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Landeshauptstadt: Python mit schlechter Laune

Bei der Inventur in der Biosphäre lässt sich nicht jedes Tier gern zählen

Von Sarah Kugler

Mit einem lauten Brüllen und einer einladenden Kopfbewegung begrüßt ein großer Dinosaurier mit Keulenschwanz die Besucher der Biosphäre. So beeindruckend das ist – für die jährliche Inventur spielen er und seine künstlichen Artgenossen trotzdem keine Rolle. Dabei wären sie wahrscheinlich noch die einfachsten Exemplare gewesen, schließlich können sich die großen Echsen nicht von der Stelle bewegen.

Ganz anders sieht es da im Schmetterlingshaus aus. Etwa 50 bunte Falter flattern hier herum. Darunter auch der Atlasfalter, der eine Flügelspannweite von bis zu 30 Zentimetern erreichen kann. „Dafür beträgt seine Lebensdauer als Falter nur etwa eine Woche“, sagt Ines Riecke, Servicemitarbeiterin der Biosphäre. „Andere Arten können aber drei bis sechs Wochen alt werden.“ Die Anzahl der Schmetterlingsarten würde immer ein wenig variieren, im Moment seien es etwa 15 Arten. „Natürlich können wir hier nicht genau zählen“, so Riecke. „Die Zahlen beruhen auf Schätzungen.“

Leicht festzuhalten sind hingegen alle Bewohner der zahlreichen Terrarien. So wurden insgesamt vier Wüstenreptilienarten, vier Spinnen- und Skorpionarten, elf Insektenarten, 22 sonstige Reptilienarten und sieben Froscharten gezählt. Darunter sind unter anderem vier Borneo- Flugfrösche, die bis zu 15 Meter mit einem Sprung überwinden können. „Die haben besonders ausgeprägte Schwimmflossen zwischen den Zehen“, erklärt Tierpfleger Lothar Moos. „Damit können sie quasi durch die Luft gleiten.“ Beeindruckend ist auch der Schmuckhornfrosch, der faustgroß werden kann und seine Tarnung so perfektioniert hat, dass ihn nur die geübten Augen von Moos unter der Erde ausmachen können. „Bei uns ist auch wirklich immer das drin, was draußen an den Terrarien dransteht“, sagt er schmunzelnd. „Man findet es bloß nicht immer.“ Ganz vorsichtig gräbt der Tierpfleger den Frosch aus seinem Versteck aus. „Das ist ein Frosch, der auch Mäuse frisst“, so Moos. „Von daher kann der schon mal richtig zubeißen, wenn er sich gestört fühlt.“ Eine Eigenschaft, die der Hüpfer anscheinend mit den Schlangen teilt. „Die Königspython hatte heute extrem schlechte Laune“, erzählt Daniela Kobelt, Mitarbeiterin im Marketing. „Da fängt sie schon mal an zu zwicken.“ Ganz artig sind hingegen die Jemenchamäleons, von denen derzeit elf in der Biosphäre leben. „Wirklich bedrohliche Tiere haben wir hier ja auch nicht“, sagt Eckhard Schaaf, Geschäftsführer der Biosphäre. „Vielleicht die Spinnen und der Skorpion, doch selbst die sind nicht wirklich gefährlich.“

Trotzdem hat Tierpfleger Moos schon so manch kleine Wunde davongetragen. „Wenn sich zum Beispiel die Großsittiche bedroht fühlen, fangen die an, ihr Revier zu verteidigen“, erklärt er. „Die haben mir schon oft den Hals mit ihren Schnäbeln zerkratzt.“ Insgesamt 24 Vogelarten konnten bei der diesjährigen Inventur festgestellt werden. Viele davon bewegen sich frei in der Biosphäre. „Von daher benötigt man zum Zählen drei Leute gleichzeitig“, so Moos. „Aus deren Ergebnissen nehmen wir dann den Mittelwert.“ Inzwischen sei die Inventur aber auch einfacher geworden, da jeder Neuzugang und jedes verstorbene Tier im Computer festgehalten wird.

So auch die 46 Koikarpfen, die zu den sechs Süßwasserfischarten zählen. „Theoretisch können die 100 Jahre alt und bis zu einem Meter lang werden“, sagt Moos. „Aber die bei uns lebenden sind nur etwa 60 Zentimeter groß und was das Alter angeht – das werden wir noch sehen.“ Die Karpfen tummeln sich schon seit 2003 in der Biosphäre und stammen aus Israel. Ihre Fütterung gehört zu den Publikumsmagneten und zieht vor allem kleine Kinder an.

Insgesamt konnten diesmal 124 verschiedene Tierarten in der Biosphäre gezählt werden. Das sind sieben Arten mehr als vor einem Jahr. Dazu kommen etwa 148 verschiedene Pflanzenarten, welche die Dschungellandschaft der Biosphäre komplettieren.

Der Vollständigkeit halber verrät Schaaf dann auch noch die Anzahl der Dinosaurier. „Es sind zwölf“, sagt er. „Die acht großen können sich auch bewegen oder machen Geräusche.“ Wie zur Bestätigung brüllt es irgendwo im Dschungel und ein großer Dinokopf nickt zum Abschied.

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