zum Hauptinhalt
Früher befanden sich hier die Arado-Flugzeugwerke, heute ist es ein Ort für Jugend- und Soziokultur.

© Andreas Klaer/PNN

Per Erbbaupacht: Stadt Potsdam sichert Jugendzentrum Freiland Finanzierung bis zum Jahr 2088 zu

Die Stadtverordneten haben für das Freiland einen Erbbaupachtvertrag bis 2088 beschlossen. Damit sind nun langfristige Planungen und Investitionen möglich.

Das soziokulturelle Zentrum Freiland in Potsdam ist langfristig gesichert: Bei der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch stimmte eine große Mehrheit für den Antrag, einen Erbbaupachtvertrag zwischen dem Freiland und den Stadtwerken zu schließen, der bis 2088 laufen soll.

„Das bedeutet für uns Planungssicherheit und Vertrauen“, sagte Sabine Merkel vom Nutzerplenum des Freilands bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. „Bislang wurde der Pachtvertrag ja nur von Jahr zu Jahr verlängert.“

Das Freiland ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen – ob ihr das wollt oder nicht.

Oberbürgermeister Mike Schubert scherzte über die linksalternative Ausrichtung

Auch Achim Trautvetter, Chef der Betreibergesellschaft Cultus UG, äußerte sich sehr zufrieden: „Das jetzige Ergebnis ist super, auch das Beteiligungsverfahren hat super geklappt und war auf Augenhöhe, auch wenn wir manchmal sehr unterschiedlicher Meinung waren.“

2088
endet die Erbbaupacht des Freilands mit den Stadtwerken

Ähnlich äußerten sich Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), die Stadtverordnete Saskia Hüneke (Grüne) und Monty Balisch, der Geschäftsführer der Stadtwerke: „Es gab eine gute Zusammenarbeit mit allen Fachbereichen, das Projekt hat großen Rückhalt in der Stadtpolitik“, sagte Hüneke. „Das Freiland ist ein bisschen in der Mitte der Gesellschaft angekommen – ob ihr das wollt oder nicht“, scherzte Schubert in Anspielung auf die linksalternative Ausrichtung des Freilands.

Widerstand gab es lediglich von der AfD: Diese hatte in der Stadtverordnetenversammlung erfolglos versucht, über einen Änderungsantrag eine städtische Betreibergesellschaft statt der Cultus UG einzusetzen.

Fünfjährige Zitterpartie

Fünf Jahre hatte das Ringen um die jetzige Lösung gedauert: Die Stadtwerke hatten damals bekundet, den bisherigen Pachtvertrag nicht mehr fortführen zu wollen. Lange blieb unklar, welches Modell für die Zukunft gefunden werden sollte, immer wieder stand die Sorge um den Fortbestand des Freilands im Raum.

Der künftige Erbbaupachtvertrag sieht vor, dass der jährliche Erbbauzins von knapp 69.000 Euro von der Stadt an die Stadtwerke gezahlt wird, denen das Gelände gehört – also praktisch eine städtische Förderung. Der Vertrag muss nun nur noch vom Aufsichtsrat der Stadtwerke und von der Kommunalaufsicht bestätigt werden.

Die enorme Laufzeit von mehr als 60 Jahren ist ein deutlicher Ausdruck des Vertrauens, das die Stadt dem 2011 eröffneten Freiland entgegenbringt. „Je länger es abgesichert ist, desto bessere Konditionen gibt es auch für die langfristige Finanzierung von Projekten auf dem Gelände“, sagte Schubert.

Mit der Sicherung bis 2088 ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des Geländes, auf dem sich früher die Arado-Flugzeugwerke befanden. Dabei hat die Stadt ein Mitspracherecht: Laut Vertrag dürfen die sechs Gebäude auf dem Grundstück nur mit Zustimmung der kommunalen Stadtwerke „ganz oder teilweise abgebrochen oder wesentlich verändert werden“.

Haben gut lachen: Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (links) und Achim Trautvetter vom Freiland-Betreiber Cultus UG (mit Kappe).

© Andreas Klaer/PNN

Eines der ersten Sanierungsvorhaben auf dem Freiland könnten laut Trautvetter die alten Kriechkeller sein, die sich unter großen Teilen des ehemaligen Industriegeländes befinden: Diese könnten aufgefüllt werden, was auch eine Entsiegelung der darüber liegenden Flächen bedeuten könnte.

„Dann wären grüner Rasen und Bäume auf dem Gelände möglich“, sagte Trautvetter. Abgesehen davon stünden vor allem energetische Sanierungen wie Dämmungen, neue Fenster oder Solarpaneele auf den Dächern an.

Heute sind neben dem Spartacus mehr als 50 Projekte, Vereine und Initiativen auf dem Freiland zu Hause. Dazu gehört unter anderem der Jugendclub „Club Mitte“ mit mehreren Proberäumen, das Café „Haus 2“, die offene Werkstatt „Machbar“, das freie Radio „Frrapó“ oder „Chill Out“, ein Verein für akzeptierende Drogenarbeit. Hinzu kommen Lebensmittelkooperativen, Ateliers und verschiedene Sportangebote.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false