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In Krampnitz sollen einmal bis zu 10.000 Einwohner leben.

© Ottmar Winter

NS-Gedenkort in Krampnitz gefordert: Potsdam soll die „Rote Kapelle“ würdigen

Verfolgte des Naziregimes und ihre Unterstützer appellieren an die Stadt, im neuen Wohngebiet einen Ort der Erinnerung an die Widerstandsgruppe zu schaffen.

Im neuen Potsdamer Quartier Krampnitz sollen die Widerstandskämpfer:innen der „Roten Kapelle“ gewürdigt werden. Das fordern Verfolgte des Naziregimes und ihre Unterstützer, die sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) zusammengeschlossen haben, von der Stadt Potsdam. Die Stadt plant, in dem künftigen Wohngebiet an die Frauen und Männer des 20. Juli 1944 zu erinnern; Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg war zeitweise in Krampnitz stationiert gewesen.

Der VVN-BdA begrüßt dies, möchte das Gedenken aber erweitern: „In diesem Zug fordern wir ebenso – wenn dies nicht schon durch die Landeshauptstadt Potsdam geplant wird – eine würdige Erinnerung und Gedenken an die Mitglieder der sogenannten Roten Kapelle, die mit Potsdam und Krampnitz im Speziellen verbunden ist“, heißt es in einem Offenen Brief des brandenburgischen Landesverbands des VVN-BdA an die Landeshauptstadt.

„Rote Kapelle“ war die Bezeichnung der Gestapo für ein Netzwerk verschiedener kleiner Gruppen, die insgesamt rund 400 Personen umfassten. Sie halfen Juden und Oppositionellen, dokumentierten NS-Verbrechen und verteilten Flugblätter.

Heimliche Treffen in Marquardt

Eine dieser Gruppen war der seit 1935 bestehende Freundeskreis um Harro Schulze-Boysen, Mitarbeiter im Reichsluftfahrtministerium: Dessen Treffen fanden nicht nur in Berlin statt, sondern auch in Marquardt. Schulze-Boysen war zudem im Generalstab der Luftwaffe in Wildpark West tätig.

Mit zu seinem Kreis gehörte der Bildhauer Kurt Schumacher, der den Eingangsbereiches des Kasernengeländes in Krampnitz gestaltet hatte. 1942 kam die Gestapo mehreren Gruppen auf die Spur, es wurden mehr als hundert Personen verhaftet. Kurz darauf wurden die ersten Todesurteile vollstreckt, darunter auch an Schulze-Boysen.

„Wir halten Krampnitz als einen ehemaligen militärischen Standort für einen adäquaten Ort, um auch den vielseitigen Widerstand gegen das NS-Regime zu erinnern, der nicht nur militärisch geprägt war, sondern, wie sich an der Roten Kapelle zeigt, aus einem vielschichtigen Milieu kam“, heißt es im Offenen Brief. Zu den Mitgliedern der „Roten Kapelle“ gehörten unter anderem Arbeiter:innen, Angestellte, Studierende, Intellektuelle, Künstler:innen und Soldaten.

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