen zurückgenommen werden. Die Kisten, in denen die Milchtüten angeliefert werden, nutzt der Öllieferant für seine Flaschen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false