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Landeshauptstadt: Polizeizeuge: „Alles war blutig!“

Totschlagsprozess fortgesetzt

Totschlagsprozess fortgesetzt Von Gabriele Hohenstein Am gestrigen dritten Verhandlungstag im „Messerstich-Prozess“ vor dem Landgericht kamen ausschließlich Polizeizeugen zu Wort. Das ursprünglich für diesen Termin avisierte Gutachten des Gerichtsmediziners wurde auf den 22. April verschoben. So sagte der Beamte Frank M. (43) aus, als er und seine Kollegen am Abend des 4. Oktober 2003 den Auftrag erhielten, in die entsprechende Wohnung in der Waldstadt zu fahren, sei ihnen der Name des Mieters schon von vorhergehenden Einsätzen bekannt gewesen. In der Balkontür habe eine bewusstlose Person gelegen. „Alles war blutig.“ Der Wohnungsinhaber Marco S. sowie ein Besucher seien mit Erste-Hilfe-Maßnahmen beschäftigt gewesen. „Nachdem die Sanitäter übernahmen, sagte einer, wir brauchen einen Notarzt. Es handelt sich um eine Stichverletzung“, so der Polizist. Als er die Anwesenden befragte, habe Marco S. unumwunden zugegeben, der Täter zu sein. Die Tatwaffe – ein Küchenmesser mit einer Klingenlänge von 15 Zentimetern – sei im Wohnzimmer sichergestellt worden. Seit dem 25. März muss sich der arbeitslose Marco S. (32) wegen Totschlags vor dem Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, nach einem Streit in alkoholisiertem Zustand seinen Bekannten Mike H. erstochen zu haben. Der Angeklagte stellte den tödlichen Messerstich als tragischen Unglücksfall dar. Er habe sich das Messer von der Schrankwand gegriffen, um Mike – ebenfalls angetrunken und aggressiv – in seine Schranken zu weisen und ihn aufzufordern, seine Wohnung zu verlassen, beteuerte Marko S. Als der Kumpel ihn daraufhin unvermittelt ansprang, habe er die Arme hochgerissen, um sich zu schützen. Dabei müsse er ihm versehentlich das Messer in die Brust gerammt haben. Der Kripo-Beamte Thomas L (44) vernahm den Angeklagten unmittelbar nach der Bluttat „Ich teilte ihm mit, dass das Opfer verstorben sei “, erinnerte er sich im Zeugenstand. Marco S. habe äußerst betroffen reagiert und ihm versichert, das Messer nur zur Verteidigung eingesetzt zu haben. Dabei sei es wohl ins Herz des Angreifers eingedrungen. Merkwürdigerweise habe er beim Herausziehen der Klinge aus der Wunde keinen Widerstand verspürt. „Er hatte offensichtlich nicht geglaubt, ihn derart schwer verletzt zu haben“, schätzte der Polizist ein. Sein Kollege Uwe V. (49) befragte weitere Anwesende des Trinkgelages. Keiner hatte die Messerattacke beobachtet.

Gabriele Hohenstein

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