zum Hauptinhalt
Brandenburger Straße: Das kann schon mal voll werden 

© Andreas Klaer

Mehr als 185.000 Einwohner: Potsdam wächst weiter

Mehr als 185.000 Einwohner wurden Ende Juni gezählt. Es wird erwartet, dass sich das Wachstum fortsetzt. Das bringt Chancen und Probleme mit sich.

Potsdam - Potsdams Wachstum hat wieder Fahrt aufgenommen. Zum Stichtag am 30. Juni lebten in Potsdam 185.303 Einwohner mit Hauptwohnsitz. Das waren 1270 mehr als drei Monate zuvor. Das geht aus dem jüngst veröffentlichten Quartalsbericht des Rathauses hervor. Im Jahresvergleich nahm die Einwohnerzahl um mehr als 2800 zu. Möglicherweise werden die Angaben wegen Nachmeldungen noch korrigiert.

Mit dem deutlichen Zuwachs hat die Stadt ihre Wachstumsdelle aus dem Sommer vergangenen Jahres überwunden. Wie berichtet war die Einwohnerzahl im zweiten Quartal 2021 erstmals seit vielen Jahren leicht gesunken. Nun liegt das Wachstum in etwa auf dem Niveau des Jahres 2018. Vorher waren seit Ende 2014 pro Jahr stets um die 4000 zusätzliche Bewohner registriert worden. Von diesem Tempo ist die Stadt noch deutlich entfernt.

Auffällig ist, dass das Wachstum der Einwohnerzahl seit mehreren Quartalen ausschließlich durch den Zuzug gespeist wird. Aus sich heraus wächst Potsdam nicht mehr. Die Zahl der Sterbefälle übersteigt die Zahl der Geburten. 401 Potsdamer Kinder wurden im dritten Quartal geboren. Im gleichen Zeitraum wurden 407 Verstorbene gezählt. Damit lag der natürliche Saldo mit sechs im Minus. Ausschlaggebend für die höhere Einwohnerzahl ist vor allem der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine. Die Zahl der in Potsdam gemeldeten Einwohner mit ukrainischer Staatsbürgerschaft stieg zwischen April und Ende Juni um 1168 auf 2936.

In zehn Jahren ist eine ganze Kleinstadt dazugekommen

Die Dimension des Wachstums wird deutlich, wenn man ein paar Jahre mehr zurückschaut: Innerhalb eines Jahrzehnts ist die Einwohnerzahl Potsdams um 27.000 gewachsen. Im vergangenen Jahr hatte Potsdam wie berichtet Saarbrücken als drittkleinste Landeshauptstadt Deutschlands überholt. Seither hat zwar auch die saarländische Landeshauptstadt Einwohner dazugewonnen, doch Potsdam wächst eben schneller. Die nächstgrößere Landeshauptstadt ist Erfurt, mit zuletzt leicht gesunkener Bevölkerungszahl von 213.835 zum Jahreswechsel. Die dortige Prognose geht in ihrer Basisvariante von einer Stagnation aus und im optimistischen Szenario von einem Wachstum auf 219.000 Einwohner bis zum Jahr 2040.

Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Potsdam und Brandenburg live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die sie hier für Apple und  Android-Geräte herunterladen können.

Die jüngste Prognose aus dem Potsdamer Rathaus – sie stammt aus dem Jahr 2020 – geht von einer dynamischeren Entwicklung in Potsdam aus. Bis zum Jahr 2024 soll die Einwohnerzahl von 190 000 erreicht werden. Das scheint angesichts des aktuellen Stands und des Wachstumstempos durchaus realistisch. Bis zum Jahr 2030 wird gar ein Wachstum der Einwohnerzahl auf 203.000 erwartet. Für das Jahr 2040 rechnet die Stadt sogar mit fast 218.000 Einwohnern. Mit der Prognose hatte die Stadtverwaltung frühere Annahmen korrigiert, die von einem noch schnelleren Wachstum ausgegangen waren.

Wachstum ist Fluch und Segen

Dass Potsdam seit fast zwei Jahrzehnten wächst, liegt neben der Lebensqualität auch am robusten Arbeitsmarkt. Das Wachstum bedeutet auch eine Herausforderung, denn die kommunale Infrastruktur, von Schulen über Kitas bis zur Wasserversorgung muss für viel Geld erweitert werden. Und knappe Ressourcen führen immer wieder zu Konflikten. Nicht zuletzt deshalb hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) zu Beginn seiner Amtszeit ein „behutsames Wachstum“ propagiert.

Auf der anderen Seite bedeutet Zuzug auch mehr Steuereinnahmen für die Stadt und mehr Kundschaft für die ansässigen Unternehmen. In jüngsten Rankings zur Zukunft von Standorten hatte Potsdam passabel bis gut abgeschnitten. Als Pluspunkt findet sich dabei immer wieder ein hoher Anteil hochqualifizierter Beschäftigter.

Eines der Hauptprobleme, die mit dem Zuzug verbunden sind, ist der angespannte Wohnungsmarkt. Es gibt kaum Leerstand und die Mieten steigen besonders bei Neubauwohnungen, für die die Mietpreisbremse nicht gilt. Zwar wurden im vergangenen Jahr wieder etwas mehr Wohnungen fertiggestellt, aber die Aussichten sind angesichts knapper Flächen und hoher Baupreise eher trübe. Ein Indikator für den Wohnungsmangel ist auch, dass mit 1544 nur knapp halb so viele Umzüge innerhalb der Stadt registriert wurden wie vor der Pandemie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false