zum Hauptinhalt
Laura Kapp, Jenny Pöller, Heiderose Gerber und Anja Günther (v.l.) vom Vorstand des Autonomen Frauenzentrums.

© Andreas Klaer

PNN-Serie „Wahlweise“: „Macht euch stark gegen geschlechtsspezifische Gewalt“

Ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl geben die PNN Potsdamer Vereinen, Projekten und Initiativen eine Plattform für ihre Anliegen und Wünsche an die Lokalpolitik. Heute: Autonomes Frauenzentrum Potsdam.

Was ist das dringlichste Projekt/Anliegen für das Autonome Frauenzentrum?
Für uns ist die Umsetzung der Istanbul Konvention (IK) das dringlichste Anliegen in der kommenden Legislatur. Die IK ist ein internationales Abkommen zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, das Deutschland 2018 unterzeichnet hat. Seine Umsetzung ist verpflichtend; dazu gehört zum Beispiel eine ausreichende Versorgung mit Schutz- und Beratungseinrichtungen.

Wir betreiben unter anderem das Potsdamer Frauenhaus, eine Frauennotwohnung und eine Beratungsstelle. Diese Einrichtungen decken den Bedarf nicht ab und sind überlastet. Sie müssen dringend ausgebaut werden, damit wir allen schutz- und hilfesuchenden Frauen Unterstützung bieten können. Das Land hat eine Erhöhung der Mittel angekündigt; jetzt muss auch die Stadt mitziehen.

Würde man die IK in Potsdam umsetzen, hieße das konkret: 15 neue Familienplätze (also eine Frau und zwei Kinder) im Frauenhaus. Dazu bräuchte es Räume und auch Sozialarbeiterinnen. Denn das Frauenhaus ist nicht nur ein Zufluchtsort, sondern begleitet die Frauen auch auf ihrem Weg in ein neues Leben ohne Gewalt. Kinder lernen hier, das Erlebte zu verarbeiten und für sich selbst gewaltfreie Lösungen für Konflikte zu finden.

Für unsere Beratungsstelle wären fünf Stellen à 40 Stunden ausreichend. Aktuell sind es zwei Stellen à 30 Stunden. Unsere Kapazitäten müssten sich also mehr als verdoppeln.

Das Frauenzentrum ist als Basis für unsere Arbeit unerlässlich. Deshalb muss der Beschluss zur langfristigen Finanzierung des neuen Standortes ab 2025 unbedingt umgesetzt werden. Im Frauenzentrum betreiben wir Öffentlichkeitsarbeit, sensibilisieren, klären auf und stellen politische Forderungen.

Ein weiter Pfeiler unserer Präventionsarbeit ist der Mädchentreff Zimtzicken, der seinen Radius gerade auf Inklusion, also den Einbezug von Mädchen mit Beeinträchtigungen, ausbaut. Die beschlossene Erweiterung des Mädchentreffs muss unbedingt umgesetzt werden.

Wie sollte Potsdams Lokalpolitik das unterstützen?
Um Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen, um Gleichberechtigung und Chancengleichheit zu schaffen, brauchen wir Stadtverordnete, die hinter diesen Zielen stehen und die entsprechenden Maßnahmen in die Wege leiten. Die Gesicht zeigen, sich für ein gesamtgesellschaftliches Umdenken einsetzen und für das Thema sensibilisieren. Macht euch stark, schmiedet ein Bündnis gegen geschlechtsspezifische Gewalt! Werbt in euren Fraktionen und Parteien für mehr Vielfalt, damit die Perspektiven von unterschiedlichsten Frauen in die SVV kommen. Achtet bei der Vergabe von finanziellen Mitteln auf Geschlechtergerechtigkeit, bleibt an Themen dran und fordert die Umsetzung durch die Verwaltung konsequent ein.

Was sollte die nächste Stadtverordnetenversammlung in ihrer fünfjährigen Legislatur mit höchster Priorität für Potsdam umsetzen?
Der Beschluss zur Einrichtung einer Koordinierungsstelle gegen Gewalt an Frauen, sexualisierte Gewalt und Stalking aus dem Jahr 2021 muss umgesetzt werden. Gewaltprävention erreichen wir auch durch einen fairen Wohnungsmarkt. Steigende Mieten und fehlender Wohnraum führen zu Abhängigkeit vom Partner. Auch der Auszug aus dem Frauenhaus verzögert sich, Plätze bleiben unnötig lange besetzt. Das Thema muss durch die SVV weiter verfolgt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false