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Von Erhart Hohenstein: Paris und die Musen

Schlössernachtgewinn kommt Neuem Palais zugute

Im Februar 2007 kehrten zwei kriegerische Damen mit Drachenhelm und Keule, ein ebenfalls behelmter Krieger und nicht zuletzt Gott Apoll in 27 Meter Höhe auf das Dach des Neuen Palais zurück. Mit den vier 3,20 bis 3,70 Meter hohen und mehr als zwei Tonnen schweren Sandsteinfiguren begann die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ein Restaurierungsprogramm für die insgesamt 78 Skulpturen, mit denen Friedrich der Große die Attika des 1763 - 1769 errichteten riesigen Schlosses schmücken ließ.

Dazu kamen weitere 250 für die Fassaden. Sie spiegelten das Siegesgefühl des Königs, dessen Reich zwar lädiert, aber ungeschlagen aus dem Siebenjährigen Krieg herausgekommen war, und kündigten friedliche Jahre an.

Das Restaurierungsprogramm erhält nun einen neuen Schub, denn die Arbeitsgemeinschaft Schlössernacht gab bekannt, dass sie dafür ihre im Jahr 2009 zu erwartenden Überschüsse zur Verfügung stellt. Die Mittel reichten aus, um acht bis zehn der Sandsteinfiguren zu restaurieren. Dafür sind jeweils mindestens 8000 Euro erforderlich Die Leiterin der Skulpturenwerkstatt der Stiftung, Katrin Lange, will die Planungen dafür umgehend einleiten, denn die im August im Park Sanssouci stattfindende Schlössernacht war wie ihre Vorgängerinnen nach Start des Kartenverkaufs Mitte Dezember im Handumdrehen ausverkauft; die Mittel sind also sicher.

Auf jeden Fall dabei sein soll der auf der Attika stehende trojanische Jüngling Paris mit dem Apfel in der Hand. In wenigen Augenblicken wird er damit Aphrodite zur Schönheitskönigin wählen und so den Trojanischen Krieg auslösen. Obwohl die Attikafiguren ab den 70er Jahren bereits einmal restauriert wurden, haben ihnen Wind und Regen erneut schwer zugesetzt.

Neben Verwitterungerscheinungen am Sandstein sind die vor sich hin rostenden eisernen Befestigungsanker und Keile das Kardinalproblem. Sie geben Feuchtigkeit ab, die im Winter gefriert und Risse in den Stein sprengt. Davon sind vor allem die Plinthen (Sockelplatten) betroffen, wodurch die steinernen Riesen ins Wanken geraten. So kippte vor zwei Jahren der Orkan Kyrill eine Figur, die glücklicherweise nach innen aufs Dach fiel.

In die durch die Spende ermöglichte Restaurierung einbezogen werden außerdem 2,20 m hohe Musen und Nymphen, die Friedrich der Große an den Fassaden des Südflügels, wo er eine seiner Wohnungen besaß, aufstellen ließ. Zur Schlössernacht im August werden sie dem Publikum schon mal präsentiert - 2010 sollen sie restauriert auf ihre Podeste zurückkehren.

Wen die Figuren an der Südflügelfassade darstellen und dass sie größtenteils von den berühmten Bildhauern Johann Peter Benkert und Johann Gottlieb Heymüller geschafften worden sind, weiß die Stiftungskustodin der Skulpturensammlung, Saskia Hüneke. Schwieriger ist das für die Attikafiguren, die teilweise von jungen, weniger bekannten Bildhauern stammen. Aus deren Abrechnungen geht nicht hervor, welche Skulptur denn nun aus der Werkstatt von Joseph Joachim Kaplunger, Gottfried Jenner, Georg Hennicke oder Johann Schnegg kam. Ebenso wenig konnte bislang die Ikonografie (Sinngebung) des bildhauerischen Schmucks bis ins Letzte entschlüsselt werden. Auf diesen Gebieten will Hüneke aber verstärkt forschen, so durch Stilvergleiche, die durch die Abnahme der Figuren und die Restaurierung erleichtert werden.

Die Arbeiten ordnen sich in die Kampagne „Friedrich 300“ ein. Im Jahr 2012 soll das Neue Palais Mittelpunkt der Veranstaltungen zum 300. Geburtstag seines Bauherren, des Preußenkönigs Friedrich II., sein.

Erhart Hohenstein

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