zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Preiswerter Wohnraum gesucht

Forum zum Thema „Wohnen in Potsdam“ macht deutlich, dass Handlungsbedarf in der Stadt besteht

Das Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH (IfS) hat im Auftrag der Verwaltung die Stadtentwicklung und den konkreten Wohnbedarf Potsdams analysiert und am Mittwochabend bei einem Bürgerforum erste Ergebnisse des Entwicklungskonzeptes vorgestellt.

Die Zahlen zeigen zum Teil dringenden Handlungsbedarf. Dabei spielt der allgemeine Einwohnerzuwachs von gut 14000 Neu-Potsdamern bis 2020 nur eine untergeordnete Rolle. „Wichtig“, so Jürgen Veser vom IfS, sei die Zahl der Haushalte, die sich noch stärker erhöht. Hintergrund ist der Trend zu Einzelhaushalten. Noch würden konkrete Zahlen für Potsdam berechnet, man gehe aber davon aus, dass die Zahl der Haushalte im Vergleich zur Bevölkerungszahl um zehn bis fünfzehn Prozent stärker steigt. Spannend sind auch die Veränderungen bei den Altersgruppen. Im Vergleich mit 2007 zeigt die Prognose für 2020 starke Zuwächse in den Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen sowie bei den Hochbetagten über 80 Jahre. Den stärksten Rückgang erfährt die Gruppe der 18- bis 30-Jährigen.

Die Zahl der neu angebotenen Wohnungen in Potsdam hingegen sinkt schon heute. Die Bautätigkeit ging zwischen 2004 und 2007 im Vergleich zu den Jahren 2000 bis 2003 um 23 Prozent zurück. Während der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern etwa gleich blieb, sank der Neubau von Mehrfamilienhäusern gravierend. Wurden 1998 noch neun neue Wohnungen pro 1000 Einwohner fertiggestellt, so waren es 2007 nur noch knapp vier. Der fast völlig ausgebuchte Wohnungsbestand – die Leerstandsquote bei vermietbarem Wohnraum liegt derzeit bei 1,4 Prozent, von einem ausgeglichenen Wohnungsmarkt kann man aber erst bei mindestens zwei Prozent Leerstand sprechen – führt zu einem hohen Mietniveau, das auch bei Altbauten zwischen 6,50 und 6,70 Euro Quadratmetermiete liegt. Jürgen Veser vom IfS hält es deshalb für unumgänglich, dass die Kommune regulierend eingreift. Auf die besonderen Bedürfnisse von Senioren und Familien mit jungen Kindern wird sich der Wohnungsbau einstellen müssen, denn schon jetzt fehlt es an jenem Wohnraum. Vor allem bezahlbar müsse künftiger Wohnraum sein, wurde angemahnt.

Wie andere Großstädte mit einer Ankurbelung des Wohnungsbaus umgehen, erläuterten Vertreter aus München, Dortmund und Hamburg. Die Hansestadt unterstützt beispielsweise Baugemeinschaften mit spezieller Förderung und Vorrangbehandlung. Die Baugemeinschaften, private Bauwillige sollen so kostengünstig Wohnraum auf städtischem Land errichten. Die bayrische Landeshauptstadt München versucht über den Ankauf von Belegrechten die Mieten in Deutschlands teuerster Stadt zu begrenzen. Dortmund stellte sein Projekt zur Grundstücksentwicklung vor. Privateigentümer geben 25 Prozent ihres Lands zu ermäßigtem Preis an die Stadt, erhalten dafür eine vorrangige Bauleitplanung und besondere Förderung. Das preiswerte Land nutzt die Stadt beispielsweise zum Ausbau der Infrastruktur oder für eigene Bauprojekte. Schließlich präsentierte Rainer Baatz vom Stadtkontor die lokalen Programme zur Förderung von Sanierung und Neubau von Wohnungen im Sanierungsgebiet Babelsberg.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, einzelne Aspekte der vorgestellten Möglichkeiten nutze Potsdam bereits in seinen Möglichkeiten. Ebenso wie die städtische Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) war Jakobs insbesondere von Dortmunds Ansatz der 25-Prozent- Regelung angetan. Aber: „Es wird nicht den Weg zur Lösung der Probleme geben, sondern viele unterschiedliche Ansatzpunkte. Wir haben den großen Vorteil, dass wir uns aus den verschiedenen Strategien der anderen Städte das Beste aussuchen können“, so Jakobs. Eines habe sich aber schon gezeigt. Gewünscht werden bessere Transparenz und Information bei der Wohnungssuche.

Dem ersten Fach- und Bürgerforum zur integrierten Stadtentwicklung soll im Juni ein weiteres folgen. Kurz danach, im Juli, soll laut IfS auch die Analyse zum Potsdamer Stadtentwicklungskonzept fertiggestellt sein. dif/KG

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false