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Gehen getrennte Wege: Oberbürgermeister Jann Jakobs und der bisherige Stadtwerke-Chef Wilfried Böhme.

© Andreas Klaer

Stadtwerke-Affäre in Potsdam: Potsdams Stadtwerke-Chef Böhme freigestellt

Oberbürgermeister Jann Jakobs will Spitzenposten im Stadt-Konzern schnell extern neu besetzen. Er kündigte einen Kulturwandel und mehr Kontrolle an. Der bisherige Chef Wilfried Böhme musste gehen - wegen des Vorwurfs der Vetternwirtschaft und weil er Verwandte und Vertraute mit guten Verträgen versorgt haben soll.

Potsdam - Wegen der Affäre um Vetternwirtschaft und Versorgungsaufträge für Verwandte und Freunde ist Potsdams Stadtwerke-Chef Wilfried Böhme als Geschäftsführer des städtischen Konzerns und dessen Tochter Energie und Wasser (EWP) mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das erklärte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Freitagabend bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz im Rathaus. Mit diesem Schritt wolle man „Schaden vom Unternehmenskonzern abwenden“ und einer „objektiven Sachverhaltsaufklärung nicht im Weg stehen“, sagte Jakobs. Obwohl Böhme entscheidend zur Stabilisierung der Stadtwerke (SWP) und der EWP und zur Sicherung der Arbeitsplätze dort beigetragen habe, sei die „Niederlegung seiner Ämter“ vor „dem Hintergrund der nun gegen ihn erhobenen Vorwürfe“ der richtige Schritt. Zugleich distanzierte sich Jakobs deutlich vom bisherigen Spitzenpersonal bei den Stadtwerken.

Goldener Handschlag oder weitere Konzeqeungen für Böhme? Jakobs schweigt 

Über eine Nachfolge soll zügig entschieden werden. Ob Böhme, dessen Vertrag am 30. März 2017 ausläuft, weitere Konsequenzen fürchten muss, ob er doch noch fristlos entlassen wird oder bei vollen Bezüge freigestellt bleibt, möglicherweise sogar mit einem goldenen Handschlag geht, wollte Jakobs nicht sagen. Über die nötigen Schritte werde der Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung am Montagabend und der SWP-Aufsichtsrat am Freitag beraten. Zudem müssten die Ergebnisse der laufenden internen Untersuchungen abgewartet werden. Allerdings seien nun schnelle Entscheidungen nötig, um die Handlungsfähigkeit der Stadtwerke zu gewährleisten, sagte Jakobs. Mit Böhmes Rückzug gibt es bei den Stadtwerken und deren großen Töchtern derzeit keine kaufmännischen Geschäftsführer mehr – auch wegen der Affären bei der EWP und beim Stadtentsorger Step um Verstöße bei millionenschweren Auftragsvergaben und nicht von den zuständigen Gremien genehmigten Gehaltssteigerungen von fast einer halben Million Euro für eine Vertraute des 2011 abgelösten Ex-Stadtwerke-Chefs Peter Paffhausen. Sowohl Böhme als auch der freigestellte EWP-Chef Holger Neumann gelten als Paffhausen-Vertraute, sie arbeiteten jahrelang unter seiner Führung.

Headhunter sollen Nachfolger suchen - Jakobs will durchgreifen

Jakobs will für die Suche nach neuem Führungspersonal nun Headhunter einsetzen und die Posten so schnell wie möglich neu besetzen – allerdings extern. „Eine Geschäftsführerbesetzung aus den Reihen des Unternehmens heraus wird es nicht geben“, sagte Jakobs. Bis dahin sollen eine Interims-Geschäftsführung und Prokuristen die Führung übernehmen. Ihre Zahl wird bei der SWP von zwei auf vier und bei der EWP von einem auf zwei aufgestockt.

Zudem will Jakobs einen Schlussstrich ziehen. Es habe eine ganze Reihe von „Ungereimtheiten und Unregelmäßigkeiten“ gegeben, die gründlich aufgearbeitet werden müssten. „Wir brauchen eine andere Kultur in der Unternehmensführung“, sagte Jakobs. Die nach der Paffhausen-Ära vor fünf Jahren eingeführten Regeln für Transparenz und gegen Korruption seien nicht eingehalten und sogar bewusst umgangen worden. Künftig werde es mehr Kontrolle geben, kündigte Jakobs an.

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