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Landeshauptstadt: Parkeintritt: Volkspark gegen Sanssouci

Dorgerloh wirbt für Kompromisse / TMB-Chef Hütte hält fünf Euro pro Ticket für vertretbar

Potsdams Stadtparlament bleibt beim Sanssouci-Eintritt bisher hart: Obwohl Schlösserstiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am Mittwochabend aus der Sitzung des Stiftungsrats in Berlin in den Hauptausschuss des Potsdamer Stadtparlaments eilte, konnte er zum Schluss keinen Erfolg verbuchen. Das Stadtparlament lehnt den geplanten Pflichteintritt von zwei Euro weiterhin mehrheitlich ab.

Doch Dorgerloh konnte – auch weil Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Urlaub weilt – die angeblich prekäre Finanzlage der Schlösserstiftung ausführlich schildern. Auch konnte er Kompromissvarianten präsentieren, die den Sanssouci-Eintritt für Potsdamer abfedern würden. Da setzte zumindest bei den Stadtverordneten vom Bürgerbündnis und den Potsdamer Demokraten das Nachdenken über den Pflichteintritt ein.

Das größte Tor hat die Stadt dem Ansinnen der Schlösserstiftung jedoch selbst geöffnet: Für den „Volkspark“ kassiert Potsdam selbst Eintritt, und der wird auch gezahlt. Es konnten sogar steigende Einnahmen verbucht werden. „Dummerweise hat die Stadt mit dem Parkeintritt angefangen“, sagte Bürgerbündnis-Fraktionschefin Ute Bankwitz.

Dorgerloh schilderte den Stadtverordneten ausführlich, warum ein Pflichteintritt nötig sei. Das Pflegedefizit liege bei rund 4,5 Millionen Euro – dafür gebe es von Bund und Ländern keinerlei finanziellen Kompensationen. Dies habe sich in den Verhandlungen über die Finanzierung der Stiftung von 2013 bis 2017 bereits herausgestellt. Die Stiftung sei auf Eigeneinnahmen angewiesen, daher denke sie „notgedrungen“ über den Parkeintritt nach. Zielgruppe seien nicht die Potsdamer, sondern besonders die Tagestouristen, die aus Berlin kommen und sonst nicht viel Geld in der Landeshauptstadt ließen. Daher wolle die Stiftung den Eintritt auch nur im für Touristen attraktiven, abgezäunten Teil des Parks Sanssouci, der 125 Hektar groß sei, erheben. Der Park solle nicht „hermetisch abgeriegelt“ werden, es werde keine neuen Zäune geben. Auch wolle die Stiftung das BVG-Prinzip – nach Vorbild des Berliner Verkehrsbetriebs – anwenden: Wer ein Ticket habe, könne den Park einfach betreten. Der Parkeintritt soll mindestens 1,5 Millionen Euro und maximal 3,5 Millionen Euro Erlös bringen, so Dorgerloh. Die Kosten lägen bei 800 000 Euro jährlich. Mit mehr Parkpflege könnten die sinkenden Zahlen der Sanssouci-Touristen aufgehalten werden, so Dorgerloh. Auch 2011 habe es einen „Rückgang von Besuchern in Größenordnungen“ gegeben.

Schützenhilfe erhielt Dorgerloh von der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB). Deren Chef Dieter Hütte sagte bei der Vorstellung der Tourismusbilanz, er halte einen Pflichteintritt von sogar fünf Euro für vertretbar. SPD-Fraktionschef Mike Schubert bezeichnete das als „weltfremd“. Er verwies auf den Antrag der Rathauskooperation aus SPD, CDU, Bündnisgrünen und FDP für die nächste Stadtverordnetenversammlung, wonach sich die Tourismusbranche an der Parkpflege über die geplante freiwillige Tourismusabgabe beteiligen soll. Dies wiederum lehnte Hütte erneut ab. Die Tourismusunternehmen steuerten durch verbilligte Zimmer bei Großevents und andere Vergünstigungen bereits jährlich 300 000 Euro zur Attraktivität der Stadt bei, so der TMB-Chef.

In vielen mit Sanssouci vergleichbaren Schlossparks mit Welterbestatus in Europa – darunter Drottningholm in Schweden und Fontainebleau in Frankreich – ist der Eintritt für Besucher grundsätzlich frei. Das gilt mit Einschränkungen auch in Versailles – hier muss allerdings an allen Wochenenden von Ende März bis Ende Oktober ein Eintritt von 8,50 Euro gezahlt werden, weil Musik- und Wasserspiele stattfinden. Auch der Eintritt zum Schlosspark Schönbrunn in Wien ist für Besucher kostenlos. Darauf wies die Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft die PNN am Mittwoch hin. Eintritt werde nur für „weitere Gebäude und Attraktionen“ im Park verlangt. pee/SCH

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