Klimaforschung Potsdam: Potsdamer Studie: Trumps Strafzölle machen USA anfällig für Klimawandel
Wissenschaftler erwarten besorgniserregende Effekte durch Flusshochwasser. Vor allem China sei in Zukunft davon betroffen. Die EU sei besser auf Produktionsausfälle in Asien vorbereitet als die USA.
Potsdam - Strafzölle der USA gegenüber China können in Zukunft der US-Wirtschaft schaden. Zu dem Schluss kommen Wissenschaftler des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einer aktuellen Studie. Hintergrund sind zu erwartende Hochwasser durch den Klimawandel. Zunehmende Fluss-Überschwemmungen, verursacht durch die globale Erwärmung, könnten demnach zu zu regionalen Produktionsausfällen führen. Um auf diese entsprechend reagieren zu können, sei ein flexible und offene Wirtschaftsform die beste, berichten die Forscher in der am Montag in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlichten Untersuchung
„Unsere Berechnungen zeigen, dass die EU durch die Intensivierung der gemeinsamen Handelsbeziehungen mit China besser auf Produktionsausfälle in Asien vorbereitet ist als die USA“, erklärte Anders Levermann vom PIK. Die USA hingegen seien schlechter dran, da sie mehr Produkte aus China importieren als exportieren. „Interessanterweise könnte diese unausgeglichene Handelsbeziehung ein wirtschaftliches Risiko für die USA darstellen, wenn es um klimabedingte wirtschaftliche Verluste geht“, so der Forscher. Und auch wenn einen Handelskrieg zwischen den USA und China derzeit abgewendet scheint: „Trumps Strafzölle verringern die Klimafestigkeit der US-Wirtschaft.“
Weltweit rund 600 Milliarden Dollar Schaden bis 2040
Die Untersuchung habe gezeigt, dass eine ausgeglichene wirtschaftliche Vernetzung die vernünftigere Strategie sei. So werde ermöglicht, durch unerwartete Wetterereignisse verursachte wirtschaftliche Schäden zu kompensieren. Die Forscher gehen davon aus, dass solche Schäden in Zukunft zunehmen. Ohne weitere Anpassungsmaßnahmen könnte der Klimawandel die wirtschaftlichen Ausfälle durch Flussfluten innerhalb der kommenden 20 Jahren weltweit um mehr als 15 Prozent auf insgesamt rund 600 Milliarden Dollar steigen lassen, so die Forscher. „Nicht nur die lokale Industrie wird von den Klima-Auswirkungen betroffen“, erklärte der Erstautor der Studie, Sven Willner vom PIK. Durch Lieferengpässe, Nachfrageänderungen und den damit verbundenen Preissignalen könnten die wirtschaftlichen Verluste entlang der globalen Handels- und Lieferketten andere Volkswirtschaften weltweit treffen. „Wir waren überrascht über den Umfang dieses besorgniserregenden Effekts“, so Willner.
China dürften demnach die Flusshochwasser in Zukunft am stärksten treffen. Die Experten erwarten, dass solche Überschwemmungen in China ohne weitere Anpassung innerhalb der nächsten 20 Jahre um 80 Prozent zunehmen könnten. Insgesamt sei dadurch mit mehr als 380 Milliarden US-Dollar an direkten wirtschaftlichen Verlusten in den nächsten 20 Jahren zu rechnen, einschließlich natürlicher, nicht vom Klimawandel verursachter Überschwemmungen. Dies entspricht etwa fünf Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Chinas. 175 Milliarden US-Dollar der Gesamtschäden in China würden voraussichtlich durch den Klimawandel verursacht. „Das ist eine Menge“, sagt PIK-Forscher Willner. Wobei es sich nur um die Auswirkungen von Fluss-Fluten handele, andere Folgen des Klimawandels wie Stürme und Hitzewellen sind dabei nicht berücksichtigt.
EU derzeit besser für die Zukunft gerüstet
Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten würden demnach überwiegend von indirekten durch die weltweit vernetzten Handels- und Lieferketten weitergegebenen Schäden betroffen sein. In den USA könnten die direkten Schäden bei etwa 30 Milliarden US-Dollar liegen, während die indirekten Schäden innerhalb der nächsten 20 Jahre rund 170 Milliarden US-Dollar betragen könnten. „Die EU wird aufgrund ihrer ausgeglichenen Handelsbilanz weniger von den indirekten Schäden durch klimabedingte Überschwemmungen in China betroffen sein“, so Willner. Die Folgen würden zwar auch in der EU spürbar werden. Beispielsweise wenn wichtige Produktionsteile wegen Überschwemmungen in China nicht mehr geliefert werden können. Dennoch könne Europa davon profitieren, klimabedingte Produktionslücken in China durch den Export von Waren nach Asien zu schließen. „Damit ist die europäische Wirtschaft derzeit besser für die Zukunft gerüstet“, sagt Willner. "
Die Wissenschaftler empfehlen einen offenen Welthandel, um Ausfälle durch extreme Wetterereignisse abzufedern. So könne sich Markt besser anpassen, erklärte Co-Autor Christian Otto vom PIK und der Columbia University in New York. „Wenn ein Lieferant von einer Katastrophe betroffen ist, die seine Produktion hemmt, erhöht der internationale Handel die Chance, dass andere Lieferanten einspringen und ihn vorübergehend ersetzen können“, erklärte Otto. Der weltweite Anstieg klimabedingter Überschwemmungen könne so sogar zu Nettogewinnen für einige Volkswirtschaften führen, etwa in Indien, Südostasien oder Australien.
Der leitende Ökonom der Globalen Einrichtung zur Verringerung und Bewältigung von Katastrophen (GFDRR) der Weltbank, Stéphane Hallegatte sieht die Potsdamer Forschungsergebnisse als Anreiz für globales Handeln: „Risikomanagement ist mehr als die Verantwortung jedes einzelnen Landes: Es ist zu einem globalen öffentlichen Gut geworden" Die Welt sei inzwischen so miteinander verbunden, dass Naturkatastrophen keine lokalen Ereignisse mehr sind. „Jeder kann von einer weit entfernten Katastrophe betroffen sein.“
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