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Landeshauptstadt: Profikiller im Flutlicht

Nach langer Durststrecke arbeitet Studio Babelsberg wieder für Hollywood – und setzt für mehr Aufträge auf die neue Filmförderung

Berlin / Babelsberg - Der Himmel über den Plattenbauten ist nachtschwarz. Die riesige Wohnschlange aber ist in gleißendes Licht getaucht. Es strahlt so hell, dass die Bewohner drinnen kein Licht anknipsen müssen – obwohl es schon fast sieben Uhr abends ist. Erleuchtet werden die Fassaden von einem gigantischen Scheinwerfer, der an einem Kran in gewaltiger Höhe in der Luft baumelt. Weitere sind auf den Dächern platziert. Unten an den Hauseingängen blasen unterdessen Männer mit Schneemaschinen weißes Pulver auf die Bürgersteige. Die Anwohner des Platzes der Vereinten Nationen mitten in Berlin betrachten die Szenerie mit Neugierde. Einige knipsen mit ihren Handys – denn so haben sie ihren Wohnblock noch nie gesehen.

Er ist an diesem Donnerstagabend Kulisse für die Dreharbeiten zum Hollywood-Thriller „Das Bourne Ultimatum“. Mehr als 100 Millionen US-Dollar kostet die Produktion, vier Tage wurden dafür Szenen in Berlin gedreht, die später im Film allerdings in Moskau spielen. Den Auftrag für den Produktionsservice – von der Suche der Drehorte über die Organisation bis zur Technik- und Filmcrewausstattung – hat Studio Babelsberg Motion Pictures (SBMP) bekommen. Das Team um Geschäftsführer Henning Molfenter arbeitet nicht das erste Mal für die „Bourne“-Macher des Hollywoodstudios Universal Pictures. Ende 2003 wurden bereits vier Monate lang große Teile des zweiten Films der „Bourne“-Trilogie in Babelsberg und Berlin gedreht, das brachte dem Studio einen Umsatz von 3,5 Millionen Euro.

Doch dieses Mal, sagt Molfenter, sei der Aufwand noch größer: Gefilmt werden die Anfangsszenen des Thrillers um Profikiller Jason Bourne, in dessen Figur Schauspieler Matt Damon das dritte Mal schlüpft. Die Vorbereitung auf die vier Dreh-Nächte habe acht Wochen gedauert, so der SBMP-Chef. Das Grundbild müsse stimmen, dann könne es „dreckig“ gemacht werden. Authentisch also, wie es die „Bourne“-Fans lieben. Deshalb ist der Platz der Vereinten Nationen – einst Leninplatz – ausgeleuchtet wie ein Fußballstadion im Flutlicht, stehen als Statisten echte Russen bereit, hat die Deutsche Bahn in Berlin-Lichtenberg alte russische Züge aufs Gleis geschoben und ihre Zugzusammenstellung „komprimiert“ – so konnte fast die ganze Nacht eine der berühmten Verfolgungsszenen gedreht werden. In Moskau, sagt Molfenter, wäre das nicht möglich gewesen. Dort herrschen nachts gerade minus 20 Grad, außerdem sind Drehgenehmigungen nicht leicht zu bekommen. Das ist in Berlin anders. Und es heißt, seit dem letzten „Bourne“-Dreh könne Molfenter in dringenden Fällen sogar die Handynummer des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit wählen.

Ein Plus wenn es darum geht, endlich wieder internationale Produktionen für längere Drehs nach Babelsberg und Berlin zu holen – in 2006 gab es keine. Für dieses Jahr hat SBMP-Chef Molfenter aber große Hoffnungen, vor allem wegen des neuen deutschen Filmfinanzierungsmodells, das auf drei Jahre jeweils 60 Millionen Euro für Produzenten bereit hält. Die können unter bestimmten Bedingungen 20 Prozent des in Deutschland ausgegebenen Geldes zurück bekommen. Das werde 2007 in Babelsberg „durchschlagen“, sagt Molfenter. Drei Projekte seien „angebahnt“, eines davon ist bereits durchgesickert: Die Macher der „Matrix“-Trilogie, Andy und Larry Wachwoski, könnten ihren Film „Speed Racer“ in Babelsberg drehen.

Erfolgversprechend sei auch die neue Tochterfirma des Studios in Prag, Central Scope. „Vorher haben wir Zeit verloren mit der Konzentration auf Projekte, die sowieso nie nach Berlin gekommen wären“, so Molfenter. Diese hätten Studio Babelsberg lediglich ausgespielt, um in Prag bessere Preise zu bekommen. Mit dem „Horch- und Produktionsposten“ in der tschechischen Hauptstadt sei der Informationsfluss viel besser, auch sei die Zusammenarbeit mit dem großen Prager Studio Barrandov hervorragend. Für 2007 erwartet Molfenter zwei Filmproduktionen, die Central Scope übernehmen könnte. Dann würde auch Studio Babelsberg sicher wieder im Scheinwerferlicht glänzen.

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