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In diesem Bornstedter Lokal soll das Rechtsrock-Konzert am Samstag stattfinden.

© A. Klaer

Geplantes Rechtsrock-Konzert in Potsdam: Rechtsrocker Korn will sich "nächstes Mal um den Lindenpark bemühen"

Das Potsdamer Lokal, in dem Rechtsrocker Sacha Korn auftritt, ist in der Nacht mit Farbbeuteln attackiert worden. Die Linke kündigte eine Gegendemonstration an. Und Korn hat noch ganz andere Pläne.

Potsdam - Am gestrigen Donnerstag wurde bekannt, dass der Teltower Rechtsrocker Sacha Korn ein Konzert in Bornstedt am Samstag veranstalten will. Heute Nacht, also nicht einmal 24 Stunden später, wurde das Lokal „Viktoria Eck“ mit einer Handvoll Farbbeuteln beworfen. Nach Angaben eines Polizeisprechers ereignete sich die Tat in der Nacht zum Freitag zwischen 0.30 Uhr und 1.15 Uhr. Die offenbar linksradikalen Täter wurden am Tatort aber nicht mehr angetroffen.

Polizei: "Wir werden alle Maßnahmen zur Gefahrenabwehr durchführen"

Unterdessen kündigte die Linkspartei an, am Samstag vor Ort gegen das Konzert des Rechtsrock-Musikers demonstrieren zu wollen. Die Landtagsabgeordnete Isabelle Vandre meldete eine Kundgebung unter dem Motto „Rechtsrockern die Show stehlen“ an. Beginnen soll die Versammlung um 18.30 Uhr, geplantes Ende ist um 21 Uhr. Die Polizei ist ohnehin alarmiert, muss nun vor Ort auch noch beide Lager trennen. Ein Polizeisprecher sagte im Vorfeld des Konzertes: „Ich versichere, dass wir alle Maßnahmen zur Gefahrenabwehr sowie zur Verhinderung von Straftaten durchführen, die aus unserer Sicht notwendig sind.“

Chancen, im Vorfeld des Konzertes einzugreifen, sieht die Stadt Potsdam bisher nicht. Bei privaten Feiern könne die Stadt nichts ausrichten, sagte ein Sprecher. Korn selbst sagte den PNN, sein Management habe das Lokal als Veranstaltungsort organisiert. „Ich werde mich nächstes Mal persönlich um den Lindenpark bemühen“, erklärte Korn.

Das parteiübergreifende Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“, das unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) steht, positionierte sich gegen das Konzert. „Derartige Konzerte widersprechen dem Leitbild der Landeshauptstadt Potsdam, das sich explizit für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft ausspricht. Veranstaltungen, die diesen Grundsatz in Frage stellen, haben in Potsdam keinen Raum“, sagte Anne Pichler, die stellvertretende Vorsitzende des Bündnisses.

Spendenaktion für Bandidos

Brisant ist, dass ein Teil der Konzerteinnahmen auf ein Spendenkonto der Bandidos fließen soll. Ein Pressesprecher der Rockergruppe sagte, dass es sich aber um keine Veranstaltung der Bandidos handele. Vielmehr beteiligten sich viele Außenstehende an der Spendenaktion, die den Eltern eines im März ermordeten Neunjährigen aus Herne (Nordrhein-Westfalen) zugutekommen soll. Der Stiefvater des Jungen ist Mitglied der Bandidos. 

Sacha Korn lässt sich auf den ersten Blick nicht der rechtsextremen Szene zuordnen

Der rechtsextremen Szene zuordnen lässt sich der Veranstalter Sacha Korn auf den ersten Blick nicht. Allerdings sind mehrere Lieder von Korn bereits auf einer Schulhof-CD der rechtsextremen NPD erschienen, auch für einen Wahlwerbespot nutzte die Partei einen Song des Musikers. Der brandenburgische Verfassungsschutz hatte dazu eine Passage über Korn in seinem Bericht streichen müssen. Wiederholt hatte sich Korn von der NPD-CD distanziert. 

Ein im Vorfeld des Konzertes veröffentlichter Antifa-Bericht weist dennoch auf eine personelle Verbindung zum Rechtsextremismus hin: Sacha Korns Bassist soll das frühere Berliner Landesvorstandsmitglied der NPD, Jan Michael Keller, sein. Laut den Recherchen der Antifa-Gruppe sollen zudem wiederholt Neonazis Darsteller in Korns Musikvideos gewesen sein, darunter der Inhaber eines Teltower Tattoostudios, dessen Körper mit Hakenkreuzen und SS-Runen tätowiert ist.

Korn sagte den PNN, dass er sich „von Extremismus, Gewalt und sämtlichen Ideologien distanziere“. Zu Auftritten von Neonazis in seinen Videos sagte er: Auch Menschen, die vor Jahren „eventuell vom rechtschaffenden Weg abkamen“, sei „eine zweite Chance zuzubilligen“.

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In Brandenburg gab es 2016 mehr rechtsextreme Konzerte als in den Vorjahren, die Behörden mussten entschiedener vorgehen. Ein Überblick über die derzeitige Situation >>

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