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Landeshauptstadt: Potsdam rutscht

Spiegelglatte Straßen sorgten für zahlreiche Unfälle in der Stadt – Kliniken und Rettungskräfte im Dauereinsatz

Von Katharina Wiechers

Streufahrzeuge im Dauereinsatz, Unfälle auf spiegelglatten Straßen und Notoperationen am laufenden Band. Der späte aber heftige Wintereinbruch hat Potsdam zu Wochenbeginn in den Ausnahmezustand versetzt. Zwar war die Stadt bis Dienstagabend nur von einer relativ dünnen Schneeschicht bedeckt, doch den Potsdamern machten vor allem die glatten Fußwege und Straßen zu schaffen.

Krankenhäuser

Das merkten vor allem die Ärzte in den Krankenhäusern – im Klinikum „Ernst von Bergmann“ war die Notaufnahme in der Nacht zu Dienstag pausenlos beschäftigt. Von Montagabend 18 Uhr bis Dienstagfrüh um 6.30 Uhr wurden 32 Patienten behandelt, die ausgerutscht und gestürzt waren, wie Krankenhaussprecherin Damaris Hunsmann auf PNN-Anfrage sagte. Die meisten hätten sich am Handgelenk, am Ellenbogen oder an der Schulter verletzt. „Die Unfallchirurgen haben die ganze Nacht durchoperiert.“ Elf Patienten mussten im Bergmann-Klinikum stationär aufgenommen werden. Und auch am Dienstag herrschte Hochbetrieb in der Unfallchirurgie. Bis zum Abend mussten noch einmal 42 Glätteunfälle behandelt werden. Auch das St.-Josefs-Krankenhaus meldete ein deutlich höheres Patientenaufkommen als sonst – genaue Zahlen lagen dort aber nicht vor. Sprecherin Ria Kalsow sagte, die Menschen seien vor allem mit Frakturen, Kopfplatzwunden sowie Prellungen am Knie oder an den Handgelenken eingeliefert worden.

Feuerwehr

Einige Patienten kamen selbstständig in die Rettungsstellen der Kliniken, doch viele mussten auch mit dem Krankenwagen gebracht werden. Dementsprechend waren auch die Rettungsfahrzeuge der Potsdamer Feuerwehr im Dauereinsatz: Allein am gestrigen Dienstag mussten 19 witterungsbedingte Einsätze gefahren werden, deutlich mehr als sonst, wie Stadt- und Feuerwehrsprecher Jan Brunzlow sagte. Engpässe wie bei den Kollegen in Berlin habe es nicht gegeben – dort waren die Einsatzwagen knapp und es musste der Ausnahmezustand ausgerufen werden. In Potsdam sei der Dienstag eher ein „normaler Tag mit Hochbetrieb“ gewesen, sagte Sprecher Brunzlow.

Polizei

Hochbetrieb herrschte auch bei der Potsdamer Polizei. Vor allem das Blitzeis am Montagabend führte zu zahlreichen Unfällen – allein in der Zeit zwischen 18 und 20.30 Uhr krachte es achtmal im Stadtgebiet. Eine 73-jährige Frau, die in Babelsberg auf der Straße Alt Nowawes mit dem Fahrrad unterwegs war, stürzte und brach sich ein Bein. Bis Dienstagmittag kamen im Potsdamer Stadtgebiet nach Angaben der Polizei weitere noch sechs Unfälle dazu. Weitere Verletzte gab es nicht zu beklagen.

Nahverkehr

Bei den Trams und Bussen in Potsdam lief der Verkehr weitgehend normal. Die Winterdienstflotte der Stadtentsorgung Potsdam GmbH (Step) habe schon am Montag prophylaktisch Streusalz ausgebracht, sagte Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz. Deshalb sei es auch am Dienstag nicht zu größeren Verspätungen gekommen, in Einzelfällen höchstens fünf bis zehn Minuten. Um die Straßenbahnschienen vor Vereisung zu bewahren, sei in der Nacht eine Straßenbahn das ganze Netz abgefahren. Vor allem auf Brücken und an windigen Ecken sei die Gefahr von Vereisung besonders hoch, sagte Klotz.

Winterdienst

Nicht nur am Montag, auch in der Nacht zum Dienstag war die Winterdienstflotte mit 130 Mann im Großeinsatz gewesen. Seit 3 Uhr morgens sei auf dem gesamten Straßennetz, für das die Step zuständig sei, Salz gestreut worden, sagte Klotz. Am Dienstag seien noch einmal das Hauptstraßennetz gestreut und Kontrollfahrten durchgeführt worden. Dort, wo die Step nicht zuständig ist, müssen die Anwohner selbst ran. Noch habe es keine Kontrollen durch das Ordnungsamt gegeben, sagte Stadtsprecher Brunzlow. „Wir geben den Leuten immer ein bisschen Zeit. Aber spätestens Mittwochfrüh wird kontrolliert“, kündigte er an.

Brandenburg und Berlin

Auch im restlichen Brandenburg und in Berlin kam es zu zahlreichen Glätteunfällen – sogar einen Todesfall gab es. So kletterte im Berliner Stadtteil Neukölln ein 42-jähriger Dachdecker trotz des Wetters für Dämmarbeiten auf das extrem glatte Dach eines Wohnhauses. Er rutschte aus und stürzte in den Tod. Insgesamt rückte die Feuerwehr in der Bundeshauptstadt bis zum Dienstagnachmittag zu 820 Einsätzen aus, nach fast 2200 Einsätzen am Montag. In Brandenburg krachte es vor allem im Süden und Osten des Landes. Von Mitternacht bis zum Dienstagabend registrierte die Polizei dort landesweit 104 witterungsbedingte Verkehrsunfälle, in 18 Fällen kamen Menschen zu Schaden. In Cottbus und im Landkreis Spree-Neiße musste am Dienstagmorgen der Busverkehr eingestellt werden. In Angermünde (Uckermark) rutschte ein Linienbus mit etwa 50 Schülern an Bord gegen einen Zaun. Durch Sprühregen bildete sich auf den Straßen Glatteis, teilweise kamen auch die Lastwagen nicht mehr vorwärts und blockierten die Fahrbahnen. (mit dpa)

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