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Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist aufwendig und teils umstritten.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Forschung zu Gesundheitsdaten: Plattners Datenprofis unterstützen jetzt das RKI

Das Potsdamer Unternehmen Data4Life bringt auf Initiative des SAP-Gründers seine Digitalexpertise für das Robert Koch-Institut ein. Die ersten Projekte werden entwickelt.

Egal ob es um Corona, Masern oder andere Infektionen geht: Das Robert Koch-Institut (RKI) arbeitet in verschiedensten Bereichen mit einer immer größeren Menge an Gesundheits- und Forschungsdaten. Diese angemessen und sicher zu speichern, digital zu verarbeiten und auszuwerten, ist jedoch eine Herausforderung, weshalb sich das RKI nun für diese Aufgabe einen Partner an die Seite geholt hat: das gemeinnützige Potsdamer Unternehmen Data4Life, das von der Hasso-Plattner-Stiftung finanziert wird.

„In den vergangenen Monaten hat sich auf dramatische Weise gezeigt, dass der öffentliche Gesundheitssektor in Deutschland digital deutlich gestärkt werden muss, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein“, sagt Cornelius Remschmidt, Epidemiologe und medizinischer Leiter bei Data4Life. „Wir freuen uns sehr, diesen Weg gemeinsam mit dem RKI zu gehen.“

Laut Remschmidt, der selbst sieben Jahre lang am RKI tätig war, geht die Kooperation auf eine persönliche Initiative des SAP-Mitgründers Hasso Plattner zurück, der dem RKI technische Unterstützung angeboten hatte. Der gemeinnützige Ansatz von Data4Life und der gemeinwohlorientierte Auftrag des Bundesinstituts RKI passten gut zueinander, sagt Remschmidt: „Es herrscht eine sehr vertrauensvolle Atmosphäre."

Große Datenmengen berherrschbar machen

Das 2017 gegründete Unternehmen Data4Life ist in den Bereichen Softwareentwicklung und Datenanalyse tätig und betreibt eigene Forschung. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Gesundheitsforschung zu verbessern, indem es IT-Infrastruktur entwickelt und betreibt, mit der Gesundheitsdaten sicher erhoben, verwaltet und analysiert werden können. 2020 hatte Data4Life zusammen mit der Berliner Charité die CovApp entwickelt, mit der Patient:innen anhand eine Fragebogens mögliche Corona-Symptome einschätzen können. Aktuell hat Data4Life eigenen Angaben nach rund 100 Mitarbeitende.

War früher selbst beim RKI tätig: Cornelius Remschmidt, Epidemiologe und medizinischer Leiter bei Data4Life.
War früher selbst beim RKI tätig: Cornelius Remschmidt, Epidemiologe und medizinischer Leiter bei Data4Life.

© Promo

Im November hatten RKI-Präsident Lothar Wieler und Data4Life-Geschäftsführer Christian-Cornelius Weiß einen Rahmenvertrag unterschrieben, um den digitalen Wandel im Bereich öffentliche Gesundheit voranzutreiben. Welche konkreten Projekte realisiert werden sollen, kann Remschmidt noch nicht verraten, derzeit befänden sich beide Seiten in der „Konzeptionsphase“. „Das RKI verfügt über sehr große Datenmengen, die im Rahmen von wissenschaftlichen Projekten erhoben wurden“, sagt Remschmidt. Diese fallen vor allem durch Studien mit vielen Teilnehmer:innen oder durch genetische Daten von Bakterien und Viren an. „In Zukunft werden diese Datensätze zu groß sein, um sie auf lokalen Rechnern mit den üblichen Analysewerkzeugen zu bearbeiten, wir brauchen hier eine zentrale Rechnerleistung“, so Remschmidt.

Auch Künstliche Intelligenzen sollen mit den Daten gefüttert werden können

Auch Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt: Data4Life will dem RKI seine Server in Deutschland zur Verfügung stellen, damit es nicht auf ausländische Server angewiesen sein muss. Zudem will das Unternehmen dafür sorgen, dass die Daten so aufbereitet werden, dass sie „auffindbar, beforschbar und maschinenlesbar“ sind. Die wissenschaftliche Öffentlichkeit soll also einfach und digital auf die Daten zugreifen können, auch Künstliche Intelligenzen sollen mit den Daten gefüttert werden können. „Es werden immer wieder Studien gemacht, bei denen viele Daten erhoben werden, die dann aber einfach in der Versenkung verschwinden. Dabei könnten diese noch für Sekundär-Analysen durch andere Wissenschaftler genutzt werden“, so Remschmidt.

Data4Life möchte dem RKI sichere Plattformen zur Verfügung stellen, auf denen all diese Daten zusammengeführt und weiterverarbeitet werden können. Ein ähnliches Projekt setzt das Unternehmen innerhalb des Mount Sinai Health Systems um, einem Krankenhaus-Verbund in New York. Dabei gehe es um nichtöffentliche klinische Daten, die so aufbereitet werden, dass die Forschung direkt damit arbeiten könne, so Remschmidt.

Data4Life untersucht Covid-19 bei Schwangeren

Abgesehen davon ist Data4Life derzeit noch in zahlreiche andere Projekte involviert: So ist das Unternehmen einer von 18 Partnern des Forschungskonsortiums Smart4Health, das von der Europäischen Union finanziert wird. Dabei geht es um die Entwicklung einer europäischen Lösung zur Digitalisierung, Speicherung und Freigabe von persönlichen Gesundheitsdaten, damit EU-Bürger:innen ihre Daten selbstbestimmt managen und mit Gesundheitsversorgern teilen können.

Zudem führt Data4Life aktuell zwei Corona-Studien durch: Bei der „eCov-Studie“ geht es darum, die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe im Alltag besser zu verstehen. Dazu können Freiwillige online Gesundheitsfragen zu Covid-19-Symptomen, Impfstoffen, Nebenwirkungen und Tests beantworten, bislang haben sich über 6000 Menschen daran beteiligt. Bei der Studie „Cronos+“ hingegen geht es darum, die Auswirkungen einer Covid-19-Infektion auf das psychische Wohlbefinden von erkrankten Schwangeren besser zu verstehen. Die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) hatte im Frühjahr die Studie „Covid-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study in Germany“ (Cronos) gestartet, welche die körperlichen Effekte von Covid-19 bei Schwangeren untersuchen sollte.

„Cronos+“ ergänzt das Projekt durch die psychischen Folgen. Hierfür stellt Data4Life eine digitale Plattform bereit, über die Patientinnen ihre Erfahrungen mit Covid-19 während der Schwangerschaft teilen können. „Die individuellen Angaben zum Wohlbefinden der Teilnehmerinnen geben uns wertvolle Einblicke für die Erforschung von Covid-19 und die Entwicklung von Behandlungen“, sagt Remschmidt.

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