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Wohnen in Potsdam: Querelen um Sanierung am Brauhausberg

Die Modernisierung der Siedlung am Brauhausberg hat begonnen. Doch der Verein Mieteschön protestiert, will den Südhof kaufen und selbst herrichten. Die Pro Potsdam weist die Pläne zurück.

Potsdam - Die Sanierung der Siedlung am Brauhausberg hat Ende Juli begonnen. Doch eine Gruppe von Bewohnern des Südhofs, der zum Ende der sechs Bauabschnitte dran ist, gibt sich nicht zufrieden mit den Plänen. 145 Wohnungen sollen in der Siedlung bis 2021 für insgesamt 18,4 Millionen Euro saniert werden. Dagegen haben sich mehr als 50 Mieter und Unterstützer zu dem Verein Mieteschön zusammengeschlossen. Ihre Vorwürfe gegen die stadteigene Bauholding Pro Potsdam und ihre Wohnungsverwaltungsgesellschaft Gewoba sind hart: Durch die Sanierung werde das Denkmal kaputt gemacht, es werde unnötig viel verändert und unter anderem durch den Anbau von Balkonen würden die Mieten so stark gesteigert, dass ein Teil der Bestandsmieter verdrängt werde.

Die Wut der Mieter richtet sich auch gegen das mehrteilige Beteiligungsverfahren unter der Moderation der WerkStadt für Beteiligung, das 2014 und 2015 durchgeführt wurde. Darin hätten sie eigentlich Hoffnung gesetzt. Aber: „Die Position der Pro Potsdam stand von Anfang an fest, sie stellten die Modernisierung, Aufwertung und damit Mietsteigerung als alternativlos dar“, sagt Michael Wawerek aus dem Vorstand des Vereins Mieteschön. Die Belange der Mieter seien nicht ernst genommen worden, über die Runden zur Beteiligung sei nicht ausreichend informiert worden. „Man hat uns hingehalten“, meint Vereinsvorstand Sebastian Müller.

Die Pro Potsdam verweist auf das Beteiligungsverfahren

Diese Vorwürfe weist die Pro Potsdam entschieden zurück. Es habe ein umfangreiches Beteiligungsverfahren gegeben, an dem auch die Mieter teilnahmen, um eine „nachhaltige und sozialverträgliche Planung für die denkmalgeschützte Wohnanlage Brauhausberg“ zu finden. „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit der Unterstützung der WerkStadt für Beteiligung annehmbare Kompromisse für alle Beteiligten gefunden haben“, sagte die Sprecherin der Pro Potsdam, Jessica Beulshausen, auf PNN-Anfrage. Bei den letzten Mieterversammlungen sei deutlich geworden, „dass sich – bis auf eine kleine Mietergruppierung – der überwiegende Teil der Mieterschaft auf die Sanierung freut“. Auch im jüngsten Hauptausschuss der Stadtverordneten, bei dem der aktuelle Stand vorgestellt wurde, war das Echo positiv.

Nach der Sanierung sollen die Mieten nach Angaben der Gewoba mit Wohnberechtigungsschein 5,50 bis sieben Euro pro Quadratmeter kosten, ohne Schein für Bestandsmieter 7,50 Euro und bei Neuvermietungen 9,50 Euro. Derzeit zahlen Teile der Mieter unter fünf Euro pro Quadratmeter. Die Mitglieder von Mieteschön lehnen die Sanierung nicht nur ab, sie wollen den gesamten Südhof mit seinen rund 70 Wohnungen gemeinsam kaufen, um ihn dann „minimalinvasiv“ zu sanieren. Dass an der 1930 gebauten Siedlung Instandsetzungen nötig sind, wissen sie. Man habe aber bereits Angebote für wesentlich günstigere Arbeiten eingeholt.

Mieteschön will, dass möglichst viel erhalten bleibt

Die Mitglieder hätten viel diskutiert, Entwürfe gezeichnet von überdachten Fahrradgaragen im Hof, Präsentationen vorbereitet. Ihr Wunsch ist, dass so viel wie möglich erhalten bleiben soll. Vor allem Leitungen, Dächer und Heizung sollten instand gesetzt werden. Wie genau das Kaufangebot aussehen solle, als Stiftung oder Mietersyndikat, sei noch nicht klar. Aus den Mieteinnahmen könnte ein Kredit refinanziert werden. Die Vereinsmitglieder sind fest entschlossen. „Wir wollen das jetzt kaufen und effizienter, sozialverträglich und wahrhaft nachhaltig sanieren“, so Wawerek. Die Pläne sollen in den nächsten Wochen und Monaten, auch im Gespräch mit Fachleuten, noch konkretisiert werden. Ein Kaufangebot noch in diesem Jahr sei realistisch.

Die Pro Potsdam weiß bereits von der Idee. Bei einer Mieterversammlung Ende Juli habe der Verein die Kaufabsicht geäußert. Doch das Urteil der Bauholding ist eindeutig: „Die Idee der Vertreter der Initiative Mieteschön steht im Widerspruch zu Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung, dem Verlauf und den Ergebnissen des Beteiligungsverfahrens sowie den Interessen der überwiegenden Mieterschaft“, so Sprecherin Beulshausen. Außerdem sei das komplette Bauvorhaben mit dem Fördermittelgeber abgestimmt, die Ausschreibungen für alle Bauabschnitte bereits durchgeführt und beauftragt. Das wollen Wawerek, Müller und seine Mitstreiter von Mieteschön nicht gelten lassen: „Da ist nichts in Zement gegossen.“

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