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Entschärfte Bombe in Potsdam: Noch weitere Blindgänger in Babelsberg vermutet

Nach der Entschärfung einer Bombe im Strandbad Babelsberg wird mit weiteren Funden in der Umgebung gerechnet. Im kommenden Frühjahr beginnt die systematische Suche im Park Babelsberg nach weiteren Blindgängern.

Potsdam – Nach der Entschärfung einer verirrten Fliegerbombe unter dem Strandbad Babelsberg wird für das kommende Frühjahr mit fünf bis zehn weiteren Funden in der Umgebung gerechnet. Diese Zahlen nannten der Sprengmeister Mike Schwitzke sowie der Sprecher der für den Babelsberger Welterbepark zuständigen Schlösserstiftung, Frank Kallensee, am Donnerstag auf PNN-Anfrage.

Kallensee sagte, die Stiftung habe im Zuge von anstehenden Sanierungsmaßnahmen im westlichen Parkteil – zwischen Kindermannsee und Geysir – eine systematische Suche nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg veranlasst. Kosten: rund 250 000 Euro. Anhand von historischen Luftbildern, die etliche Bombenkrater in dem Gebiet zeigen, gehe man von bis zu zehn weiteren nicht detonierten Bomben aus. Schwitzke vom Kampfmittelräumdienst des Landes sagte, im kommenden Frühjahr werde die systematische Suche in dem Park begonnen.

Auch im Strandbad Babelsberg könnten noch weitere Bomben sein

Auch für das Strandbad sind ein oder zwei weitere Bomben nicht ausgeschlossen, hieß es – die Suche nach möglichen Sprengkörpern solle ebenso im kommenden Frühjahr vonstatten gehen, so Schwitzke. „Ich hoffe, dass wir vor dem Start der Badesaison fertig sind“, erklärte die Chefin des kommunalen Bäderbetriebs, Ute Sello. Die jetzt gefundene Bombe war nur ein paar Meter vom Sandstrand entfernt unter der Liegewiese entdeckt worden – hier hätten die historischen Luftaufnahmen bereits einen eindeutigen Verdacht nahegelegt, hieß es am Rande der Entschärfung. Der Sprengkörper wurde in rund einem Meter Tiefe gefunden.

Eine Gefahr für Besucher, die sich jahrzehntelang knapp über der Bombe sonnten, habe laut Schwitzke „eigentlich“ nicht bestanden. Allerdings sei nach rund 70 Jahren unklar, ob im Inneren solcher Bomben chemische Prozesse ablaufen und der Sprengstoff instabil werden könnte – mit allen Folgen. Insofern hatte die Stadtverwaltung am Mittwoch, zum Schutz vor einer Druckwelle bei einer möglichen Explosion, auch eine Mauer aus Strohballen rund um den Fundort der Bombe errichten lassen.

Schwitzke: "Das ist dann Berufsrisiko"

Doch jetzt ist die Bombe ungefährlich. Die Entschärfung hatte sich über den gesamten Donnerstagvormittag bis genau 12.04 Uhr hingezogen – dann war der Zünder der 250-Kilo-Bombe entfernt und erfolgreich gesprengt. Die Schwierigkeit bestand darin, dass der amerikanische Blindgänger mit dem Zünder nach unten im Erdreich lag. Daher hatte Schwitzke nicht sehen können, um was für einen Zünder es sich handelte und in welchem Zustand dieser sich befand.

Dennoch entschloss sich das Team, den Sprengkörper auszugraben und mit Hilfe eines Kranfahrzeugs sowie mit Stahlseilen hochzuheben. „Das ist dann Berufsrisiko“, scherzte der 44-jährige Schwitzke später vor Journalisten. Da war es ihm längst gelungen, in nur zehn Minuten den Zünder aus der Bombe zu drehen. „Das war Routine.“ Der eigentliche Sprengstoff und die anderen Reste der Bombe wurden später abtransportiert und sollen vernichtet werden.

Auch die Feuerwehr musste ausweichen

Rund 3100 Menschen in der Umgebung hatten zuvor ab 8 Uhr ihre Wohnungen vorübergehend verlassen müssen, ebenso blieben zwei Schulen sowie drei Kitas zunächst geschlossen. Nachdem die Evakuierung bis 11 Uhr abgeschlossen war, wurde zudem die Hauptverkehrsader Nuthestraße über die Humboldtbrücke gekappt. Auf den Umleitungsstrecken etwa über die Babelsberger Straße bildeten sich lange Staus. Ebenso war der Tramverkehr nach Babelsberg unterbrochen. Insgesamt waren 250 Mitarbeiter der Stadt, der Feuerwehr, der Polizei und des Deutschen Roten Kreuzes im Einsatz.

Betroffen war auch das Hauptquartier der Potsdamer Feuerwehr in der Holzmarktstraße – die Helfer mussten kurzerhand von Brandenburg/Havel aus arbeiten. „Diese Planungen des Landes für solche Fälle haben wir erstmals getestet – und sie haben sich bewährt“, bilanzierte Potsdams Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck. Wichtige Technik und mehrere Fahrzeuge der Feuerwehr waren ebenfalls an andere Standorte gebracht worden.

Solche Maßnahmen finanzierte am Mittwoch die Stadt. Die Kosten für die eigentliche Vernichtung der Bombe tragen dagegen das Land und sein Kampfmittelräumdienst. Die Entschärfung war die 170. in Potsdam seit der Wende und die zwölfte in diesem Jahr. Brunzlow sagte, im Stadtgebiet sei die systematische Bombensuche an öffentlichen Einrichtungen – speziell an Schulen und Kitas – mittlerweile nahezu abgeschlossen. Allerdings gebe es auch Verdachtsflächen, die noch nicht untersucht wurden, so Brunzlow – dies sei auch eine Frage der Kapazitäten.

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