zum Hauptinhalt
Harmonisch. Hilde und Werner Dunemann lernten sich 1943 kennen.

© A. Klaer

70. Hochzeitstag: Nie wieder losgelassen

Wenn eine Wurst eine Hochzeit rettet: 70 Jahre sind Werner und Hilde Dunemann schon verheiratet. Die Hochzeit kam nur durch die Wurst zu Stande.

Potsdam - Auf dem Weg zu ihrer kirchlichen Trauung gibt es ein Problem: In Berlin will man Werner und Hilde nur eine einzelne Fahrkarte für den überfüllten Zug nach Frankfurt (Oder) verkaufen. Wie sollen die beiden es rechtzeitig zu ihrer Hochzeit schaffen? „Werner hat dann eine Wurst gezückt“, erzählt Hilde lachend. Die Bestechung des Schaffners klappt. Beide dürfen mit dem Zug mit.

Alles begann im Kino

Hilde und Werner Dunemann feiern am gestrigen Montag ihren 70. Hochzeitstag. Die beiden lernen sich am 13. März 1943 in einem Kino in Frankfurt kennen. Hilde wohnt dort mit ihren Eltern und fünf Geschwistern. Der damals 20-jährige Soldat Werner macht gerade in der Stadt einen vierwöchigen Lastwagen- Fahrschullehrgang. Im Kino läuft „Der Ochsenknecht“ von Hans Deppe. Sofort sei Werner das hübsche, blonde Mädchen in den Reihen vor ihm aufgefallen, sagt er. Entschlossen fragt er die damals 17-jährige Hilde, ob er sich neben sie setzen dürfe. „Danach hat er mich nie wieder losgelassen“, erzählt Hilde.

Zwei-, dreimal geht das frisch verliebte Pärchen danach sonntagnachmittags gemeinsam spazieren. Dann ist Werners Lehrgang zu Ende und er wird nach Wien versetzt. Das junge Pärchen hält Briefkontakt. Im Juli 1943 gerät Werner nach einem Kampf auf Sizilien, wo er mit seinem Bataillon im Einsatz ist, in die Gefangenschaft der Alliierten und wird über Umwege nach Amerika verschifft. Der gelernte Schlosser gilt nach dem Angriff als verschollen. Selbst sein Kompanieführer weiß nichts über seinen Verbleib. Hilde denkt, ihr Werner ist tot.

Dann kamen wieder Briefe

Nach ein paar Wochen die Erleichterung: „Mit einem Mal hat er sich wieder gemeldet“, sagt Hilde. Vier Jahre schreiben sich die beiden regelmäßig Briefe. Als Werner 1947 zurück nach Hause kommt, werden schnell „Nägel mit Köpfen“ gemacht, wie Hilde erzählt. Am 27. November heiraten sie im Standesamt Hamersleben (Sachsen-Anhalt). Am nächsten Tag reisen sie nach Frankfurt, wo sie am 30. November in der St.-Georg-Kirche kirchlich getraut werden.

Bis 1993 leben die beiden in Frankfurt. Dann ziehen sie in die Nähe ihrer Tochter Barbara nach Groß Glienicke. Neben Barbara haben die beiden ihren Sohn Klaus großgezogen. Mittlerweile zählt das Paar fünf Enkelkinder und 13 Urenkel. „Ich kann mich nicht erinnern, wann sich die beiden einmal richtig gestritten hätten“, erzählt Barbara. Es musste sogar eine neue Couch gekauft werden, weil sie unbedingt nebeneinander vor dem Fernseher liegen wollten. Nur einkaufen geht Werner gern allein. Dann kannn er seine „alten Herren“ treffen und mit ihnen quatschen, sagt Hilde.

Sarah Stoffers

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false